Ein Ärztehaus nach dem Vorbild des Karlstadter Gesundheitszentrum – mit dieser Idee ist der Zellinger Allgemeinmediziner Dr. Johannes Kromczynski 2022 in die Akquise in Marktheidenfeld eingestiegen. Ein Jahr später beauftragt der Stadtrat Mitglieder des Sozial- und Stadtentwicklungsbeirats, sich mit dem Thema Ärztehaus zu beschäftigen. Was aus den Bemühungen von Kromczynski geworden ist, woran es gehakt hat und was der Arzt in seinem Akquise-Jahr für Erfahrungen gemacht hat, erzählt er im Interview.
Dr. Johannes Kromczynski: Das ist nicht ganz richtig. Ich habe mich bereiterklärt, da mitzuwirken und das zu initiieren. Ich habe nie einen Vertrag vorgelegt bekommen, in dem die Stadt gesagt hat: Also Herr Kromczynski, wir beauftragen sie.
Kromczynski: Ja, vom Bürgermeister direkt.
Kromczynski: Ich habe 2022 mit der Akquise begonnen, bin also in Marktheidenfeld von Arzt zu Arzt gereist und habe die Idee vorgestellt.
Kromczynski: Die Idee war, in einem modernen Gebäudekomplex Arztpraxen nahezu aller Fachbereiche mit Anbietern aus dem Gesundheits- und Medizinbereich zu integrieren und kombinieren. Obwohl jeder Dienstleister dabei fachlich, organisatorisch und wirtschaftlich unabhängig und selbstständig arbeitet, verfolgen alle das gemeinsame Ziel: Die Gesundheit und medizinische Versorgung der Patienten und Bevölkerung.
Kromczynski: Vor allem bei denen, die die allgemeinmedizinische Versorgung sichern, aber auch bei Fachärzten wie Internisten, Chirurgen, Neurologen.
Kromczynski: Die Bereitschaft war sehr zurückhaltend. Der Anreiz, in eine neue Praxis zu gehen, besteht bei den meisten Ärzten nicht. Das hat zwei Hauptgründe: Das eine ist die aktuell schwierige, wirtschaftliche Situation. Die Kolleginnen und Kollegen in Marktheidenfeld haben bestehende Praxen und somit einen festen Mietzins. Und jetzt soll etwas Neues gebaut werden. Das wird Geld kosten und muss finanziert werden. Wenn ich statt neun Euro pro Quadratmeter mit 18 Euro, wie bei Neubauten derzeit, rechnen muss, überlege ich mir das natürlich zweimal.
Kromczynski: Die recht hohe Altersstruktur bei den Ärztinnen und Ärzten. Knapp die Hälfte, 47 Prozent, sind 60 Jahre und älter. Viele Praxen sind schon lange auf der Suche nach Nachfolgern. Wenn sie niemand finden, müssen sie zuschließen. Das war auch eine Überlegung für das Projekt: Man baut ein Gesundheitszentrum und wird attraktiver für den Nachwuchs. Denn was sich zeigt, ist, dass junge Medizinerinnen und Mediziner immer seltener als Einzelkämpfer tätig sein wollen. Die wollen sich nicht um Sachen wie Abrechnung, Personalplanung und Logistik kümmern. Die wollen Medizin machen und das lieber in einer größeren Einheit. Daraus ergibt sich: Wenn man die Gesundheitsversorgung vor Ort sichern will, muss man junge Kollegen mit ins Boot holen und sie fragen: Wie wollt ihr arbeiten? Und dann muss man Modelle entwickeln und diese Menschen mitnehmen. Das ist die Chance.
Kromczynski: Das ist ein Punkt.
Kromczynski: Da sind zum Beispiel die kurzen Dienst-Wege für Ärzte und Patienten. Da ist ein Gemeinschaftsraum mit Teeküche, in dem alle Ärzte und Mitarbeiter zusammen kommen können in der Mittagszeit. Der Patient profitiert, in dem er zu seinem Hausarzt, seiner Hausärztin geht. Der überweist ihn an einen Facharzt. Den Termin holt er sich in der Praxis gegenüber oder ein Stockwerk tiefer. Da spielt der Faktor Zeit auch eine Rolle. Am Telefon kommen sie oft in den Praxen gar nicht mehr durch. Es gibt aber auch wirtschaftliche Synergien, wie der gemeinsame Einkauf von medizinischem Material, Reparaturen oder Wartungsverträge.
Kromczynski: Nein, ein Medizinisches Zentrum muss nicht gleich bedeuten, dass man wie ein Medizinisches-Versorgungs-Zentrum (MVZ) organisiert ist. In Karlstadt ist das auch nicht so. Dort besteht das Medizinische Zentrum (MZ) auch aus einzelnen autarken Praxen, die organisatorisch und wirtschaftlich eigenständig sind. Trotzdem entstehen große Synergien.
Kromczynski: Ja, die gab es auch. Aber es waren nicht so viele, dass man sagen kann: Mit dieser Ärztezahl kann man das stemmen.
Kromczynski: Sie brauchen Ärzte aus verschiedenen Fachdisziplinen, aber auch Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Psychotherapeuten und Apotheken. Die Konzentration auf engem Raum ist das attraktive.
Kromczynski: Ich glaube, die Kommunikation zwischen der Stadt und mir hätte besser sein können. Die Stadt hielt sich sehr bedeckt. Es kam ab und zu die Nachfrage, wie weit ich sei. Was ich erreicht habe. Als man dann gemerkt hat: Ah, das wird nichts, hat man entschieden, einen Arbeitskreis zu gründen.
Kromczynski: Nach der Erkenntnis, dass die Ärzte zögerlich sind, hätte man sich zusammensetzen müssen. Die Ärzte und die Stadt. Und besprechen: Wie können wir es gestalten? Was können wir konkret anbieten? Tritt die Stadt mit ein und beteiligt sich? Oder gibt es andere Möglichkeiten? Diese Gespräche sind aber nicht vollzogen worden. Ich sehe das aber auch nicht als meine Aufgabe.
Kromczynski: Ich bezweifle, dass er das Problem lösen kann. Der Arbeitskreis besteht aus Leuten, die nicht involviert sind in das Gesundheitssystem. Wenn, dann müssen Sie die Leute ins Boot holen, die beteiligt werden sollen.
Kromczynski: Warum nicht? Ich sehe es in Karlstadt, wie es sich etabliert hat und was für einen Benefit die Bevölkerung hat. Und wir haben mit dem MZ auch ein Stück weit geschafft, Facharztsitze in Karlstadt zu binden.
Kromczynski: Grundsätzlich besteht bei mir auch weiterhin die Bereitschaft, ein Gesundheitszentrum in Marktheidenfeld zu etablieren. Ich habe eine Akquisephase hinter mir. Ich habe Daten erhoben. Das kann man nutzen. Aber sie können das nicht allein machen. Das Problem in Marktheidenfeld ist: Jeder hat schon etwas Bestehendes. Und das zusammenzuführen ist die Kunst. Sie müssen die Ärzte überzeugen, dass das das Richtige ist. Aber sie müssen auch die Rahmenbedingungen schaffen. Wenn sie die nicht schaffen, dann wird sich der einzelne Arzt überlegen: Warum soll er sich bewegen?
Kromczynski: Die Ärzte wollten sich bewusst verändern. Die Altersstruktur war ein Stück weit anders. Bei den Fachärzten waren die Räumlichkeiten teils auch nicht mehr ausreichend. In Karlstadt hat dann ein Investor, die Gesundheitszentrum Karlstadt GmbH, die Immobilie erworben. Bei der Immobilie handelte es sich um die leerstehenden Räume des ehemaligen Karlstadter Krankenhauses, die auch optimal liegt.