Kaum eine Frage ist für die Stadt Marktheidenfeld so wichtig wie die der künftigen ärztlichen Versorgung. Dazu nimmt die Stadt nun ein Angebot von Dr. Johannes Kromczynski an, der nach dem Vorbild von Karlstadt auch in Marktheidenfeld ein Ärztehaus entwickeln will. Bürgermeister Thomas Stamm hofft, dass spätestens in zwei bis drei Jahren ein solches Zentrum gebaut wird. Die Suche nach dem besten Standort hat begonnen.
Ja, sagt Bürgermeister Stamm in einem Pressegespräch. "Es gibt viele Enttäuschungen im Zusammenhang mit der Schließung des Marktheidenfelder Krankenhauses." Dies gelte auch für ihn. Aber die Entscheidung sei mit Beschluss des Kreistages vom vergangenen Dezember endgültig gefallen. Jetzt müsse man nach vorne schauen und aus der Situation das Beste machen.
Nach dem Vorbild von Karlstadt
Dazu liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, ein Ärztehaus nach dem Vorbild von Karlstadt zu entwickeln. Der Standort soll aber nicht im Baumhof-Quartier auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Marktheidenfeld sein, sondern es wird ein Platz in der Stadtmitte von Marktheidenfeld gesucht. Dies aus zwei Gründen: Zum einen befürchtet der Landkreis die Rückzahlung von zweckgebundenen Fördergeldern in beträchtlicher Höhe, sollte das ehemalige Klinikum in ein Ärztehaus umgewandelt werden. Zum anderen gehöre ein Ärztehaus in die Stadtmitte, damit auch diese von der Anziehung profitiere, die ein solches ärztliches Zentrum hat.
Nun gibt es ein Angebot von dem Zellinger Allgemeinarzt Dr. Johannes Kromczynski, der bereits ein solches Ärztehaus in Karlstadt erfolgreich entwickelt hat. Laut Stamm hat er angeboten, dies auch in Marktheidenfeld zu tun. Kromczynski bestätigt auf Anfrage, dass er die Aufgabe übernommen hat. Der Startschuss sei gesetzt, sagt er in einer ersten Stellungnahme. Er suche jetzt den Kontakt zu den ärztlichen Kollegen, denn das Projekt könne nur gemeinsam gelingen. Es seien auch schon verschiedene Standorte in Erwägung gezogen.
Dabei will die Stadt ihn unterstützen. Die Kriterien, die ein Standort erfüllen müsse, sind die Nähe zur Innenstadt und die gute Erreichbarkeit mit Parkplätzen. In Frage käme der alte Festplatz. Es werden aber noch andere Standorte, die im Besitz der Stadt sind, geprüft. Zudem gäbe es Angebote von privater Seite auf Umwandlung von Bestandsgebäuden. "Aber", betont Stamm, "wir sind noch ganz am Anfang".
Die Suche nach dem passenden Standort ist die eine Seite, die andere ist die Frage, gibt es genügend Ärzte, die bereit sind, in ein solches Zentrum zu gehen? Welche Fachärzte dürfen sich dort niederlassen? Gibt es niedergelassene Hausärzte, für die es attraktiv ist, ihre Praxis in das neue Ärztehaus zu verlegen? Auch hier gilt, "es gibt nur erste Überlegungen", so Stamm.
Was wird aus dem Baumhof-Quartier?
Zur künftigen Entwicklung des Baumhof-Quartiers mit dem ehemaligen Krankenhaus hat der Landkreis schon im November ein Konzept vorgelegt, das demnächst auch noch einmal im Marktheidenfelder Stadtrat vorgestellt wird. Es beinhaltet den Neubau eines Senioren- und Demenzzentrums, ein Servicewohnheim für Senioren, ein Bildungszentrum und ein Gebäude für Forschung und Entwicklung sowie Wohnraum für Jung und Alt. "Gut, wenn das alles kommt", sagt Stamm, aber es schwingt ein bisschen Skepsis mit, ob sich dies alles verwirklichen lässt.
Stamm hat Verständnis, dass sich diese Pläne nicht alle auf einmal verwirklichen lassen. Aber er erwartet, dass mit dem Neubau des Seniorenzentrums wie angekündigt im Jahr 2023 begonnen wird.
Er begrüßt auch, dass es eine klare Festlegung darauf gibt, dass das Bildungszentrum für Pflegeberufe in Marktheidenfeld erhalten bleibt und weiter entwickelt wird. Viele der dort geplanten Einrichtungen sollen mithilfe von privaten Investoren errichtet werden. Stamm hofft, dass sich diese für das Projekt begeistern werden.
Auch im neuen Lermann-Gebäude sind 70 Service-Wohnungen für ältere Menschen geplant, die nach Bedarf Pflegeleistungen dazu buchen können. Stamm sieht da keinen Konflikt zu den Plänen des Landkreises, da er sicher ist, dass es eine hohe Nachfrage nach solchen Wohnungen gibt. Marktheidenfeld habe auch eine Zentralitätsfunktion und ziehe Bewohner aus dem Umland an, die eine solche Wohnung suchen.
Na, da bin ich aber mal gespannt, ob der Kreis dann überhaupt noch genug Geld aufbringen für die dringendere Schulsanierung in Marktheidenfeld, die man ja auch ständig verschiebt...