
Im Frühjahr stimmte der Karlstadter Stadtrat dem Bau von sieben Wohnblöcken im Gewerbegebiet Hirschfeld zu, mittlerweile laufen dort die Bauarbeiten. Voraussichtlich bis Weihnachten sollte die Notunterkunft in der Erwin-Ammann-Halle noch bestehen bleiben, hieß es zu der Zeit vonseiten des Landratsamts. In einer Pressekonferenz gab das Amt gemeinsam mit einem Vertreter der Regierung von Unterfranken nun weitere Details zum Vorhaben bekannt – ein Versprechen zur Erwin-Ammann-Halle fiel allerdings nicht.
Wie berichtet, sollen die Wohnblöcke aus kleinen Apartments für jeweils vier Personen oder fünfköpfige Familien bestehen. "Geboren war die Idee als Notunterkunft in Containerbauweise", sagte Lothar Menzel aus dem Sachgebiet Flüchtlingsunterbringung und Integration bei der Regierung von Unterfranken. Aufgrund der Kapazität und der Laufzeit der Unterkunft übernahm schließlich die Regierung von Unterfranken die Planungen und künftig den Betrieb – und nicht das Landratsamt. So wird im Hirschfeld eine Gemeinschaftsunterkunft entstehen, in der Menschen über die Dauer ihres Asylverfahrens untergebracht werden sollen.
Das schließe nicht aus, dass die dort untergebrachten Menschen arbeiten oder Deutschkurse besuchen können. Wer eine sichere Bleibeperspektive habe, etwa Menschen aus Syrien oder Afghanistan, könne das schon während des Verfahrens tun, so Menzel. Auch die Kinder dürfen Schulen und Kindergärten besuchen.
Rückbauverpflichtung nach Ablauf der Verträge
Zwei Drittel der Zuwanderer seien Menzel zufolge aktuell alleinreisende Männer, sodass einige Apartments zu Wohngemeinschaften werden. Grundsätzlich soll auch Wohnraum für Familien geschaffen werden; auch für Familien mit mehr als drei Kindern würde sich die Bauweise mit gegenüberliegenden Wohnungen anbieten.
"Wir werden einen Wohncharakter erzielen, mit Holzbauweise und Außendämmung", erklärte Menzel in der Pressekonferenz. Keine Container, sondern ein "Wohndorf", so bezeichnete er die geplante Anlage. Die Zufahrtsstraßen sollen asphaltiert werden; die Pacht- und Mietverträge sind für eine Laufzeit von zwölf Jahren ausgelegt.
Anschließend müsse neu verhandelt werden. Gibt es keine Einigung, bestehe eine Rückbauverpflichtung, sodass die Stadt Karlstadt das Grundstück wieder anderweitig nutzen könnte. Mieter der Anlage wird die Regierung sein, Vermieter und Investor die Freiraum eGbr, Errichter die Firma Liebstückel. Für die Freiraum eGbr sind Hubert und Martin Liebstückel als alleinige Gesellschafter eingetragen.

Den Betrieb der Unterkunft wird die Regierung von Unterfranken übernehmen und auch das Personal vor Ort stellen. Ein Verwalter sowie ein Hausmeister sind vorgesehen. Security-Dienste, wie sie derzeit an den Notunterkünften im Landkreis eingesetzt sind, stelle die Regierung nur in bedeutend größeren Gemeinschaftsunterkünften als der in Karlstadt geplanten, so Menzel.
Die Bauzeit liegt laut Menzel bei etwa sechs Monaten. Markus Krämer, Abteilungsleiter des Kommunalen Hoch- und Tiefbaus im Landratsamt, pflichtete ihm bei – er schränkte aber ein, dass das von den Wintermonaten abhängig sei.
Abhängig von der Entwicklung im Ankerzentrum Geldersheim
Was das für die Räumung der Notunterkunft in der Erwin-Ammann-Halle bedeutet, dazu konnten weder Landratsamt noch Regierung feste Aussagen treffen. Derzeit seien 78 Personen in der Halle untergebracht, die Zahl der dezentralen Unterkünfte sei auf 76 angestiegen. "Falls die Zahlen wie aktuell bleiben, könnten wir Weihnachten schaffen", sagte Stefan Krebs, Abteilungsleiter für kommunale und soziale Angelegenheiten im Landratsamt.
"Wir hoffen, dass wir die Menschen schon vorher aus den Notunterkünften herausholen können", sagte Menzel. Beide betonten, dass die zukünftige Situation allerdings nicht vorhersehbar sei. Wie es in Zukunft mit Notunterkünften aussieht, ist etwas komplizierter. "Hätten wir eine solche Unterkunft gehabt, die leer gestanden hätte, hätte es keiner Notunterkunft bedurft", sagte Krebs. Anderseits ist die Unterkunft im Hirschfeld nicht direkt mit der Erwin-Ammann-Halle verknüpft, erläutert Menzel – eher mit Blick darauf, die Notunterkunft in der Halle schon vorab zu räumen.
Je nachdem, wie sich die Situation im Ankerzentrum in Geldersheim entwickle, könnten trotzdem auch wieder Notunterkünfte nötig sein. Das Ankerzentrum habe eine Maximalkapazität von 1500 Personen. Im November 2023, als die Erwin-Ammann-Halle belegt wurde, sei man dort bei 2100 Bewohnern angelangt gewesen. Aktuell liege die Zahl allerdings bei 1054 Menschen in Geldersheim.
Ein Punkt bei der Gemeinschaftsunterkunft im Gewerbegebiet ist die Lage abseits des Stadtkerns. Der Helferkreis hatte über Wolfgang Tröster (Grüne) im Stadtrat nachfragen lassen, ob man über einen Gemeinschaftsraum auf dem Gelände nachdenken könnte, um dort Angebote wie Deutschkurse abzuhalten. Das brachte er in einer Sitzung im Mai vor. Zur Regierung sei dieser Wunsch nicht vorgedrungen, erklärte Menzel. Es wäre aufgrund des Grundstücks aber auch nicht realisierbar gewesen, zugunsten von kleineren Wohneinheiten: "Bei dieser Anlage haben wir auf den Wohncharakter Wert gelegt."