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Karlstadt
Ammann-Halle bleibt länger Notunterkunft als angenommen: Wie Schulen und Vereine reagieren
Dass die Nutzung für den Sport auch nach den Sommerferien nicht möglich ist, kam für die Verantwortlichen überraschend. Auch der Karlstadter Bürgermeister habe vorab nichts gewusst.
Wo vorher Sport getrieben wurde, leben nun teils ganze Familien auf kleinstem Raum, weil es derzeit ihre einzig mögliche Unterkunft ist: die Erwin-Ammann-Halle in Karlstadt.
Foto: Johannes Kiefer | Wo vorher Sport getrieben wurde, leben nun teils ganze Familien auf kleinstem Raum, weil es derzeit ihre einzig mögliche Unterkunft ist: die Erwin-Ammann-Halle in Karlstadt.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 24.05.2024 02:53 Uhr

Die Verantwortlichen aus Schulen und Vereinen hatten gehofft, die kommende Wintersaison nicht auf die Erwin-Ammann-Halle verzichten zu müssen. Nun soll die Halle bis zu den Weihnachtsferien weiterhin nicht für Sport zur Verfügung stehen. Es ist noch einmal Geduld und Improvisation gefragt. Die Reaktionen der Schulen und Vereine fallen gemischt aus. Aber auch von funktionierenden Lösungen können sie berichten.

Thorsten Stöhr, Schulleiter der Realschule, sieht die spätere Freigabe der Halle gelassen: "Wir hatten das schon so erwartet. Ich sehe da kein Problem." Er gehe davon aus, dass die Ausweichhallen weiter zur Verfügung stehen. Die Organisation des Sportunterrichts habe gut funktioniert. Vor allem aus Rücksicht auf die Vereine werden die Abschlussprüfungen in den Klassenzimmern geschrieben statt in den Turnhallen.

Das Gymnasium wich für das Abitur ebenfalls auf zwei Klassenräume aus. Das habe geräuschlos geklappt, erklärt Schulleiter Gerald Mackenrodt. Die Nachbarschaft zur Erwin-Ammann-Halle verlaufe weiterhin gut und sei keine Beeinträchtigung. Anders sehe es beim Sportunterricht aus: Durch die langen Wege zu den Ausweichhallen seien nicht mehr als 50 Minuten Sportunterricht möglich.

Wenig Reaktionszeit vor den Pfingstferien

"Wir hätten schon damit gerechnet, dass es Ende des Schuljahres beendet wäre", sagt Mackenrodt. Vor allem hätte er sich gewünscht, zu einem früheren Zeitpunkt informiert zu sein. Er habe die Nachricht zwei Tage vor den Pfingstferien erhalten und so keine Reaktionszeit gehabt, um die Situation im Kollegium zu besprechen, bei den zuständigen Stellen noch einmal nachzufragen und die Eltern zu informieren.

"Wir sind absolut unglücklich mit der Situation", sagt Christoph Weißhaar, Vorsitzender des TSV Karlstadt. Besonders betroffen seien die Abteilungen Basketball, Handball, Turnen und Leichtathletik. Der Leistungssport sei etwa durch eine Sportgemeinschaft mit Thüngersheim gesichert, aber es wäre nicht gut, "wenn die zweite Wintersaison flöten geht für die Leichtathleten".

Voraussichtlich keine größere Sanierung der Halle nötig

Er macht deutlich, dass er weder Stadt noch Landratsamt kritisiert, sondern will etwas von einer "höheren Behörde" wissen, an der die Verzögerung bei den geplanten Modulbauten im Hirschfeld hing. Weißhaar sorgt sich außerdem, dass eine Sanierung der Halle nötig sein werde. Auf Nachfrage beim Landratsamt heißt es mit Verweis auf Erfahrungen mit anderen Hallen, dass lediglich von einer ordentlichen Reinigung und gegebenenfalls kleineren Instandsetzungsarbeiten ausgegangen wird.

Alfred Maasz, Vorsitzender der LG Main-Spessart, sieht zunächst kein Problem. "Wir haben uns im Winter im Freien ganz gut arrangiert", sagt er. Ende April nächsten Jahres sollen allerdings die Bayerischen Staffelmeisterschaften in Karlstadt stattfinden, dafür bräuchte es die Umkleidemöglichkeiten in der Halle. Um planen zu können, wäre spätestens im September eine gesicherte Information darüber nötig. Scheitern werde die Durchführung der Meisterschaft an der Halle als Notunterkunft aber nicht. Es wäre, mit größerem logistischen Aufwand, möglich, nach Marktheidenfeld auszuweichen. 

Bürgermeister: "Wir helfen, wo es geht"

Die Turngemeinde ist indirekt betroffen: Sie stellt ihre Halle morgens für die Schulen und abends für die Vereine zur Verfügung. Vorsitzender Horst Schneider hatte am Donnerstagnachmittag noch keine Informationen darüber, dass die Halle erst im Winter freigegeben werden soll.

In der Stadtratssitzung am Donnerstag war der Bau der Unterkunft für Geflüchtete im Hirschfeld erneut kurz Thema: Grünen-Stadtrat Wolfgang Tröster stellte die Anfrage, ob man über einen Gemeinschaftsraum auf dem Gelände nachdenken könnte. Er sei aus dem Helferkreis darauf angesprochen worden, um auch im Winter dort Angebote, etwa Deutschkurse, abhalten zu können.

Bürgermeister Michael Hombach (CSU) stellte klar: "Wir sind nicht Bauherren. Wir helfen bei der gesamten Thematik, wo es geht." Er schilderte, wie er zwei Tage vor Weihnachten eine Sondersitzung zum Angebot des städtischen Grundstücks einberufen habe. "Ich habe mich auf die Hinterfüße gestellt, weil die Regierung von Unterfranken den Vertragsentwurf für die Investoren nicht zugeleitet hat", sagte er weiter. Ihm sei selbst nicht bekannt gewesen, dass die Halle erst Ende des Jahres freigegeben werde. 

 
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