Es herrschte Hochstimmung auf dem zehnten "Karlstadter Nockherberg" mit der Fastenpredigt in der Gambacher Musikhalle. Als "Bruder Barnabas" nahm Werner Hofmann das aktuelle Geschehen in der Welt und in der Heimat aufs Korn – manchmal bissig, aber versetzt mit nachdenklichen Momenten. Selbstverständlich wurden Politikerinnen und Politiker aus Main-Spessart scharfzüngig "derbleckt".
Eine höchst temperamentvolle und mitreißende musikalische Vorstellung gab Matthias Walz. Als dritter im Bunde präsentierte sich Thomas Väth, "der Schmied von Bischbrunn". Moderator des Abends war Bernhard Hahn.
Keine Altersmilde nach zehn Jahren bei "Bruder Barnabas"
Altersmilde hat sich beim "Bruder Barnabas" auch nach zehn Jahren nicht eingestellt. Werner Hofmann zeigte sich wie gewohnt mit beißendem, manchmal auch derbem Spott, aber stellenweise auch facettenreicher, nachdenklicher als sonst. "Der Schein trügt, wenn man glaubt, dass in Gambach die Welt noch in Ordnung ist", so seine erste Feststellung. Dann gab es einen Rundumschlag für die "Große Politik" mit dem derzeitigen "Ampelloch", in das die drei Regierungsparteien gefallen seien.
Er sprach über den Bundeskanzler, der seine Sprache verloren hat und nicht versucht, sie wiederzufinden. Thema waren auch die Klimakleber und Bauernproteste, die bald von der Rentnerrevolte abgelöst werden, wenn sie sich vor dem Kanzleramt mit ihren Rollatoren festklebten. Da war das Dilemma der "Grünen", wenn beispielsweise die Außenministerin mit dem Flugzeug in aller Welt herumdüst, aber: "Eine diplomatische Reise nach Israel mit dem Lastenrad sieht schon blöd aus".
Etwas Lob und viel Kritik für Main-Spessart
Lob gab es zunächst für die Heimat: Wenn so viele Karlstadter öffentlich gegen "die Braunen" aufstünden und so viele junge Leute mit dabei seien, dann macht das Mut, findet "Barnabas". Dann aber hagelte es Kritik: für die gewaltige Kostensteigerung und die ständigen Verzögerungen beim Klinikum– "Bis zum jetzigen Spatenstich sind schon drei Spaten verrostet". Bürokratie und ausufernder Personalstand im Landratsamt standen ebenfalls auf seiner Liste: 426,23 Angestellte und 69,61 "richtige Beamte", einschließlich der Landrätin. Da fragt sich aber: "In welchem Büro sitzen die 0,23 Angestellten und wo versteckt sich der Zweidrittelbeamte?".
Selbstverständlich gehe derzeit politisch nichts ohne die neue Kultusministerin Anna Stolz aus Arnstein. Sie müsse als Schul-Chefin nicht überlegen, wo es hapert, denn "das gesamte Schulsystem ist am Arsch" und da ist es egal wo man mit dem Aufräumen anfängt. Probleme für sie gibt es für sie hauptsächlich mit dem Abba-Tänzer Markus Söder und dem Zettelverweigerer Hubert Aiwanger.
Spott für Bürgermeister und Stadtrat
Spott hatte der Fastenprediger für Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach, der besser und länger rede als jeder Pfarrer und vor allem Selfies im Mitteilungsblatt publiziert. Dabei gäbe es viel fortzuentwickeln: das Fahrradkonzept, das Hegewaldgelände und der neue Kindergarten, das alles werde erst fertig sein, wenn die Kinder längst in Rente sind. Während in der Stadt bei der SPD Not auf Elend treffe, und der Grünen-Chef Gerhard Kraft die Fäden ziehe, liege der Stadtrat noch in der Corona-Lethargie, er leide kollektiv an Long Covid.
Doch der "Barnabas" kann auch leise: "Wir müssen lernen, gelassener zu werden. Uns ginge es besser, wenn wir uns nicht immer selbst im Wege stünden", meinte er und zum Schluss gab es eine bewegende Hommage auf den kürzlich verstorbenen ehemaligen Landrat Armin Grein.
Matthias Walz in Bestform beim "Karlstadter Nockherberg"
Vogelwild wie seine Frisur zeigte sich der musikalische Kabarettist Matthias Walz in Bestform und nahm die gegenwärtigen Ereignisse aufs Korn. "In Karlstadt geht's voran", verkündete er und verwies auf den neuen Radweg, auf dem man für eine stolze Million Euro dahin fahren kann, wo man vorher schon nicht hin wollte. Frechen Spott gab es für Sabine Sitters Internetauftritt im vergangenen Wahlkampf, wo sie "Mobilität" mit einem Spaziergang an der Saale und "Sicherheit" erklärte.
Im bemerkenswerten musikalischen Beitrag "Despotenwalzer" ging es nicht nur um Putin, Erdogan und "Konsorten". Vergleiche von Hubert Aiwanger mit Adolf Hitler finde er unmöglich, da der typische Hitler-Duktus zum niederbayerischen Dialekt nicht passe. Ein weiteres Musikstück betrachtete die Gründe, aus denen Ministerpräsident Söder seinen Vize Aiwanger nicht entlässt: "Neben dir seh' ich gut aus."
Ausgedehnte Büttenrede des "Schmieds von Bischbrunn"
Ein bisschen arg viel Süßholz raspelte er, als es um Kultusministerin Anna Stolz ging. Sie sei die einzige, die Söder widerspreche und auf ihre Kompetenz als Ministerin bestehe. Eigentlich könnte sie jetzt auch den "Großen Vorsitzenden" Hubert Aiwanger gehörig zusammenfalten. Das Publikum raste vor Begeisterung und verabschiedete Walz nach zwei Zugaben mit stehendem Applaus.
An eine ausgedehnte Büttenrede erinnerte der Beitrag von Thomas Väth, dem "Schmied von Bischbrunn". Er kokettierte mit seinem Gewicht: "Mit meinem Vorrat am Bauch könnte ich bis Barcelona joggen", und sang zur Gitarre: "Ich sauf im Lebe nimmer Wei'". Wenn Faulheit olympische Disziplin wäre, würde er den vierten Rang belegen – als Dritter müsste er nämlich hinauf aufs Podest. Dem Publikum gefiel es und Väth wurde reichlich mit Beifall bedacht.
Um die Gegenwart auszuhalten, braucht "Bruder Barnabas" Starkbier
Alleine hält er die Gegenwart nicht aus, da hilft auch kein normales Bier. Es müsse schon Starkbier sein, verkündete "Bruder Barnabas". Deshalb wurde auch zu Beginn der Veranstaltung zünftig ein Fass Bier des Hauptsponsors Würzburger Hofbräu angestochen. Kultusministerin Anna Stolz schien zunächst recht gute Arbeit zu leisten, doch aus dem Hahn kam nichts raus. Als Axel Kochinki, Geschäftsführer der Hofbräu, mit Hand anlegte, sprudelte das Bier reichlich, allerdings bis zum Boden.
Die musikalische Begleitung lag wie immer bei der bestens bewährten "Gambacher Spätlese" unter der Leitung von Dieter Baier.