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Karlstadt
910.000 Euro für 2,4 Kilometer: Wären die Arbeiten am Maintalradweg in Karlstadt auch günstiger möglich gewesen?
In den nächsten Monaten wird der Radweg am Main erneuert. Die Sperrung soll bis Ende Juni gelten. Ein Karlstadter Architekt meint: Die Arbeiten sind zu aufwendig geplant.
Die Arbeiten am Maintalradweg bei Karlstadt im April. Im Hintergrund ist die Karolingerbrücke zu sehen.
Foto: Stefanie Koßner | Die Arbeiten am Maintalradweg bei Karlstadt im April. Im Hintergrund ist die Karolingerbrücke zu sehen.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:05 Uhr

Derzeit laufen die Arbeiten am Maintalradweg von Karlstadt in Richtung Gambach. Ausgebaut werden soll eine Strecke von insgesamt 2,4 Kilometern Länge vom Hotel Mainpromenade bis zur Kläranlage. Die Stadt Karlstadt kalkuliert dafür mit 910.000 Euro. Davon werden 514.000 Euro vom Bundesamt für Logistik und Mobilität (BAG) übernommen, weil der Abschnitt Bestandteil des 1021 Kilometer langen Fernradwegs D5 "Saar-Mosel-Main" von Saarbrücken über Trier, Koblenz, Mainz, Frankfurt am Main, Würzburg und Bayreuth bis zur tschechischen Grenze ist. Vor einem Jahr ging die Stadt noch von Gesamtkosten in Höhe von 680.000 Euro aus.

910.000 Euro für 2,4 Kilometer Radweg: Wäre das auch günstiger gegangen? Ein Unternehmer aus Karlstadt, der selbst in der Baubranche tätig ist, vermutet das. Er hat sich bei dieser Redaktion gemeldet und sagt, der Ausbau erfolge viel zu aufwendig.

Der Radweg sei gerade in der Stadt in einem guten Zustand gewesen. Anstatt zunächst etwas davon wegzureißen, um danach wieder zu verbreitern, wie bereits an der Karolingerbrücke geschehen, hätte man den Weg auch einfach nur um die 50 fehlenden Zentimeter verbreitern können, meint der Mann. So werde nun "jede Menge Bitumen weggeschmissen, das ist für mich unverständlich". Habe das Vorgehen möglicherweise auch etwas mit der staatlichen Förderung zu tun?

Stadt: Baufachleute sind auf Gegebenheiten eingegangen

Auf Nachfrage teilt Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt Karlstadt, mit, dass die Anmerkungen des Karlstadters für die Stadtverwaltung nicht nachvollziehbar seien: "Alle beteiligten Planer sowie Sonderfachleute und auch die beauftragte Baufirma sind ganz speziell auf die Gegebenheiten vor Ort eingegangen und haben auch ganz spezielle Lösungen gefunden."

910.000 Euro für 2,4 Kilometer: Wären die Arbeiten am Maintalradweg in Karlstadt auch günstiger möglich gewesen?

Nachdem die Baumaßnahme im Überschwemmungsbereich des Mains liege und zudem mit 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten vom BAG gefördert werde, seien die zuständigen Behörden in die Entscheidungsprozesse einzubinden und deren Genehmigungen einzuholen gewesen. Heck sagt: "Dies ist erfolgt."

Vom Verkehrsanlagenplaner über Bodengutachter, örtliche Bauüberwacher bis hin zur ausführenden Firma sei ausnahmslos fachlich qualifiziertes Personal mit der Umsetzung der Maßnahme betraut. "Ferner sind unsere Mitarbeiter der städtischen Tiefbautechnik Fachleute und haben in ihrer Tätigkeit immer wieder mit solchen Baumaßnahmen zu tun und verfügen natürlich dadurch über eine entsprechende fachliche Erfahrung", teilt Uli Heck weiter mit.

Arbeiten am Radweg laufen derzeit am Hotel Mainpromenade

Er empfehle dem kritischen Karlstadter, mit seinen fachlichen Ausführungen auf die Mitarbeiter in der Tiefbautechnik zuzukommen, damit ein Austausch von Fachmann zu Fachmann stattfinden könne. "Unsere Mitarbeiter stehen hier gerne zur Verfügung", so Heck.

Am Hotel Mainpromenade sieht man bereits, wo der neue Radweg verlaufen wird.
Foto: Stefanie Koßner | Am Hotel Mainpromenade sieht man bereits, wo der neue Radweg verlaufen wird.

Ab der Ecke Hotel Mainpromenade stadtauswärts wird der Radweg zukünftig auf den ersten etwa 270 Metern unterhalb des Spielplatzes verlaufen. Dann trifft er bei der jetzigen Rollschuh- und Eisbahn, die ersatzlos weichen muss, wieder auf die Ursprungsroute. Beide Wege werden jeweils eine Breite von zweieinhalb Metern haben.

Der gemeinsame Rad- und Fußweg wird bis zur Karolingerbrücke weitergeführt, dort wurde er bereits auf vier Meter verbreitert. Von der Brücke bis etwa nach Ende der Kläranlage wird der Radweg ausgebessert und die Unebenheiten in Richtung Gambach beseitigt. Damit der Radverkehr weiter fließen kann, werden beziehungsweise wurden Umleitungen eingerichtet. Sie gelten voraussichtlich bis Ende Juni.

 
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  • G. S.
    @hook
    Sie bringen es auf den Punkt.
    Und dann klopfen sich die Herren im Rathaus noch auf die Schultern…..
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  • B. K.
    "Alle beteiligten Planer sowie Sonderfachleute und auch die beauftragte Baufirma sind ganz speziell auf die Gegebenheiten vor Ort eingegangen und haben auch ganz spezielle Lösungen gefunden.".......und alle wollen daran verdienen, da wird man doch nicht auf eine machbare, preiswertere Lösung zurück greifen!
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  • T. K.
    Der "Architekten-Fachmann" ist in meinen Augen keiner, da er offenbar weder das aktuelle Preisniveau im Tiefbau kennt, noch sich mit dem Wegebau an sich auskennt. Bei 2,4 km Länge und 4 m Ausbaubreite kommt man auf einen Preis von ca. 95 €/m2. Ein aktuell normaler Preis bei einem Vollausbau mit etwa 30- 40 cm Gesamtaufbau, incl. Frostschutzschicht und Asphalt. Ich habe in den letzten Jahren schon Preise von 100 - 120 €/m2 erlebt. Der vorhandene Asphalt wird im übrigen nicht weg geschmissen, sondern im Regelfall wieder verwendet und neuem Asphalt in Teilmengen zugemischt. Die Idee an den bestehenden Weg 50 cm dran zu flicken ist bautechnisch auch nicht sinnvoll. Man kann noch so gut verdichten. Es besteht die Gefahr von unterschiedlichem Setzungsverhalten und dann reißt der Weg ab. Also ist der komplette Neubau meiner Ansicht nach die sinnvollste und auf lange Sicht hin wirtschaftlichste Lösung.
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  • W. G.
    Günstiger hin oder her... Das schlimme an der Sache ist die Motivation dahinter. Hauptsache Zuschuß, egal ob sinnvoll oder nicht... Auch Zuschüsse müssen von irgendeinem bezahlt werden... Meistens vom Steuerzahler. Ich finde das furchtbar, das Geld so rauszuschmeissen, bloß weil es Zuschüsse sind. Sinnvoller wäre meiner Meinung nach die Beseitigung unzähliger Schlaglöcher in der Stadt, Radfahren und zu Fuß ist das schon oft gefährlich... Auch für den Rollschuhplatz, kein Cent übrig. Der Zustand war so schlecht, selbst wenn man wollte, fahren war nicht mehr möglich. Reparatur? Fehlanzeige... Wohl weil man keine Zuschüsse verwenden konnte... Nehmermentalität überall wo man hinschaut ... Wie soll das auch anders sein wenn die Politik mit solchem Beispiel vorangeht?
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