Seit kurzem leuchtet es wieder im Schaufenster in der Mitteltorstraße 30 in Marktheidenfeld. Zuletzt war dort der Unverpackt-Laden "MyLocalFarm" untergebracht. Seit längerem waren dessen Öffnungszeiten jedoch stark eingeschränkt, mittlerweile ist er geschlossen. Jetzt stellt Michael Rohm seine handgefertigten Deko-Gegenstände dort aus, die er seit etwa drei Jahren unter dem Namen "MeinHolzstück" fertigt.
Ein "richtiges" Ladengeschäft ist das jedoch nicht. Geöffnet ist nur sporadisch – etwa am vierten Adventssamstag, 21. Dezember, ab 10 Uhr. Dann wird es auch Glühwein geben, verspricht Rohm. Am Schaufenster stehen seine Kontaktdaten. Wer Interesse an einem der ausgestellten Stücke hat, kann ihn anrufen oder ihm schreiben.
Zwei Seiten profitieren vom belebten Schaufenster
"Ich habe schon längere Zeit nach einer Möglichkeit gesucht, meine Unikate in der Innenstadt zu zeigen", so der 51-jährige Marktheidenfelder. Mit den Vermietern sei vereinbart, dass er bleiben kann, bis diese einen neuen Mieter gefunden haben. Bis dahin profitieren beide Seiten: Das Schaufenster ist belebt und Rohm hat eine Möglichkeit, seine Werke auszustellen.
Er könne sich auch gut vorstellen, zusammen mit Gleichgesinnten ein gemeinsames Ladengeschäft zu betreiben. "Vorausgesetzt, es passt zu uns", sagt er. Es passe, wenn die Produkte aus der Region stammen und handwerklich hergestellt sind – so wie seine Dekogegenstände. Diese fertigt er aus heimischen Hölzern oder upcycelt alte Baumaterialien.
Jedes Stück ist ein Unikat
Besonders gefragt waren in den vergangenen Wochen Rohms "Adventsbalken": rustikale Eichenstücke von Abrisshäusern mit je vier Teelichtgläsern. Auch die Engel, etwa aus Resten von unbehandelten Kirschen- oder Fichtenstämmen, werden gerne verschenkt, erzählt Rohm. Die Ideen für die Werke entwickelt er selbst, einen Großteil seiner Inspiration holt er sich im Internet. Manchmal kommen auch Kunden mit Vorschlägen zu ihm, die er ins Sortiment aufnimmt. "Jedes der Stücke gibt es nur ein einziges Mal, weil es aus natürlich gewachsenem Holz hergestellt ist", so Rohm.
Seine Lebensgefährtin Ilona Ehrenberg, die wie er bei der Firma Schleunung in Marktheidenfeld arbeitet, steht ebenfalls mit in der Werkstatt. Sie ist unter anderem dafür zuständig, dass die zugesägten Teile geölt, gewachst oder mit etwas Blattgold verziert werden.
In Eintracht in der Holzwerkstatt arbeiten
Wenn die beiden in der Werkstatt stehen und Holz bearbeiten, kann es durchaus passieren, dass die Zeit wie im Flug vergeht. "Dann sind drei Stunden gar nichts", sagt Ehrenberg. Teilweise arbeiten sie in Eintracht still vor sich hin, manchmal nutzen sie das gemeinsame Hobby, um sich über den Alltag auszutauschen. Rohm sagt, wenn er mal einen schlechten Tag habe, stelle er die Bandsäge nach fünf Minuten wieder ab, mache das Licht aus und fahre eine Runde Fahrrad. "Das schöne ist, wir machen das, wenn wir Lust darauf habe. Aber wir müssen es nicht machen."
Mit Holz habe er schon immer gerne gewerkelt, sagt Rohm. Das Hobby hat er während der Corona-Pandemie intensiviert. Davor sei wegen seines Engagements bei der Freiwilligen Feuerwehr keine Zeit dafür gewesen. Rohm war bis 2018 Kommandant der Marktheidenfelder Wehr, dann kurzzeitig Kreisbrandinspektor, bevor er das Amt aus persönlichen Gründen niederlegte.
Wenn das Holzlager voll ist, kann die Produktion von Osterhasen beginnen
"Während der Corona-Krise hatte Selbstgemachtes Hochkonjunktur", so Rohm. Makramee knüpfen, Beton gießen, häkeln und stricken, Holz bearbeiten: Es gab viele WhatsApp-Gruppen, in denen sich Gleichgesinnte ausgetauscht haben. Das Interesse der Menschen am Handwerken und an "Handmade-Sachen" sei wieder zurückgegangen, beobachten Rohm und Ehrenberg.
Kurz vor Weihnachten 2021 haben die beiden begonnen, ihre Sachen bei Facebook und Instagram vorzustellen. Gleichzeitig machte Rohm bei sich zu Hause einen Garagenverkauf für den Bekanntenkreis. "Wir haben eine Feuertonne aufgestellt, Glühwein ausgeschenkt und unsere Sachen ausgestellt", sagt er. Diese Veranstaltung gibt es mittlerweile nicht nur vor Weihnachten, sondern auch zu Ostern, mal mit weiteren Angeboten an heimischem Honig, mal mit handgemachten Seifen.
Doch bevor Rohm und Ehrenberg mit der nächsten Produktion von Osterhasen beginnen können, müssen sie erstmal ihr Holzlager wieder auffüllen.
