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Karlstadt
Dem "Bio-Cowboy" reicht's: Thomas Garos verlässt nach erneutem Ärger den Karlstadter Markt
Weil er sich wiederholt vom Ordnungsamt unfair behandelt fühlt, wird der Karbacher dem Grünen Markt künftig fernbleiben. Was die Stadt Karlstadt zu den Vorwürfen sagt.
Bio-Marktstandbetreiber Thomas Garos hat sich am 24. November auf dem Karlstadter Markt von seinen Kundinnen und Kunden verabschiedet.
Foto: Patty Varasano | Bio-Marktstandbetreiber Thomas Garos hat sich am 24. November auf dem Karlstadter Markt von seinen Kundinnen und Kunden verabschiedet.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:00 Uhr

Am vergangenen Donnerstag hat Thomas Garos zum letzten Mal seinen Bio-Stand "Natur pur" auf dem Grünen Markt in Karlstadt aufgebaut. "Das war sehr emotional für mich", sagt der 38-jährige Karbacher, der oft mit einem markanten Hut auftritt und deshalb von seinen Kundinnen und Kunden den Spitznamen "Bio-Cowboy" verpasst bekam. "Ein Mann hat sogar gefragt: 'Wo bekomme ich denn jetzt mein Essen her?' Das hat mich sehr berührt." Der Grund für den Abschied nach drei Jahren: Garos fühlt sich vom Ordnungsamt der Stadt Karlstadt erneut ungerecht behandelt. Und zieht nun die Konsequenzen.

"Das Stadtmarketing hat mich vor drei Jahren nach Karlstadt eingeladen und mich gebeten, den Markt zu bereichern." Und obwohl er mit der damaligen Leiterin "klipp und klar" vereinbart habe, dass er keine Standgebühr bezahlen müsse, erhielt der 38-Jährige nun eine Rechnung – rückwirkend für das Jahr 2022. Zwar seien die Marktbetreibenden vor einiger Zeit darüber mündlich informiert worden, "dass da was kommen soll – aber nicht in welcher Höhe und ab wann". Garos kritisiert, dass er jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt wurde.

Im April war Garos schon einmal vom Markt abgezogen

Das Ordnungsamt habe mitgeteilt, dass das Stadtmarketing überhaupt nicht befugt gewesen sei, eine entsprechende Abmachung mit ihm zu treffen, so der Karbacher. Mehrmals habe er deshalb versucht, mit der Behörde zu sprechen – jedoch ohne Erfolg, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagt. "Deshalb verlasse ich jetzt meinen besten Markt."

Im April war Garos schon einmal plötzlich vom Karlstadter Markt abgezogen. Das Problem im Frühjahr: Mehrmals hatte der 38-Jährige vom Ordnungsamt Strafzettel erhalten, weil er sein Auto nach dem Ausladen nicht gleich weggefahren hatte. Dabei habe er nur Kunden bedienen wollen, die bereits gewartet hatten, sagte er damals. Der Zwist konnte dann allerdings nach einigem Hin und Her geklärt werden.

Thomas Garos sieht sich als Visionär und Künstler

Seit 2018 ist Thomas Garos unterwegs auf Märkten in Wertheim, Marktheidenfeld und Karlstadt. Die Mission des Karbachers, der sich selbst weniger als Marktbeschicker, sondern als Visionär und (Lebens-) Künstler sieht: ein Netzwerk für kleine landwirtschaftliche Produzenten und Landwirte aufbauen und deren nachhaltige Produkte verkaufen. Dafür, dass er Bauern und Bäuerinnen aus der Region unterstützt, zahlt er keine Standgebühr. "Das ist meine Bedingung, die ich auch klar von Anfang an in Gesprächen mit den Kommunen, die meistens auf mich zukommen, kommuniziere." Bisher sei das auch nie ein Problem gewesen.

Bio-Cowboy Thomas Garos im Sommer auf dem Grünen Markt in Marktheidenfeld
Foto: Dorothea Fischer | Bio-Cowboy Thomas Garos im Sommer auf dem Grünen Markt in Marktheidenfeld

Nun allerdings habe er ein Schreiben der Stadt Karlstadt per Post erhalten. Darin wird er aufgefordert, 195 Euro Standgebühr und 60 Euro Stromkosten für das Jahr 2022 zu zahlen. Abgesprochen sei dies nicht gewesen, sagt Garos. "Den Strom, den ich verbraucht habe, zahle ich gerne – nicht aber die Gebühr für meinen Stand." Ihm gehe es dabei ums Prinzip: "Ich habe kein Problem damit, wenn die Städte auf mich zukommen und sagen: Du müsstest ab jetzt eine Standgebühr zahlen. Dann kann ich entscheiden: Das gibt der Markt her, oder nicht." Vor diese Entscheidung habe ihn die Stadt Karlstadt aber nicht gestellt, sagt der Karbacher.

Heck: Satzung gilt für jeden Standbetreibenden

Auf Nachfrage teilt Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt Karlstadt, mit: Grundsätzlich habe jeder neue Standbetreiber eine Art Probezeit von drei Monaten. "Innerhalb dieser Zeit wird auf eine Wochenmarktgebühr verzichtet." 2020 und 2021 mussten laut Heck alle Standbetreibende gemäß eines Stadtratsbeschlusses und einer Entscheidung von Bürgermeister Michael Hombach sowieso keine Wochenmarktgebühren zahlen. Grund waren die Einschränkungen durch die Pandemie.

"Für das Jahr 2022 erfolgte ein Beschluss im Finanzausschuss für die örtliche Gastronomie, der jedoch keinen Erlass der Gebühren für den Grünen Wochenmarkt vorsah." Die Stadt habe zunächst beobachten wollen, ob Corona gravierende Auswirkungen auf dessen Durchführung hat. Heck: "Dies fand im Beschluss entsprechende Berücksichtigung." Die Marktbeschicker seien vom Stadtmarketing entsprechend mündlich darüber informiert worden, "dass man über einen Einzug der Gebühren laut Satzung erst zum Jahresende 2022 hin entscheiden wird".

Da der Wochenmarkt in diesem Jahr "ohne irgendwelche Einschränkungen bezüglich der Pandemie" durchgeführt werden konnte, sei der Beschluss mit Erhebung der Gebühr für alle Standbetreibende für 2022 umgesetzt worden, "also auch für Herrn Garos", teilt Heck weiter mit. Bis dato habe dieser aufgrund der Probezeit und der ausgesetzten Gebühren nichts zahlen müssen.

Stadt Karlstadt: "Bedauern sehr, einen engagierten Marktbeschicker zu verlieren"

Die zu entrichtende Summe bewege sich jährlich im "niedrigen dreistelligen und je Markttag im niedrigen einstelligen Bereich und aus unserer Sicht in einem mehr als akzeptablen Rahmen". Das Ordnungsamt setze damit lediglich geltendes Satzungsrecht um. Die Stadt Karlstadt bedauere sehr, so Heck, einen engagierten Marktbeschicker zu verlieren. "Im Rahmen des Gleichbehandlungsgrundsatzes sind wir jedoch verpflichtet, gleiches Recht für alle anzuwenden."

Künftig wird Thomas Garos statt in Karlstadt auf dem Markt in Arnstein verkaufen. Dazu will der 38-Jährige, der auch Musiker ist und die Artistenschule in Berlin besucht hat, ein weiteres Konzept verbreiten: Markt und Musik. Dieses habe er 2022 bereits in Wertheim erprobt, "das wurde sehr gut angenommen". Gegenüber der Stadt Karlstadt will er aber weiterhin gesprächsbereit bleiben. "Ich glaube, dass der Markt ein absoluter Mehrwert für die Stadt ist. Besonders, weil es immer weniger Einkaufsmöglichkeiten für frische und regionale Produkte gibt."

 
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  • A. B.
    "Im Rahmen des Gleichbehandlungsgrundsatzes sind wir jedoch verpflichtet, gleiches Recht für alle anzuwenden." das ist so nicht richtig: "Insbesondere gewährt auch der Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 3 Abs. 1 GG keinen Anspruch auf Gleichbehandlung im Unrecht" vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichbehandlung_im_Unrecht#Rechtslage_in_Deutschland
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  • M. M.
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  • G. S.
    Wieder mal ein Fehltritt der Stadt KAR. Vertreibt nur alles sinnvolle aus der Stadt.
    Es müssen mehr Barbiere, Shishas und Dönerbuden zur Bereicherung in die Innenstadt……weiter so
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  • B. G.
    Der Herr scheint es nicht so mit den geltenden Regeln zu haben. Erst parkt er sein Auto auf dem Marktplatz, jetzt will er keine Gebühren zahlen, was für alle anderen auch gilt und gemacht wird. Wenn er nicht will, soll er halt gehen, kein großer Verlust.
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  • R. A.
    Diese Gestaltungssatzungen der Kommunen gehören alle übergeordnet überprüft und aufgrund von Willkür dann kassiert.
    Diese Marktleute bereichern alle Innenstädte.
    Man sollte froh sein, dass es das noch gibt.
    Unser Verwaltungsmoloch muss ja was zu tun haben.
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  • B. K.
    Stromkosten....ja, Standgebühren....nein, dieser Kostenpunkt muss wieder auf den Endpreis aufgeschlagen werden, da wird Gemüse bald teuerer als Fleisch. Die Stadt sollte froh sein, dass wenigstens am Donnerstag etwas Leben in die Innenstadt kommt und die ansässigen Geschäfte dadurch profitieren, deshalb: keine Standgebühren!
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  • H. W.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Wegfall der Marktgebühren für alle, die Stadt Karlstadt arm machen wird.
    Ein voller Markt aber, würde die Bürger um hervorragende Angebote reicher machen und die Attraktivität der Stadt erhöhen.
    Ich freue mich immer für Menschen die über den Tellerrand hinaus sehen können.
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  • M. H.
    Thomas, komm einfach nach Burgsinn. Wir haben einen tollen Wochenmarkt immer am 1. Freitag im Monat. Gerne auch zwischendrin “stand alone”
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  • M. W.
    Wenn der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger Karlstadts daran gelegen ist, regelmäßig einen großen Markt mit vielfältigem Angebot in der Stadt zu haben, sollten sie ihre gewählten Vertreter:innen im Rathaus dazu bewegen, die Standgebühren für alle abzuschaffen. Ich persönlich brauche keinen Markt. War da noch nie und werde auch nie dort sein, solange es in den diversen Läden am Ort beinahe alles für den täglichen Bedarf zu kaufen gibt.
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  • M. K.
    Muss die Bürgerschaft jetzt ein crowdfunding starten, um den schmarrn der Verwaltung auszubaden?
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  • S. m.
    Die marktgebühren sind vermutlich zwingend notwendig…
    Nichts neues aus karscht!
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