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Uettingen
Bürgerbegehren gegen geplanten Edeka in Uettingen: Die Initiatoren erklären, warum sie gegen das Projekt sind
Flächenversiegelung, Lärmbelästigung, Hochwasser: Drei Uettinger wollen den neuen Einkaufsmarkt plus Tankstelle an der B 8 verhindern. Was sich der Bürgermeister von dem Projekt verspricht.
Sie haben das Bürgerbegehren gegen den geplanten Edeka-Markt mit Tankstelle in Uettingen ins Leben gerufen (von links): Sandra Meckelein, Peter Schleßmann und Georg Behon stehen vor dem Areal, das die Gemeinde für das Projekt verkaufen möchte.
Foto: Katrin Amling | Sie haben das Bürgerbegehren gegen den geplanten Edeka-Markt mit Tankstelle in Uettingen ins Leben gerufen (von links): Sandra Meckelein, Peter Schleßmann und Georg Behon stehen vor dem Areal, das die Gemeinde für ...
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 27.07.2024 02:42 Uhr

Am Ortsrand von Uettingen könnte ein neuer Edeka mit Getränkemarkt und eine Tankstelle mit E-Ladesäulen gebaut werden: Im Mai hat der Gemeinderat die nötigen Beschlüsse gefasst, damit der Bauantrag eingereicht werden kann. Investor ist die Firma Rosbo GmbH aus Würzburg, die der Gemeinde dazu ein Grundstück von circa 11.000 Quadratmetern abkaufen will. Doch ein Bürgerentscheid, über den in Uettingen am 15. September abgestimmt wird, soll das Projekt verhindern. Initiatoren sind die drei Uettinger Sandra Meckelein, Georg Behon und Peter Schleßmann.

Georg Behon ist als Vorsitzender der Ortsgruppe des Bund Naturschutz vor allem wegen der drohenden Flächenversiegelung beunruhigt. "Jeden Tag werden in Bayern 12,2 Hektar an Fläche versiegelt", sagt Behon. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Gemeinde ein freies Grundstück zubauen wolle, während es zum Beispiel auf der anderen Straßenseite im Gewerbegebiet viele freie Flächen gebe, die ohnehin schon versiegelt sind. Dass diese Grundstücke nicht der Gemeinde gehören und diese dadurch keine Einnahmen hätte, ist den drei Initiatoren bewusst.

Hochwassergefahr durch Flächenversiegelung

Denn für den Uettinger Bürgermeister ist der Erlös aus dem Grundstücksverkauf ein wichtiger Punkt: Edgar Schüttler rechnet mit einer guten halben Million Euro, die die Gemeinde in den Bau eines dringend benötigten Kindergartens investieren könnte. Zum Argument der Flächenversiegelung sagt er: "Das können wir nicht wegwischen." Aber wenn sich im Ort etwas weiterentwickeln solle, müsse man das in Kauf nehmen.

Durch immer mehr zugebaute Flächen kommt es immer häufiger zu Überschwemmungen nach Starkregen, weil das Wasser nicht abfließen kann. 2017 herrschte in Uettingen nach einem Unwetter Land unter, nachdem das Wasser durch die Remlinger Straße geschossen war. Daraufhin war klar, dass die Gemeinde dort ein größeres Regenrückhaltebecken braucht. Gebaut wurde bisher jedoch keines. Zwar gibt es an der Ecke kurz vor der B 8-Unterführung ein Auffangbecken. Das ist den Wassermassen bei Starkregen jedoch nicht gewachsen und war bei dem großen Hochwasser vor sieben Jahren schnell durch heruntergespülte Äste und Erde verstopft, erklärt Bürgermeister Schüttler.

Gutachten zu Effekt des Rückhaltebeckens

Schüttler setzt deshalb große Hoffnungen in den möglichen Bau eines Edeka. Denn mit dem Markt müsste auch ein Regenrückhaltebecken gebaut werden – ohne dass die Gemeinde dabei die Kosten tragen muss. In einem Gutachten, das die Gemeinde beauftragt hat, wurde der Effekt dieses Beckens berechnet: Bei einem 20-jährigen Hochwasser würde sich die Wassermenge auf rund ein Drittel reduzieren. "Das würde der Kanal, der bereits dort ist, locker schaffen", so Schüttler. Mit einberechnet ist auch das Rückhaltebecken, das im Zuge des Baugebiets Am Schneckenpfad gebaut wird.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens sind nicht davon überzeugt, dass das Becken ausreichen würde. "Edeka baut für sich und nicht für die Gemeinde", meint Georg Behon. Wasser, das nicht versickert, gehe außerdem für das Grundwasser verloren. Peter Schleßmann findet außerdem, man solle untersuchen lassen, wie groß der Effekt eines natürlichen Rückhaltebeckens, also zum Beispiel einer ausgebaggerten Grünfläche, wäre. "Wir brauchen das Regenrückhaltebecken, aber man kann das auch anders lösen als durch diesen Supermarkt", meint er.

Firma Rosbo hat ein Gutachten zum Thema Schall beauftragt

Ein weiteres Argument, das die drei gegen den Edeka-Markt vorbringen: Der Ort wäre von deutlich mehr Verkehr und Lärm betroffen. 15.000 Autos fahren auf der Bundesstraße jeden Tag durch Uettingen. Ein neuer Supermarkt mit Tankstelle würde noch einmal deutlich mehr Verkehr anziehen, glauben sie, und nicht nur die anlocken, die ohnehin schon durch den Ort fahren. Durch Lkw, die Waren anliefern und abladen, befürchten sie eine zusätzliche Lärmbelästigung, vor allem für die Menschen in den umliegenden Wohngebieten.

Das kleine Regenrückhaltebecken kurz vor der Unterführung der B 8 ist den Wassermassen bei Starkregen nicht gewachsen.
Foto: Katrin Amling | Das kleine Regenrückhaltebecken kurz vor der Unterführung der B 8 ist den Wassermassen bei Starkregen nicht gewachsen.

Die Firma Rosbo hat zum Thema Schallschutz ein Gutachten beauftragt. Nadine Hornberger aus der Geschäftsleitung teilt dazu mit: "Unter besonderer Berücksichtigung des Wohnbaugebietes Am Schneckenpfad und dessen zukünftiger Erweiterung nach Norden, erfolgte eine schallabschirmende Gebäudestellung von Nord nach Süd, um sowohl den Verkehrslärm von der B 8 sowie die Immissionen aus dem Gewerbegebiet Mittlere Stämmig nachhaltig abzuschirmen." Im weiteren Verfahren werde man außerdem alle Belange der Bürgerinnen und Bürger behandeln.

Braucht Uettingen einen dritten Markt und eine zweite Tankstelle?

Ein weiteres Argument der Bürgerinitiative: "Wir brauchen keinen dritten Markt", sagt Sandra Meckelein. Der Ort hat bereits einen Penny und einen Netto, außerdem zwei Metzger, Bäcker und eine Gärtnerei. "Wir sind eigentlich rundum gut versorgt", findet auch Behon. Sie befürchten außerdem Konkurrenz für die kleinen Bäcker- und Metzgerfilialen in der Ortsmitte.

Bürgermeister Schüttler glaubt nicht, dass ein Edeka den kleinen Läden schaden würde. Außerdem würde der Markt wieder eine Postfiliale nach Uettingen bringen, denn seit April hat der Ort keine mehr.

Ein weiterer Punkt, der Schüttler umtreibt: Aktuell sei Uettingen zwar gut versorgt. Die Verträge mit den Märkten liefen aber meist nur für circa 20 Jahre. Deshalb wisse man nie, wie lange die jetzigen Märkte im Ort bleiben. Ein Argument für eine zweite Tankstelle im Ort sieht Schüttler vor allem darin, dass die neue im Gegensatz zur jetzigen über Lademöglichkeiten für Elektro-Fahrzeuge verfügt.

Infoveranstaltung der Firma Rosbo geplant

Dass der Antrag auf das Bürgerbegehren erst Mitte Mai eingegangen ist, findet Schüttler ungünstig. Denn es sei bereits viel Zeit und Geld in die Planungen geflossen. Sandra Meckelein erklärt, warum sie den Antrag nicht früher eingereicht haben: "Weil es vorher nicht öffentlich wurde." Das Projekt sei zu lange im nicht-öffentlichen Teil des Gemeinderats behandelt worden, finden die drei. Deshalb haben sie auf einen Beschluss gewartet, gegen den sie den Bürgerentscheid richten können. "Man kann ja nicht gegen etwas vorgehen, was nur Wirtshausgerede ist", so Meckelein.

Am 23. Juli um 18 Uhr findet in der Aalbachtalhalle in Uettingen eine Infoveranstaltung der Firma Rosbo GmbH zu dem geplanten Edeka mit Tankstelle und Getränkemarkt statt.

Anmerkung d. Redaktion: In einer früheren Version stand, dass möglicherweise lokale Filialen in die Bäckerei und Metzgerei umziehen könnten. Richtig ist jedoch, dass Edeka diese selbst betreiben will. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

 
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  • Georg Ries
    Einen Drogeriemarkt halte ich dort für nicht zulässig. Aglomeration Einzelhandel. Dem Investor geht es nicht um Uettingen, sondern um seinen Gewinn! Ob die bestenden Märkte dann noch weiter bestehen, darf bezweifelt werden. Hoffentlich lässt sich die Gemeinde nicht über den Tisch ziehen!!!
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  • Georg Ries
    Dublette.
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  • Anton Müller
    Die Entwicklung macht mir Angst. Jedes "Kaff", das was auf sich hält, muss wohl mind. 3 Discounter/Supermärkte haben? Kein Wunder, wenn der Flächenverbrauch in Bayern so hoch ist. Was soll das? Es gibt bereits zwei Märkte! Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Das Totschlagargument vom Bürgermeister (Aber wenn sich im Ort etwas weiterentwickeln solle, müsse man das in Kauf nehmen.) ist mir zu billig. Was entwickelt sich denn groß im Ort, wenn es nun einen dritten Supermarkt gibt?
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  • Peter Koch
    Drei solche Märkte für 1933 Einwohner können sich eigentlich nicht rechnen. In Oberschwarzach reichten 1446 Einwohner nicht für den einzigen kleinen EDEKA.
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  • Klaus Krug
    Netto gehört zur EDEKA-Stiftung. Sowohl Netto als auch Penny in Uettingen sind mit rund 1.200 Qm Gebäudefläche für heutige Discounter-Wünsche viel zu klein. Da ist doch klar, dass die EDEKA was Neues will, am besten in Kombination mit weiteren Zugpferden (EDEKA-Billig-Tanke und z.B. einen Drogeriemarkt) auf dem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück. Der Netto-Markt wird dann geschlossen, denn wozu sollte EDEKA zweimal in Uettingen präsent sein. Dem Penny (= Rewe) wird damit dann auch die Luft abgedreht, denn dort werden nicht mehr genug Kunden extra hinfahren. Und zum Einkauf von Fleisch, Wurst und Backwaren muss dann jeder ins neue Gewerbegebiet. Die örtlichen Betriebe sollen sich dann bei der EDEKA einmieten und logischerweise die vorhandenen Verkaufsstellen schließen. Oder sie bekommen Konkurrenz, die ihnen zu schaffen machen wird. Zurück bleiben dann zwei Gewerbe-Ruinen und leere Geschäfte im Ort. Ob das für Uettingen sinnvoll ist, interessiert bei der EDEKA sicher keine Sau.
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  • Jennifer Weidle
    Finde ich gut, dass sich mal jemand wehrt gegen noch mehr Einkaufsläden, auch wenn die Einwände des Bürgermeisters verständlich sind.
    Ich meine: der Schutz der Umwelt und der Schutz der Menschen, die in seiner Gemeinde leben - vor den zunehmenden Umweltkatastrophen - sollten einfach vorgehen und dem BM wichtiger sein als finanzielle Vorteile.
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