
Am Ortsrand von Uettingen könnte ein neuer Edeka mit Getränkemarkt und eine Tankstelle mit E-Ladesäulen gebaut werden: Im Mai hat der Gemeinderat die nötigen Beschlüsse gefasst, damit der Bauantrag eingereicht werden kann. Investor ist die Firma Rosbo GmbH aus Würzburg, die der Gemeinde dazu ein Grundstück von circa 11.000 Quadratmetern abkaufen will. Doch ein Bürgerentscheid, über den in Uettingen am 15. September abgestimmt wird, soll das Projekt verhindern. Initiatoren sind die drei Uettinger Sandra Meckelein, Georg Behon und Peter Schleßmann.
Georg Behon ist als Vorsitzender der Ortsgruppe des Bund Naturschutz vor allem wegen der drohenden Flächenversiegelung beunruhigt. "Jeden Tag werden in Bayern 12,2 Hektar an Fläche versiegelt", sagt Behon. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Gemeinde ein freies Grundstück zubauen wolle, während es zum Beispiel auf der anderen Straßenseite im Gewerbegebiet viele freie Flächen gebe, die ohnehin schon versiegelt sind. Dass diese Grundstücke nicht der Gemeinde gehören und diese dadurch keine Einnahmen hätte, ist den drei Initiatoren bewusst.
Hochwassergefahr durch Flächenversiegelung
Denn für den Uettinger Bürgermeister ist der Erlös aus dem Grundstücksverkauf ein wichtiger Punkt: Edgar Schüttler rechnet mit einer guten halben Million Euro, die die Gemeinde in den Bau eines dringend benötigten Kindergartens investieren könnte. Zum Argument der Flächenversiegelung sagt er: "Das können wir nicht wegwischen." Aber wenn sich im Ort etwas weiterentwickeln solle, müsse man das in Kauf nehmen.
Durch immer mehr zugebaute Flächen kommt es immer häufiger zu Überschwemmungen nach Starkregen, weil das Wasser nicht abfließen kann. 2017 herrschte in Uettingen nach einem Unwetter Land unter, nachdem das Wasser durch die Remlinger Straße geschossen war. Daraufhin war klar, dass die Gemeinde dort ein größeres Regenrückhaltebecken braucht. Gebaut wurde bisher jedoch keines. Zwar gibt es an der Ecke kurz vor der B 8-Unterführung ein Auffangbecken. Das ist den Wassermassen bei Starkregen jedoch nicht gewachsen und war bei dem großen Hochwasser vor sieben Jahren schnell durch heruntergespülte Äste und Erde verstopft, erklärt Bürgermeister Schüttler.
Gutachten zu Effekt des Rückhaltebeckens
Schüttler setzt deshalb große Hoffnungen in den möglichen Bau eines Edeka. Denn mit dem Markt müsste auch ein Regenrückhaltebecken gebaut werden – ohne dass die Gemeinde dabei die Kosten tragen muss. In einem Gutachten, das die Gemeinde beauftragt hat, wurde der Effekt dieses Beckens berechnet: Bei einem 20-jährigen Hochwasser würde sich die Wassermenge auf rund ein Drittel reduzieren. "Das würde der Kanal, der bereits dort ist, locker schaffen", so Schüttler. Mit einberechnet ist auch das Rückhaltebecken, das im Zuge des Baugebiets Am Schneckenpfad gebaut wird.
Die Initiatoren des Bürgerbegehrens sind nicht davon überzeugt, dass das Becken ausreichen würde. "Edeka baut für sich und nicht für die Gemeinde", meint Georg Behon. Wasser, das nicht versickert, gehe außerdem für das Grundwasser verloren. Peter Schleßmann findet außerdem, man solle untersuchen lassen, wie groß der Effekt eines natürlichen Rückhaltebeckens, also zum Beispiel einer ausgebaggerten Grünfläche, wäre. "Wir brauchen das Regenrückhaltebecken, aber man kann das auch anders lösen als durch diesen Supermarkt", meint er.
Firma Rosbo hat ein Gutachten zum Thema Schall beauftragt
Ein weiteres Argument, das die drei gegen den Edeka-Markt vorbringen: Der Ort wäre von deutlich mehr Verkehr und Lärm betroffen. 15.000 Autos fahren auf der Bundesstraße jeden Tag durch Uettingen. Ein neuer Supermarkt mit Tankstelle würde noch einmal deutlich mehr Verkehr anziehen, glauben sie, und nicht nur die anlocken, die ohnehin schon durch den Ort fahren. Durch Lkw, die Waren anliefern und abladen, befürchten sie eine zusätzliche Lärmbelästigung, vor allem für die Menschen in den umliegenden Wohngebieten.

Die Firma Rosbo hat zum Thema Schallschutz ein Gutachten beauftragt. Nadine Hornberger aus der Geschäftsleitung teilt dazu mit: "Unter besonderer Berücksichtigung des Wohnbaugebietes Am Schneckenpfad und dessen zukünftiger Erweiterung nach Norden, erfolgte eine schallabschirmende Gebäudestellung von Nord nach Süd, um sowohl den Verkehrslärm von der B 8 sowie die Immissionen aus dem Gewerbegebiet Mittlere Stämmig nachhaltig abzuschirmen." Im weiteren Verfahren werde man außerdem alle Belange der Bürgerinnen und Bürger behandeln.
Braucht Uettingen einen dritten Markt und eine zweite Tankstelle?
Ein weiteres Argument der Bürgerinitiative: "Wir brauchen keinen dritten Markt", sagt Sandra Meckelein. Der Ort hat bereits einen Penny und einen Netto, außerdem zwei Metzger, Bäcker und eine Gärtnerei. "Wir sind eigentlich rundum gut versorgt", findet auch Behon. Sie befürchten außerdem Konkurrenz für die kleinen Bäcker- und Metzgerfilialen in der Ortsmitte.
Bürgermeister Schüttler glaubt nicht, dass ein Edeka den kleinen Läden schaden würde. Außerdem würde der Markt wieder eine Postfiliale nach Uettingen bringen, denn seit April hat der Ort keine mehr.
Ein weiterer Punkt, der Schüttler umtreibt: Aktuell sei Uettingen zwar gut versorgt. Die Verträge mit den Märkten liefen aber meist nur für circa 20 Jahre. Deshalb wisse man nie, wie lange die jetzigen Märkte im Ort bleiben. Ein Argument für eine zweite Tankstelle im Ort sieht Schüttler vor allem darin, dass die neue im Gegensatz zur jetzigen über Lademöglichkeiten für Elektro-Fahrzeuge verfügt.
Infoveranstaltung der Firma Rosbo geplant
Dass der Antrag auf das Bürgerbegehren erst Mitte Mai eingegangen ist, findet Schüttler ungünstig. Denn es sei bereits viel Zeit und Geld in die Planungen geflossen. Sandra Meckelein erklärt, warum sie den Antrag nicht früher eingereicht haben: "Weil es vorher nicht öffentlich wurde." Das Projekt sei zu lange im nicht-öffentlichen Teil des Gemeinderats behandelt worden, finden die drei. Deshalb haben sie auf einen Beschluss gewartet, gegen den sie den Bürgerentscheid richten können. "Man kann ja nicht gegen etwas vorgehen, was nur Wirtshausgerede ist", so Meckelein.
Am 23. Juli um 18 Uhr findet in der Aalbachtalhalle in Uettingen eine Infoveranstaltung der Firma Rosbo GmbH zu dem geplanten Edeka mit Tankstelle und Getränkemarkt statt.
Anmerkung d. Redaktion: In einer früheren Version stand, dass möglicherweise lokale Filialen in die Bäckerei und Metzgerei umziehen könnten. Richtig ist jedoch, dass Edeka diese selbst betreiben will. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
Ich meine: der Schutz der Umwelt und der Schutz der Menschen, die in seiner Gemeinde leben - vor den zunehmenden Umweltkatastrophen - sollten einfach vorgehen und dem BM wichtiger sein als finanzielle Vorteile.