
Die Stadt Lohr ist dabei. Der Stadtrat hatte schon in diesem April einstimmig seine Bereitschaft bekundet, einer Biosphärenregion Spessart beizutreten. Zudem beschloss das Gremium, knapp 200 Hektar des Stadtwaldes für die Ausweisung einer Kernzone zur Verfügung zu stellen. Lohr will als großer kommunaler Waldbesitzer der Motor für eine noch zu errichtende Biosphärenregion sein. Alle Stadträte, die sich zu Wort gemeldet haben, sehen in diesem Vorhaben eine große Chance für die Regionalentwicklung.
So wie die Stadt Lohr werden derzeit alle Kommunen befragt, die mit ihrem Gemeindegebiet ganz oder zum Teil im Naturpark Spessart liegen. Aktuell haben bereits 35 Kommunen aus den Landkreisen Main-Spessart, Miltenberg und Aschaffenburg ihr Einverständnis gegeben, sich einer offiziellen Antragstellung des Spessarts auf Anerkennung als Biosphärenregion anzuschließen, so die Presseabteilung des Landkreises Main-Spessart. Auch die Stadt Aschaffenburg ist dabei. 13 Kommunen sind aber dagegen, bei etwa 40 Städten und Gemeinden steht eine Entscheidung noch aus.

Gegen den Antrag hat beispielsweise die Gemeinde Bischbrunn gestimmt. Der Gemeinderat hatte bereits in diesem März abgelehnt, die Biosphärenregion zu unterstützen. Das Projekt würde Bischbrunn nichts nutzen, hieß es. Es biete keinen Mehrwert und keine Verbesserung. Auch das Argument, die Auszeichnung schütze den Spessartwald, ließen die Kritiker nicht gelten. Der Spessartwald sei durch viele Naturschutzvorschriften schon genügend geschützt, so die Meinung.
Aiwanger gegen Biosphärenregion
Unterstützung haben die Gegner von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger erhalten. Dieser hatte in der ihm eigenen Art bei einem Besuch im Spessart Ende Juni die Biosphärenregion als "Schnapsidee" bezeichnet und damit eine große Diskussion losgetreten. Seiner Begründung, der Eichenprachtkäfer dürfe in einer Kernzone nicht bekämpft werden, widersprach das Landratsamt Main-Spessart. Vom Borken- oder Prachtkäfer befallene Bäume könnten auch in der Kernzone entnommen werden.
Doch klar ist schon jetzt, ein Selbstläufer wird die Errichtung einer Biosphärenregion Spessart nicht. Der Blick auf das Stimmungsbild zeigt, dass eine ganze Reihe von Gemeinden dieser skeptisch bis ablehnend gegenübersteht. Im Landkreis Main-Spessart wollen sich die Gemeinden Aura, Bischbrunn, Mittelsinn, Neuhütten, Rechtenbach, Roden, Schollbrunn, Wiesthal und Neustadt nicht beteiligen (siehe Grafik).
Dabei sind die Städte Lohr und Marktheidenfeld und die Gemeinden Gräfendorf, Hafenlohr, Hasloch, Partenstein, Rothenfels und Steinfeld. Sie haben auch gleichzeitig ihre Bereitschaft bekundet, Wald für die Kernzone zur Verfügung zu stellen. Der Markt Frammersbach und die Stadt Rieneck sind ebenfalls dabei, wollen aber noch prüfen, ob sie geeignete Waldflächen für die Kernzone haben. Auch die Gemeinden Esselbach, Fellen, Kreuzwertheim und Triefenstein sind dafür, haben aber keinen Wald für die Kernzone. In Burgsinn, Gemünden und Obersinn steht der Beschluss noch aus.
Im Landkreis Main-Spessart hat Sebastian Kühl, Leiter der Landkreisentwicklung, alle Kommunen, die Interesse bekundet haben, besucht und über die Biosphärenregion informiert. Auf Anfrage erklärt die Presseabteilung des Landratsamtes, dass die Rückmeldungen dabei unterschiedlich gewesen seien. Viele Kommunen hätten die Chancen einer Biosphärenregion erkannt, in einigen Gemeinderäten überwogen die Befürchtungen, dass diese mit mangelndem Mitspracherecht einhergehe.
Droht nun ein Flickenteppich, der das gesamte Projekt in Frage stellt? Denn mit jeder Kommune, die sich nicht beteiligt, wird das Argument geschwächt, dass die Region hinter der Errichtung einer Biosphärenregion Spessart steht. Dies gilt als wichtiges Anerkennungskriterium bei der Unesco, die das Prädikat vergibt.
Genügend Wald für die Kernzone?
Eine weitere Frage ist, ob genügend Wald für die Kernzone zusammenkommt. In der Kernzone soll sich die Natur ohne Eingriffe durch den Menschen entwickeln dürfen. Sie muss nicht zusammenhängend sein. Bei einer Naturpark-Gesamtfläche von 171.000 Hektar müssen rund 5000 Hektar als Kernzone ausgewiesen werden. Bereits bestehende Naturwaldreservate und Waldnaturschutzgebiete im Naturpark Spessart sind für die Ausweisung als Kernzone geeignet, von den Kommunen muss aber dabei wohl noch nachgelegt werden.
Im Landratsamt Main-Spessart hält man sich mit einem Zwischenfazit zurück. Erst im Herbst/Winter würde ein belastbares Bild vorliegen, so die Presseabteilung. Dann erfolge die Entscheidung, wie das Projekt weiterverfolgt wird.
Ursprünglich sollte das eigentlich immer nur ein Armvoll Holz sein. Die Arme sind wohl größer geworden.
#Faktencheck
1.Der Kernzonenanteil der Stadt Lohr am Main beträgt nach MAP Kriterien 0,0000ha.
Alle Teilflächen sind kleiner als 50 ha.
2. Auf der Karte fehlen auch die Flächen vom Fürstenhaus Löwenstein sowie die Flächen der Gräfin von Ingelheim.
Ablehnung!
3. Weiterhin fehlen die mit Spessart-Forstrechten belasteten Staatswaldflächen.
Ablehnung!
Schöne Grüße aus dem Hochspessart
Martin Noll
vielen Dank für Ihre Hinweise. Wir haben die Karte aktualisiert.
Mit freundlichen Grüßen
Felix Hüsch (Redakteur)
Was soll an Städten wie NES oder KG Biosphäre sein?
Lasst es in MSP einfach! Es gibt auch andere Fördertöpfe und sanfter Tourismus ist etwas, das es gar nicht gibt!
Röllbach hat bereits vor der Sommerpause in seiner letzten GR Sitzung abgelehnt:
https://www.main-echo.de/region/kreis-miltenberg/roellbacher-will-nicht-teil-de-biosphaerenegion-sein-art-8338204