
Aufgeweckt, tatkräftig und voller Selbstbewusstsein wirken Susanne und Franziska Wolf, wenn sie über ihre gemeinsamen Zukunftspläne reden. Eine breite Gasse entlang des Landschaftssee führt zu dem Ort, den die beiden Schwestern übernehmen wollen: den Bauernhof Wolf in Eußenheim, das Unternehmen ihrer Eltern Irmgard und Thomas Wolf.
"Ich bin mit Bulldogs aufgewachsen, da wurde mir schnell klar, dass ich Landwirtin werden will", sagt Franziska Wolf (25 Jahre). Ihre ältere Schwester Susanne (31) hingegen konnte sich bisher nicht für die Landwirtschaft begeistern. Dafür half sie schon während ihrer Schulzeit im früheren Partyservice der Mutter.
Vom eigenen Feld auf den Teller der Cateringfirma Schmauseglück
So ergänzen sich die Interessen der beiden Geschwister: Während Susanne Wolf mit ihrer neu gegründeten Cateringfirma Schmauseglück die gastronomische Seite des Betriebs abdeckt, kümmert Franziska Wolf sich um Ackerbau, Tiere, Metzgerei und Hofladen. Die Aufgabenfelder sind getrennt, dennoch hängen sie unmittelbar zusammen: Franziska Wolfs Erzeugnisse von Feld und Tieren verwendet deren Schwester täglich für den Cateringservice.

Zwei Frauen, die den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern übernehmen – müssen die beiden mit Vorurteilen kämpfen? "Nein, da haben sich die Zeiten geändert", meint Franziska Wolf. In ihrem Studiengang Landwirtschaft hätten Frauen mindestens ein Drittel ausgemacht. Zweifel bekommen beide wenig zu hören, dafür umso mehr Unterstützung. "Vor allem als neue Gastronomin auf dem Land erfahre ich viel Zuspruch mit dem Cateringservice", sagt Susanne Wolf.
Aus der früheren Backstube wurde eine Cateringküche
Die 31-Jährige arbeitete nach dem Studium zunächst als Ingenieurin bei der Lufthansa und in einem IT-Unternehmen in Eußenheim. Aus Neugier ging sie vor einigen Jahren spontan mit, als die Eltern sich die Immobilie der ehemaligen Bäckerei Rudolph in Eußenheim anschauten. Ohne, dass es für sie davor zur Diskussion gestanden hätte, wurde ihr dort klar, dass sie daraus etwas machen will. "Ich konnte mir die Köche in der Küche bildlich schon vorstellen", erzählt Susanne Wolf. Sie kündigte ihre Arbeitsstelle und eröffnete in der ehemaligen Backstube zusammen mit ihrer Mutter Irmgard Wolf Schmauseglück.

"Momente, die mir zeigen, dass es die richtige Entscheidung war, erlebe ich jede Woche, insbesondere durch Bestätigung von Kunden", sagt die junge Gastronomin. In vier umliegenden Orten veranstalten sie und ihre Mutter mithilfe örtlicher Ehrenamtlicher einmal im Monat "Schlemmertreffs". Zu den Mittagstischen kommen überwiegend Senioren und Mitarbeitende der örtlichen Firmen.
Susanne Wolf: "Schlemmertreffs" stärken die Dorfgemeinschaft
"Hundsbach beispielsweise hat um die 320 Einwohner, bei unseren Mittagstischen kommen regelmäßig bis zu 50 Leute", sagt Susanne Wolf. Gerade in kleinen Ortschaften sei das monatliche Zusammenkommen Ersatz für eine fehlende Gastwirtschaft. Sie sagt: "Dadurch wird die Dorfgemeinschaft gestärkt." Täglich beliefert das Unternehmen außerdem vier Einrichtungen mit circa 150 Mahlzeiten.
Die Übergabe des Betriebs von Irmgard und Thomas Wolf an die Töchter soll fließend geschehen. Zweifel, dass die Frauen überfordert sein könnten, haben die Eltern keine. Vater Thomas Wolf wird sich zunehmend nur auf das dritte betriebliche Standbein, das Lohnunternehmen, konzentrieren. Franziska Wolf leitet seit einem Jahr Hofladen und Metzgerei.
Höhere Wertschätzung für Landwirte in Kanada
Während eines viermonatigen Praktikums in Kanada lernte die 25-Jährige viel über landwirtschaftliche Maschinen – und sich selbst: "Da habe ich geübt, mich auch mal durchzubeißen." Denn ihr Praktikumsbetrieb war bei ähnlicher Mitarbeiterzahl flächenmäßig zehnmal so groß wie jener der Wolfs. Besonders gut gefiel ihr in Kanada die enorme Wertschätzung, die Landwirten geschenkt wurde.
Auch Susanne Wolf hat aus ihrer früheren Beschäftigung vieles gelernt: "Die Hierarchieebenen in meinem alten Job haben mich immer gestört, jetzt kann ich meine Visionen direkt verwirklichen." Vater Thomas Wolf ergänzt: "Und verantworten."