Die bayerischen Corona-Impfzentren haben bislang gut 1,3 Millionen Dosen Impfstoff weggeworfen. Hauptgrund war der Ablauf der Haltbarkeit, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Wie sieht die Lage im Landkreis Main-Spessart aus? Muss auch hier Impfstoff in großem Stil entsorgt werden?
Wie viele Menschen werden derzeit im Impfzentrum in Karlstadt pro Tag geimpft?
"Wie überall sind auch bei uns im Landkreis die Impfzahlen in den letzten Wochen weiter zurückgegangen und haben sich aktuell bei einer täglichen Impfzahl zwischen etwa 20 und 70 Impfdosen pro Tag eingependelt", teilt eine Landratsamtssprecherin auf Anfrage mit. An manchen Tagen gebe es aber Ausreißer nach oben oder unten. Dies sei abhängig von den Wochentagen und ob gleichzeitig noch mobile Aktionen in Einrichtungen oder in einzelnen Gemeinden durchgeführt würden.
"Die aktuelle Situation lässt alle erstmal etwas aufatmen. Wir sind jedoch darauf vorbereitet, dass wir mit dem Impfzentrum auch schnell wieder hochfahren können, um den Schutz der Bevölkerung sicherzustellen", so die Sprecherin. Dies sei insbesondere mit Blick auf den Herbst und gegebenenfalls andere Varianten wichtig. Die bayerischen Impfzentren bleiben nach einer Entscheidung der Staatsregierung vom Februar mindestens bis Ende des Jahres geöffnet. Als vorrangig gilt laut Gesundheitsministerium mittlerweile jedoch das Impfangebot von Ärzten und Apotheken.
Wie viele Impfdosen wurden im Landkreis Main-Spessart bisher entsorgt?
"Gerade die aktuell niedrigen Impfzahlen führen leider trotz guter Planung auch immer wieder zu Verwürfen einzelner Impfdosen", teilt die Sprecherin des Landratsamts weiter mit. Dies liege vor allem daran, dass aufgetaute und angebrochene Injektionsfläschchen am selben Tag verimpft werden müssten. "Durch die unterschiedlichen Impfstoffe und die geringere Anzahl an Impfwilligen müssen mehrere Fläschchen am Tag angestochen werden, die dann nicht voll verbraucht werden können."
Seit Juni 2021 seien im Landkreis Main-Spessart folgende Impfdosen entsorgt worden: Biontech 9.650, Moderna 11.660, Kinder-Biontech 2.360, Jansen 545 und Novavax 259. Weil aus einer Moderna-Ampulle mehr Dosen gewonnen werden können – nämlich zehn bei Erst- oder Zweitimpfungen und 20 bei Auffrischungen -, sei hier mehr entsorgt worden. Bei Biontech seien es sechs bis sieben Dosen.
Welche Gründe gibt es - neben der aktuell geringen Impfnachfrage - noch für die Entsorgung von Impfstoff?
Insbesondere in den Herbstmonaten und nach dem Jahreswechsel seien – wie in allen Landkreisen – teils hohe Entsorgungszahlen nicht zu vermeiden gewesen. Aufgrund der deutschlandweit enorm hohen Impfstoffmengen habe man nur schwer planen können, "sodass zu diesem Zeitpunkt die Haltbarkeit der im Landkreis angelieferten Impfstoffe teilweise stark verkürzt war", so die Landratsamtssprecherin. "Zum Teil waren diese nur noch drei Wochen haltbar, als sie in unserem Impfzentrum ankamen."
Seit einigen Monaten müsse jedoch kaum noch Impfstoff aufgrund der Haltbarkeit entsorgt werden. Dazu trage auch die gute Impfstoffkalkulation der Mitarbeitenden des Impfzentrums vom Bayerischen Roten Kreuz bei. "Die Zahlen sind daher seitdem nicht primär wegen abgelaufener Haltbarkeit, sondern aufgrund von geringer Nachfrage entstanden."
Wie könnte die Zahl der entsorgten Impfdosen noch weiter reduziert werden?
Dies könnte laut Landratsamt aktuell nur erreicht werden, wenn nur noch Impfungen mit vorheriger Anmeldung angeboten werden würden. Durch die Terminierung könnte man dann die jeweils zum Impfstoff passende Anzahl an Impfwilligen einbestellen. "Darauf möchten wir aber aus Gründen der Bürgerfreundlichkeit verzichten und weiter flexibel und ohne große Hürden die Impfungen ermöglichen", so die Sprecherin. Auch weiterhin sollen mobile Aktionen – die gerne angenommen werden – in den einzelnen Gemeinden durchgeführt werden.
Wie viele Impfdosen wurden in Main-Spessart bisher verabreicht?
Nach Angaben des Impfzentrums Main-Spessart wurden im gesamten Landkreis insgesamt 249.467 (Vorwoche: 248.983) Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht (Stand 13. Juni). 85.074 davon waren Erstimpfungen, 87.826 Zweit- und 76.567 Auffrischungsimpfungen. Im Impfzentrum einschließlich seiner mobilen Impfaktionen sowie dem Klinikum Main-Spessart und dem Bezirkskrankenhaus Lohr wurden 122.602 Dosen verimpft.
Wie viel wurde bisher in Arztpraxen in Main-Spessart geimpft?
Im Landkreis Main-Spessart niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben bisher 126.865 Dosen eines Corona-Vakzins verimpft. 35.884 davon waren Erst-, 41.486 Zweit- und 49.495 Auffrischungsimpfungen. Nicht bekannt sind laut Landratsamt jene Impfungen, die von Betriebsärztinnen und -ärzten vorgenommenen wurden, da diese nur auf Bundes- und Landesebene, nicht aber auf Landkreisebene erfasst werden.
Wie hoch ist derzeit die Impfquote im Landkreis?
67,53 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner haben bisher eine erste Corona-Impfung erhalten, 69,72 Prozent sind zweifach geimpft. Den Piks zur Auffrischung erhielten 60,68 Prozent der Menschen in Main-Spessart.
Das Landratsamt weist allerdings darauf hin, dass bei der errechneten Impfquote die Einwohnerinnen und Einwohner, die sich in anderen Impfzentren oder bei Ärztinnen und Ärzten außerhalb des Landkreises hätten impfen lassen, nicht berücksichtigt seien. Umgekehrt enthalte die Quote auch Impfungen von Personen aus anderen Landkreisen, die hier geimpft wurden. Die Impfquote könne deshalb den tatsächlichen Impfstand nicht exakt abbilden.