Der Anschlag auf die Werntalbahn im Landkreis Main-Spessart vor über einem Jahr beschäftigt weiter die Ermittlungsbehörden, ohne dass bereits Anklage erhoben wurde. Die polizeilichen Ermittlungen sind laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg zwar seit Oktober 2021 abgeschlossen. Die "abschließende rechtliche Bewertung" der Tat durch die Staatsanwaltschaft dauere jedoch noch an, hieß es nun.
Am Dreikönigstag 2021 hatten zunächst Unbekannte mit Holzlatten mehrere Plakate über das Gleis der acht Kilometer langen Strecke zwischen Thüngen und Eußenheim gespannt. Das zwang einen ICE zu einer Notbremsung. Eine Kollision konnte der Zugführer nicht mehr verhindern. Der Triebwagen wurde dabei leicht beschädigt, Personen wurden nicht verletzt.
Ehepaar aus dem Raum Bad Kissingen im Fokus der Ermittlungen
Die Polizei gründete die Sonderkommission "Werntal". Schnell ermittelte die Soko zwei Tatverdächtige: einen 36-Jährigen und seine 34-jährige Ehefrau aus Bad Bocklet (Lkr. Bad Kissingen). Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Paares und weiterer Wohnungen anderer Personen im Raum Bad Kissingen wurden im Februar 2021 Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt. Die Ermittler gingen nach letzten Meldungen davon aus, dass das Ehepaar Unterstützer gehabt haben muss.
Laut Recherchen dieser Redaktion gehören die Beschuldigten der militanten Szene der sogenannten Querdenker-Bewegung an. Demnach hat der 36-jährige Hauptverdächtige bereits mehrere Corona-Proteste in der Region angemeldet. Gegenüber der Zeitung "taz" erklärte er im April 2021, "die ICE-Aktion ist für mich keine Gewalt".