Musik klingt über den Sportplatz des Johann-Schöner-Gymnasiums (JSG) und es wuselt vor Kindern und Jugendlichen: Die Schule hat zum Integrations-Fußballfest eingeladen, als direkter Nachbar zur Notunterkunft in der Erwin-Ammann-Halle sozusagen. Ein Team mit Kindern aus der Halle ist dem Aufruf gefolgt sowie Teams der Mittelstufen des Gymnasiums, der Realschule und der Mittelschule. Auch die "SAG Inklusion" stellte eine Mannschaft, eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den weiterführenden Schulen, der Förderschule und dem Sportverein.
Die verschiedenen Teams hatten sichtlich Spaß daran, miteinander zu spielen. Gemischte Teams hatten sie zwar angedacht, aber nicht ausprobiert, erklärte Sabine Weishaupt, die als Sportlehrerin am JSG das Fußballfest mitorganisiert hat. Diese Idee sei zu kompliziert gewesen, denn die Kinder der verschiedenen Schulen würden sich untereinander auch nicht kennen. Aber im Spiel gegeneinander waren viele lachende Gesichter zu beobachten.
Eine willkommene Abwechslung zum Alltag in der Unterkunft
Weishaupt bestätigt, dass die Nachbarschaft zur Erwin-Ammann-Halle generell sehr unauffällig verläuft. "Es gibt keine Kontakte, sie sind fast nicht sichtbar", sagt sie über das Schulleben neben der Unterkunft. Ausnahme seien nur die Sprachkurse für Erwachsene und Kinder aus der Erwin-Ammann-Halle, die in den Räumlichkeiten des Gymnasiums stattfinden – das sei der einzige Moment, in dem die Nachbarn überhaupt bemerkt würden.
Zwei Väter stehen am Spielfeldrand und beobachten ihre Söhne beim Fußballspielen; beide haben drei Kinder und sind mit ihren Familien derzeit in der Erwin-Ammann-Halle untergebracht. Die Kinder würden es lieben, Fußball zu spielen, übersetzen zwei Schülerinnen des JSG aus dem Kurdischen und dem Türkischen. In der Halle hätten die Kinder kaum Möglichkeiten zu spielen. Auch der Schulbesuch sei für die Kinder aus der Halle derzeit noch nicht möglich.
Da bringe das Fußballturnier eine willkommene Abwechslung: "Wenn die Kinder glücklich sind, sind wir auch glücklich", sagt einer der beiden Väter. Dass die Kinder schnell Zugang zu Bildung bekommen und sie selbst arbeiten und in eine Wohnung ziehen könnten, seien ihre größten Anliegen. Das Leben in der Halle – in der derzeit 133 Personen untergebracht sind – bringe psychische Belastungen für ihre Familien mit sich.
Vortrag zum Thema Flucht und Asylrecht für die Älteren
Während die Mittelschule Fußball spielte, befassten sich die älteren Schülerinnen und Schüler ebenfalls mit dem Thema Migration: Für die zehnten und elften Klassen des Gymnasiums sowie den Abschlussjahrgang der Realschule organisierte Florian Burkard, Fachleiter für Geschichte, Politik und Gesellschaft am JSG, einen thematisch passenden Vortrag. Melissa Silva vom Lehrstuhl der Systemischen Bildungswissenschaft der Universität Würzburg referierte zu den Themen Flucht und Asylrecht.
Dabei bot sie einen kurzen Überblick über Einstellungen und Entwicklungen zum Thema Migration aus der Vergangenheit. Zusammen mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitete sie Mythen zu den Themen Flucht und Asylrecht und gab wissenschaftliche Antworten darauf. Das hätten die Schülerinnen und Schüler auch schon in den Tagen vorher geübt, erklärte Burkard: Stammtischparolen mit wissenschaftlichen Argumenten entgegentreten, sei da die Aufgabenstellung gewesen. Bereits während der ganzen Woche vor den Osterferien hätte es an der Schule Workshops zum Thema "Migration" gegeben, die Schule feierte außerdem den internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März.
"Wir versuchen, soweit es geht, Integration zu ermöglichen", sagt Schulleiter Gerald Mackenrodt. "Ich bin angenehm überrascht gewesen, dass es so unkompliziert läuft", so Mackenrodt. Kleinigkeiten, wie etwa Familien mit Kindern, die während der Schulzeiten das Klettergerüst der Schule genutzt hätten, hätten schnell geklärt werden können.
Unsicherheiten haben sich "in Luft aufgelöst"
"Ganz am Anfang gab es hauptsächlich bei den Eltern Unsicherheit, aber das hat sich in Luft aufgelöst", sagt Peter Elsässer, Sportlehrer und Teil der Schulleitung am JSG. Die Stimmung unter den Schülerinnen und Schülern sei nicht schlecht. Der Weg mit dem Bus in die Stettener Halle zum Sportunterricht etwa sei inzwischen zur Normalität geworden. Ansonsten könne die Schule die Halle der Turngemeinde nutzen sowie die Realschulturnhalle und das Hallenbad.
Schulleiter Mackenrodt erklärte, dass er den Schülerinnen und Schülern zuletzt erlaubt hatte, mit Rollschuhen zum Sportunterricht zu fahren. Nach den Osterferien könne der Sportunterricht voraussichtlich draußen stattfinden, so Elsässer. Damit sei auch der schwierigere Teil, den Sportunterricht im Winter zu organisieren, geschafft.