zurück
Roden
Razzien in Wohnungen und Rocker-Clubheimen am Mittwoch: Staatsanwaltschaft geht von zweifacher versuchter Tötung aus
Nach einer Auseinandersetzung zwischen zwei Motorrad-Clubs durchsuchte die Polizei weitere Häuser in Unterfranken. In Marktheidenfeld und Lohr war auch das SEK im Einsatz.
Am Mittwochvormittag durchsuchten Einsatzkräfte der Polizei Unterfranken das Clubhaus der Rockergruppe 'Outlaws' in Roden (Lkr. Main-Spessart) und deaktivierten die Überwachungskameras. Sie fanden unter anderem eine Schreckschusswaffe.
Foto: Dorothea Fischer | Am Mittwochvormittag durchsuchten Einsatzkräfte der Polizei Unterfranken das Clubhaus der Rockergruppe "Outlaws" in Roden (Lkr. Main-Spessart) und deaktivierten die Überwachungskameras.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 27.07.2024 02:42 Uhr

Am Mittwochmorgen ging die Polizei erneut mit Razzien gegen Kriminalität in Unterfrankens Rocker-Milieu vor. Nachdem die Beamten am Dienstag vor allem Anhänger der Gruppe "Outlaws" im Visier hatten, durchsuchten sie am Mittwoch die Wohnungen von "Bandidos" sowie Clubheime beider überregional agierender Gruppierungen in den Landkreisen Main-Spessart, Würzburg und Miltenberg sowie im Main-Tauber-Kreis.

Die Razzien standen in Zusammenhang mit den Ermittlungen zur Auseinandersetzung in Marktheidenfeld am Samstag, 13. Juli. Am späten Abend sind rund 40 Anhänger der beiden Motorradclubs nahe einer Tankstelle aufeinander losgegangen. Bei der Attacke waren fünf Menschen mit Schlag- und Stichwaffen verletzt worden. Zum jetzigen Zeitpunkt geht die Staatsanwaltschaft Würzburg von einem versuchten Tötungsdelikt in zwei Fällen aus.

Seit dieser Auseinandersetzung wertet die unterfränkische Polizei Zeugenhinweise und Spuren aus. Die bisherigen Ermittlungen hätten zu den jetzt stattgefundenen Durchsuchungen geführt, erklärt Enrico Ball, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Ziel sei es, weitere Beweismittel der Auseinandersetzung zu finden. Ob die sichergestellten Beweismittel, unter anderem eine Vielzahl an Messern und weitere verbotene Gegenstände, dort zum Einsatz kamen, werden die weiteren Ermittlungen zeigen. Von Dateien auf beschlagnahmten Handys und Laptops erhoffe man sich Hinweise auf Hintergründe der Auseinandersetzung.

Polizei will Zeichen setzen

"Wir wollen auch ein Zeichen setzen, weil eine Grenze überschritten wurde", sagt Ball über die Brutalität, mit der die Anhänger der Motorradclubs aufeinander losgegangen seien. Durch das gewählte Vorgehen zeige man, dass derartige Verhaltensweisen und Gewaltexzesse durch die unterfränkische Polizei zu keiner Zeit toleriert würden. "Der Rechtsstaat ermittelt mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen." Ein Polizeiexperte für Rocker-Milieus gehe davon aus, dass aktuelle Streitigkeiten um Gebiete der Hintergrund für die Auseinandersetzung in Marktheidenfeld gewesen seien.

Razzia bei einem Mitglied des Motrradclubs 'Bandidos' in Marktheidenfeld.
Foto: Carolin Schulte | Razzia bei einem Mitglied des Motrradclubs "Bandidos" in Marktheidenfeld.

Der Schwerpunkt der Durchsuchungen der Ermittlungskommission "Tankstelle", die von Beamten der Kriminal- und der Bereitschaftspolizei unterstützt wurde, lag am Dienstag sowie am frühen Mittwochmorgen auf privaten Wohnräumen von Verdächtigen. Am Dienstag gab es fünf Durchsuchungen. Am Mittwochvormittag wurden in Lohr und im Raum Marktheidenfeld (beide Lkr. Main-Spessart), in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg), in Großheubach und Weilbach (beide Lkr. Miltenberg) sowie in Großrinderfeld (Main-Tauber-Kreis) Objekte durchsucht.

SEK-Einsatz: Polizei ging von hoher Gewaltbereitschaft aus

An beiden Tagen wurden mehrere Menschen vorläufig festgenommen und nach erkennungsdienstlichen Behandlungen und Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen.

Dabei waren in Main-Spessart auch Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) aus Nürnberg. Dieses sei zum Einsatz gekommen, weil man von einer hohen Gewaltbereitschaft der vermeintlichen Täter ausgegangen sei, sagt Ball. Am Mittwoch durchsuchten die Beamten zwei Vereinsheime der "Outlaws" in Roden (Lkr. Main-Spessart) und in Külsheim (Lkr. Main-Tauber) sowie eines der "Bandidos" in Miltenberg.

Räumlichkeiten durchsucht, Schreckschusswaffe gefunden

Enrico Ball erklärte am Einsatzort im Gewerbegebiet Roden, dass sich die rund 40 Polizeibeamten bewusst mit Blaulicht, Martinshorn und Durchsagen dem Clubheim genähert hätten, um auf sich aufmerksam zu machen. Man habe nicht riskieren wollen, dass die "Outlaws" die Aktion für einen Überfall der Gruppierung "Bandidos" halten würden. Bei einer solchen Aktion sei andernorts vor einigen Jahren ein Polizist getötet worden.

Die Beamten stellten jedoch schnell fest, dass sich zum Zeitpunkt der Razzia gegen 9.30 Uhr niemand auf dem Vereinsgelände des "Crossed Piston Saloon", wie auf einem Schild geschrieben steht, aufhielt. Das eingespielte Team verschaffte sich in kurzer Zeit Zutritt zum Gebäude, deaktivierte Überwachungskameras und durchsuchte die Räumlichkeiten nach Beweismitteln. Sie fanden unter anderem eine Schreckschusswaffe.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Marktheidenfeld
Lohr
Weilbach
Waldbüttelbrunn
Großheubach
Großrinderfeld
Roden
Miltenberg
Külsheim
Dorothea Fischer
Bandidos
Polizei
Razzien
Staatsanwaltschaft Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Helga Scherendorn
    um was geht es eigentlich Frau Köhler?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Sie beziehen sich auf einen nicht mehr vorhandenen Kommentar - der Inhalt des Kommentars ist für andere Leser nicht nachvollziehbar.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Krug
    Der Kommentar, auf den Sie sich beziehen, wurde entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Holger Köhler
    Nun ja, liebe Frau Scherendorn…
    wer sich Samstagabend an einer Tankstelle mitten in der Stadt mit Waffen auseinandersetzt, überschreitet definitiv eine Grenze. Wenn die Herrschaften untereinander bleiben und sich in ihren Räumlichkeiten oder meinetwegen auf einem freien Feld prügeln oder abstechen wollen - bittesehr. Aber an dieser Tankstelle samstagabends um 22 Uhr hätten nicht nur Sie und ich nach einem gemütlichen Abend mit Freunden oder Familie in etwas verwickelt werden können, was man weder sehen noch erleben möchte. Und spätestens ab diesem Punkt finde ich unter aller Kanone, was die Rocker sich da geleistet haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Christa Bullmann
    Was das jetzt für eine Anspielung sein sollte, würde mich auch mal interessieren. Gewaltverbrechen, egal von welcher Seite diese ausgehen sind, nicht zu tolerieren.

    Mit freundlichen Grüßen

    Johannes Bullmann, MPA
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten