
Schon im Vorfeld des Streits zweier Rockergruppen nachts an einer Tankstelle in Marktheidenfeld soll es laut Polizei am 13. Juli tagsüber Konflikte zwischen "Bandidos" und "Outlaws" gegeben haben. Dazu sucht die Ermittlungskommission "Tankstelle" nun ebenso Zeugen wie zu dem Vorfall selbst.
Am betreffenden Samstag, 13. Juli, war bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken gegen 22 Uhr die Mitteilung über den Streit in der Karbacher Straße in Marktheidenfeld eingegangen. An der Auseinandersetzung waren laut Polizei rund 40 Personen aus den zwei Rockergruppierungen beteiligt.
Ermittlungen zu Vorfällen: Gezielt die Auseinandersetzung gesucht?
Bei den Ermittlern verdichten sich inzwischen Informationen, wonach es nicht zufällig zu der Konfrontation kam. Zwei kleinere Vorfälle tagsüber hatten die Lage in der Nacht möglicherweise eskalieren lassen. Am Nachmittag soll es einen Streit zweier Rocker in Urspringen (Lkr. Main-Spessart) sowie eine Auseinandersetzung in Marktheidenfeld gegeben haben.
In Külsheim im benachbarten Main-Tauber-Kreis hatte laut Polizei eine Rocker-Hochzeit stattgefunden. In Roden bei Marktheidenfeld feierten die "Outlaws" an dem Tag mit auswärtigen Gästen ein Sommerfest.
Am Abend sollen dann Rocker der Gruppierung "Outlaws" aus Main-Spessart und Külsheim gezielt zur Tankstelle gefahren sein, um die Auseinandersetzung mit den "Bandidos" zu suchen.
Eine Person in Untersuchungshaft: Staatsanwaltschaft geht von versuchter Tötung aus
Bei der Attacke an der Tankstelle waren fünf Personen mit Schlag- und Stichwaffen verletzt worden. Mindestens eine so schwer, dass die Staatsanwaltschaft Würzburg von einem versuchten Tötungsdelikt ausgehen.
Bei ihrer zweiten Absuche des Tatortes hatte die Polizei einen Schlagstock und ein weggeworfenes Pfefferspray gefunden. Die Staatsanwaltschaft Würzburg legt neben einem Tatverdächtigten, der in Untersuchungshaft ist, zumindest einer weiteren Person ein versuchtes Tötungsdelikt zur Last. Der Verdächtige, der flüchtig ist, soll mit einem Messer auf ein Mitglied der konkurrierenden Rockergruppe eingestochen haben.
Durchsuchungen bei "Outlaws" in Külsheim und Frammersbach
Nun kursiert die Befürchtung, die "Bandidos" würden eine Vergeltung gegen die "Outlaws" planen. Die "Bandidos" haben nach eigenen Angaben Sitze in Miltenberg, Würzburg und Bad Königshofen, die "Outlaws" regionale Ortsgruppen in Kitzingen, Roden und Külsheim bei Tauberbischofsheim.
Nach Information des Polizeipräsidiums Unterfranken durchsuchten Einsatzkräfte das Clubhaus der "Outlaws" in Külsheim. Man habe gezielt nach einem Rocker gesucht, der an der Streiterei in Marktheidenfeld beteiligt war, sagt Sprecher Enrico Ball. Der Mann wurde im Clubhaus angetroffen, festgenommen, nach Würzburg gebracht - und wieder freigelassen. Die Indizien reichten offenbar nicht, um ihn in Untersuchungshaft zu nehmen. Auch bei Frammersbach (Lkr. Main-Spessart) wurde laut Polizei das Haus eines "Outlaws" durchsucht.
Zeugen-Aufruf: Polizei bittet um Hinweise und Bildmaterial
Zeuginnen und Zeugen können sich über das Hinweistelefon unter 0800/7733744 melden. Zur Aufklärung der Tat bittet die Ermittlungskommission "Tankstelle" außerdem, Foto-, Video- oder Audioaufnahmen vom Geschehen an der Tankstelle oder aus der unmittelbaren Umgebung von Samstag oder der Nacht zum Sonntag über das Medien-Upload-Portal zur Verfügung zu stellen. Dies kann auch anonym erfolgen: medienupload-portal03.polizei.bayern.de