In der städtischen Forstverwaltung Gemünden ist aktuell jede Menge Bewegung drin. Meinolf Arndt war seit 1983 für den Stadtwald Gemünden zuständig, erst als Revierleiter und seit der bayerischen Forstreform auch als Forstbetriebsleiter. Seit 1. Oktober übernimmt nun sein Nachfolger Johannes Pietron diese Aufgabe. Am selben Tag übergab Arndt ihm ebenfalls das Amt der Geschäftsführung der Fortbetriebsgemeinschaft (FBG) Gemünden und Umgebung, die den Zusammenschluss von Privatwaldbesitzern im Raum Gemünden und Karsbach bildet.
Robert Kaufmann wird Pietron in Zukunft als Revierleiter zur Seite stehen. Er wurde am 1. Juli eingestellt und ist ab jetzt für einen Teil des Stadtwaldes in Gemünden, den Gemeindewald Karsbach sowie den Privatwald der FBG zuständig. Der Karsbacher Gemeindewald wird seit 2021 mit dem Gemündener Stadtwald von deren Forstpersonal zusammen betreut.
Gründung der FBG: Viel für Privatwaldbesitzer geleistet
"Herr Arndt ist unser Urförster. Er wird von den Bäumen hier mit Vornamen angesprochen und macht es selbst genauso", scherzte Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert beim Pressetermin mitten im leicht verregneten Stadtwald. Martin Göbel, Bürgermeister der Gemeinde Karsbach, betonte, dass Arndt auch für private Waldbesitzer vor Ort viel geleistet habe und man im Laufe der Jahrzehnte einige dazugewinnen konnte.
Tatsächlich wurde Arndt, der sich selbst schmunzelnd als "Südpreuße" bezeichnet und im Sauerland aufgewachsen ist, schon in seiner Heimat durch Kleinprivatwald geprägt. "Ich kam damals aus der ältesten FBG Deutschlands und schon mein Vorgänger, der ehemalige Forstamtsleiter, Eberhard Sinner, äußerte den Wunsch, in Gemünden eine FBG zu gründen", erinnert sich Arndt. Die habe es dann seit dem 30. September 1989 auch gegeben. Wie Arndt erklärt, sei es gerade für Kleinprivatwaldbesitzer wichtig, sich "im Kielwasser der größeren Kommunalwälder hintendran hängen" zu können, um den damit verbundenen Strukturnachteil zu überwinden.
Weißtannen als Alleinstellungsmerkmal
Die Eine-Million-Euro-Frage sei in Zeiten des Klimawandels weiterhin, was in Zukunft die geeigneten Baumarten sind. Arndt hält es hier mit einem bekannten Leitspruch der Börse: "Wer streut, der rutscht nicht." Streuung – also Risikominimierung – sei auch im Wald angesagt, man müsse deshalb geeignete Baumarten mischen. Hoffnung mache ihm der zu 75 Prozent aus Laubbäumen bestehende Gemündener Stadtwald und einige verteilte Gruppen von älteren Weißtannen. "Diese etwa 200 Altbäume zeigen sich bisher erstaunlich vital und wir mussten in meinen vierzig Jahren als Förster nur eine einzige davon entfernen", freut sich Arndt.
Die Tannen stünden somit nicht für die Holzernte zur Verfügung, seien aber als Samenspender für eine neue Waldgeneration viel wertvoller. So könne der Weißtannenanteil weiter wachsen. Das gelinge aber nur mit einer konsequenten Bejagung, insbesondere des Rehwildes. Hier profitiere man von der Mithilfe engagierter Jäger. Die Weißtanne steht ganz oben auf dem Speiseplan von Rehen. Wie Arndt erklärt, sei unverhältnismäßiger Verbiss keine Kleinigkeit, sondern ökologisch wie ökonomisch gesehen ein Riesenschaden, der zukunftsfähige Wälder auf Dauer verhindert.
Bewirtschaftung des Waldes alternativlos
Spricht man über die Forstarbeit in Gemünden, müsse man auch immer die erschwerten Bedingungen im Blick haben. Die klimatischen Bedingungen seien von Ort zu Ort völlig unterschiedlich. So gebe es im Raum Lohr beispielsweise über das Jahr gesehen durchschnittlich circa 300 Liter mehr Niederschlag pro Quadratmeter als in Gemünden. Arndt erklärt: "Da wächst die Buche noch richtig, das sind ganz andere Voraussetzungen. Im Gemeindewald Karsbach, auf Muschelkalboden, kommt der Wald mittlerweile an seine Grenzen."
Der Bitte aus Teilen der Gesellschaft nachzukommen, die Natur sich selbst zu überlassen, ist für Arndt keine gute Option. "Der Wald ist seit der letzten Eiszeit immer in irgendeiner Form vom Menschen bewirtschaftet worden. Wir versuchen – im bemessenen Rahmen – geeignete Baumarten einzubringen, um eine Mischung zu erreichen, die hoffentlich den klimatischen Herausforderungen besser standhalten kann", so Arndt.
Johannes Pietron: "Ich trete in sehr große Fußstapfen."
Nicht nur für einen gesunden Waldboden, sondern auch für personelle Übergaben im Forstbereich sind betriebliche Eigengewächse wichtig. Arndts Nachfolger Johannes Pietron ist seit 17 Jahren in Gemünden beschäftigt. Die beiden konnten über die gemeinsame berufliche Zeit ein gutes kollegiales Verhältnis aufbauen. Pietron betonte, wie wichtig es sei, wegen der langen Entwicklungszeiträume personelle Kontinuität im Wald zu haben und einen permanenten Personalwechsel zu verhindern. "Ich trete in sehr große Fußstapfen. Noch sitzen die Schuhe etwas locker, aber da werde ich noch reinwachsen", so der 41-Jährige.
Arndt wird sich auch in Zukunft noch viel im Wald aufhalten und dem neuen Forst-Duo Pietron und Kaufmann mit seinen 40 Jahren Erfahrung beratend zur Seite stehen. Auch die Einarbeitung des erst 28-jährigen Kaufmann wird Arndt bis zum 30. Juni 2024 begleiten.