"Patient Stadtwald" war der Titel des Vortrags, den der städtische Forstbetriebsleiter Wolfgang Netsch und der städtische Revierleiter Thomas Vogel in der Marktheidenfelder Volkshochschule vor knapp 40 Zuhörerinnen und Zuhörern gehalten haben. Stürme, Trockenheit, Hitze und Schädlingsbefall haben den Stadtwald stark verändert. "Ist er noch zu retten?", lautete die provozierende Fragestellung für den Vortrag. "Er wird in Zukunft ein anderer sein", meinen die beiden Förster. Die Nadelbäume werden verschwinden, er muss mit Laubbäumen aufgeforstet werden, die an die veränderten klimatischen Bedingungen angepasst sind.
Dieser Waldumbau ist bereits seit vielen Jahren im Gange. Netsch blickte auf das Jahr 1990 zurück, als die Stürme Wiebke und Vivien überall in Deutschland große Schneisen in die Wälder schlugen. Die flachwurzelnden Fichten hielten den Stürmen nicht stand. Damals, so Netsch, habe es im Stadtwald zirka zwei Drittel Nadelbäume und ein Drittel Laubbäume gegeben. Schon jetzt ist das Verhältnis umgekehrt.
Fünftes Dürrejahr in Folge
Zu den Stürmen kommt der Klimastress. Schon das fünfte Jahr in Folge gebe es zu viel Sonne, zu wenig Niederschläge und es ist zu warm, so die Förster. Darunter leiden besonders die Nadelbäume und sie können sich nicht gegen den Borkenkäfer wehren. Bis zu 250.000 Nachkommen könne ein einziges Brutpaar erzeugen. Um die Schäden zu begrenzen, müssen die vom Borkenkäfer befallenen Bäume rechtzeitig eingeschlagen werden.
Für den nötigen Waldumbau setzen die Förster auf klimastabile, heimische Baumarten wie Eiche, Hainbuche, Linde, Buche und Kirsche. Experimentiert wird auch mit Baumarten, die bisher in wärmeren Regionen Zuhause sind und bewiesen haben, mit Trockenheit und wärmeren Temperaturen klarzukommen. Netsch nennt die Roteiche, die Baumhasel und die Esskastanie.
Waldumbau kostet Geld
Das kostet Geld. Die jungen Triebe müssen angepflanzt werden, dürfen nicht im Unkraut ersticken und müssen daher davon befreit werden. Zäune dienen dem Schutz vor Verbiss. Zudem muss regelmäßig geprüft werden, ob nicht ein umgestürzter Baum ein Loch in den Schutzzaun gerissen hat.
Die Förster bestimmen mit ihrer Arbeit den Waldbestand für die nächsten Generationen. "Dies habe zwar den Vorteil, dass wir uns für Fehler nicht verantworten müssen", meinte Netsch schmunzelnd. Die Risiken sieht er aber in der weiteren Klimaentwicklung. Auch neue Schädlinge könnten einwandern.
In der nachfolgenden Diskussion ging es um den Romberg und Kreuzberg, auf dem der dort stehende Kieferbestand abgestorben ist. Die Bäume leiden unter der Trockenheit auf den mageren Kalkböden, die kaum Wasser speichern können, erklärten Vogel und Netsch. Es könnte sein, dass dort nur noch Büsche wachsen. Das sei besser, als wenn da gar nichts mehr wächst. Die Büsche würden dann verhindern, dass Wind und Regen den Boden abtragen.
Diskutiert wurde auch, ob die Warnung vor einem Waldspaziergang aufgrund von fallendem Totholz noch gelte. Im Juli hatte die Forstverwaltung diese ausgesprochen, weil es "einen extrem hohen Totholzanteil im Baumbestand" gebe. Ein Abbrechen kündige sich vorher nicht an und passiere auch bei vollkommener Windstille, meinte Vogel und mahnte zur Vorsicht. Die Forstverwaltung habe sich aber bemüht, die Bäume an besonders stark genutzten Waldwegen vom Totholz zu befreien.
Exkursion am Samstag
Zu diesem Thema laden die beiden Förster zu einer Exkursion am Samstag, 30. September, ein. Interessenten treffen sich um 14 Uhr an der Kirche in Glasofen. Von dort geht es in Fahrgemeinschaften zu den Hauptschadensgebieten. Jeder ist willkommen.