Viel Diskussionsbedarf gab es offenbar zur Frage, ob der städtische Gemündener Forstbetrieb für Arbeiten im Stadtwald per Leasingvertrag einen neuen Rückeschlepper bekommen soll oder nicht – das Ganze allerdings nichtöffentlich. In der im Anschluss daran am Montagabend mit gut einer Viertelstunde Verspätung startenden öffentlichen Stadtratssitzung meldete sich nur Stadträtin Monika Poracky (SPD) zu Wort und begründete, warum sie mit Nein stimmen werde. Bei der Abstimmung über den Vertragsabschluss mit dem Anbieter Kotschenreuther, von dem auch die bisherige Maschine stammt, stimmten sieben Stadträte aus verschiedenen Fraktionen dagegen, 16 dafür (2015 ging die gleiche Abstimmung acht zu 15 aus).
Es ging um einen 415.000 Euro teuren Forstschlepper, einen umgebauten John Deere mit 200 PS sowie Krananbau und Seilwinde, der wie der bisherige für sechs Jahre geleast werden soll – Kostenpunkt monatlich: 3762 Euro. Stadtförster Johannes Pietron erläuterte, warum ein eigener Traktor für Waldarbeiten gebraucht werde: Damit könne der Stadtforst alle gefällten Bäume und Schadholz, namentlich von Borkenkäfern befallenes, zügig selber rücken könne und das zu Zeiten, in denen dies bodenschonend möglich sei. Wenn es zu nass werde, würde mit dem Rücken gewartet, bei einem Rückebetrieb könne man es sich nicht in dem Maße aussuchen. Im Forstbetrieb Gemünden seien die Rückeschäden gegenüber anderen äußerst gering.
Seit dem Sturm Wiebke im Jahr 1990 hat Gemünden einen eigenen Forstschlepper. Durch den eigenen Traktor hätten in den vergangenen drei Jahren die Lieferfristen der Sägewerke eingehalten werden können und Schadholz sei ohne zusätzliche und kostentreibende Kontrollen selbst gerückt worden. Die Maschine diene außerdem der Wegepflege und Verkehrssicherung und werde für Mulcharbeiten sowie zur Unterstützung bei Problembaumfällungen eingesetzt.
Stadträtin Poracky hingegen fand: "Für einen noch leistungsfähigeren und stärkeren Forstschlepper sehe ich keine Notwendigkeit." Ein eigener Schlepper sei "ein Luxus". Auf Anfrage sagt Bürgermeister Jürgen Lippert am Dienstag: "Das ist im Prinzip die gleiche Maschine wie bisher, halt sechs Jahre moderner." Und modernere Maschinen, der neue ist ein Schlepper vom Modell K 175R, man kenne das ja vom Auto, hätten halt gleich ein paar wenige PS mehr.
Poracky: Rückeschlepper des Stadtforstes nicht stark belastet
Auf Anfrage nach der Sitzung begründet Poracky ihre ablehnende Haltung damit, dass der bisherige Schlepper, den die Stadt ablösen könne, "lang gut" und bei 6000 Festmeter "motormanueller Aufarbeitung" im Jahr nicht stark belastet sei. Burgsinn habe 20.000 Festmeter und keinen eigenen Rückeschlepper. "Man kann ja nicht alle sechs Jahre für Hunderttausende von Euro ein neues Rückegerät kaufen", sagt die einzige Stadträtin. Zu der monatlichen Leasingrate komme ja noch eine Anzahlung, gibt sie zu bedenken.
Auf die Frage, warum weitere Stadträte gegen den Forstschlepper gestimmt haben, sagt Bürgermeister Lippert, dass dies wohl unterschiedliche Gründe habe. Manche hätten wohl aus Solidarität mit Stadträtin Poracky gestimmt, andere wohl, weil sie Investitionen in den städtischen Forstbetrieb generell kritisch sähen, und dann seien manche nichtöffentlich dafür gewesen, den alten, der laut Pietron 8500 Betriebsstunden auf dem Buckel hat, weiter zu nutzen. Lippert gibt zu bedenken, dass es später sicher nicht billiger werde und dass der neue ja erst in einem Jahr komme. Bis dahin werde der alte von 2016 sowieso weiterhin genutzt. Beim bisherigen wurde 2021 für 59.000 Euro ein Getriebeschaden repariert.
Die Alternative zu einem eigenen Forstschlepper wäre, ein Rückeunternehmen zu engagieren. Lippert meinte dazu, dass klar sei, dass einige Forstunternehmen in der Umgebung in nächster Zeit altersbedingt aufhören. Laut Informationen der Stadt betrifft dies sechs Rückebetriebe in den nächsten fünf Jahren, stand in der Sitzungsvorlage. Die verbleibenden hätten "übervolle Auftragsbücher" und seien "komplett ausgebucht".
Am Montag beschloss der Stadtrat außerdem einstimmig, das Planungsbüro "Holl Wieden Partnerschaft Stadtplaner und Architekten" in Würzburg mit der Erstellung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) zu beauftragen, Auftragssumme: 48.156 Euro. Ein solches ist für die Aufnahme der Stadt in weitere Städtebauförderprogramme notwendig. Die Regierung von Unterfranken hat der Stadt einen Fördersatz von 60 Prozent der förderfähigen Ausgaben in Aussicht gestellt.