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Rieneck
75 Jahre Schachklub Rieneck: Warum das Interesse an dem "königlichen Spiel" auch heute noch groß ist
Auch junge Menschen lassen sich für Schach begeistern, zu Corona-Zeiten verlagerte sich das Spiel ins Internet. 1969 feierte der Klub mit dem Aufstieg in die Landesliga seinen größten Erfolg.
Auf dem Demonstrations-Schachbrett des Rienecker Schachklubs werden beim Training einzelne Spielkonstellationen aufgebaut und mögliche Züge diskutiert. Das Bild zeigt die beiden Vorsitzenden Martin Bechold und Hermann Marx.
Foto: Helmut Hussong | Auf dem Demonstrations-Schachbrett des Rienecker Schachklubs werden beim Training einzelne Spielkonstellationen aufgebaut und mögliche Züge diskutiert.
Helmut Hussong
 |  aktualisiert: 06.08.2023 02:58 Uhr

Das Interesse und die Freude am strategischen königlichen Brettspiel, dem Schach, ist in den vergangenen Jahren wieder stärker geworden. "Das könnte mit der Corona-Pandemie und deren Einschränkungen zusammen hängen", vermutet Hermann Marx, Vorstand für den Spielbetrieb beim Schachklub Rieneck. Da habe mancher wieder mit dem Schachspielen übers Internet begonnen. "Auch bei den Jugendlichen lässt sich die Neigung zum Schach neuerlich einfacher wecken", sagt Marx. Man müsse allerdings aktiv auf den künftigen Nachwuchs zugehen.

Der Schachklub Rieneck feierte kürzlich sein 75-jähriges Bestehen und bot dabei neben den Unterfränkischen Schnellschach-Mannschaftsmeisterschaften auch ein offenes Schnellschachturnier für Kinder und Jugendliche an. Hieran konnte sich jeder Interessierte in der jeweiligen Altersklasse beteiligen. Dass der Schachklub heute rund 100 Mitglieder, darunter 28 aktive Spielerinnen und Spieler zählt, führt Hermann Marx auf die gute Jugendarbeit auch seiner Vorgänger zurück.

Schach ist generationsübergreifend: Hier lieferten sich einer der jungen Neulinge beim Schachklub Rieneck und eines der ältesten aktiven Mitglieder ein interessantes Match.
Foto: Hermann Marx | Schach ist generationsübergreifend: Hier lieferten sich einer der jungen Neulinge beim Schachklub Rieneck und eines der ältesten aktiven Mitglieder ein interessantes Match.

So starteten diese im Jahr 1970 in der Volksschule Rieneck einen Anfängerkurs, an dem sich rund 70 Mädchen und Buben beteiligten. Auch wenn man diese Zahlen zwischenzeitlich nicht mehr erreichte, stellte der Schachklub in der Vergangenheit eine schlagkräftige Jugendmannschaft. Im Dezember 2022 bot Jugendleiterin Rena Pahlke jüngst erneut einen Schach-Schnuppertag in der Rienecker Grundschule an. "Die Aktion soll alle zwei Jahre wiederholt werden", sagt Marx. Aktuell treffen sich nun regelmäßig freitags meist zwölf Jugendliche im ehemaligen Sitzungssaal des alten Rathauses. Unterteilt in eine Anfänger- und zwei Fortgeschrittenen-Gruppen werden sie von Jugendleiterin Rena Pahlke und Josef Buchberger, sowie Herbert Ruppert und Kathrin Schneider trainiert.

Während Corona trafen sich die Spieler online

Der Schachklub selbst hatte in den Jahren von 2017 bis 2022 eine Spielgemeinschaft mit Ruppertshütten. Als sich die die dortige Schachabteilung auflöste, sind fünf Spieler nach Rieneck gewechselt. Die Schachfreunde stellen aktuell zwei Mannschaften für Rundenwettkämpfe: Zum einen in der Kreisliga-Mitte mit acht Spielern und in der B-Klasse mit vier Spielern. In Corona-Zeiten traf man sich auf der Plattform "lichess.org" zu Partien, aktuell sitzt man lieber wieder dem Trainingspartner am Schachbrett persönlich gegenüber.

Den Verein gründeten die Freunde des königlichen Spiels bereits vor 75 Jahren, in zwei Anläufen. So sollen bereits beim ersten Anlauf 23 Personen in einer Zusammenkunft den Grundstein gelegt haben. Sie warben jedoch noch um weitere Interessierte. Erst die zweite Versammlung im Februar 1948, bei der dann 43 Personen in eine Mitgliederliste erfasst wurden, galt dann als offizielles Gründungsdatum.

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Rienecker Schachklubs war das Pfarrheim Austragungsort der Unterfränkischen Schnellschach-Mannschaftsmeisterschaften. Auch die Spieler des Gastgebers beteiligten sich mit höchster Konzentration an dem Wettstreit.
Foto: Hermann Marx | Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Rienecker Schachklubs war das Pfarrheim Austragungsort der Unterfränkischen Schnellschach-Mannschaftsmeisterschaften.

Eine erste Besonderheit war im Jahr 1953 die Anschaffung einer eigenen Vereinsfahne. Von dem Burgfest mit der Fahnenweihe, wissen heute noch einige ältere Mitglieder zu erzählen. Die allzu großen finanziellen Auflagen des Bayerischen Schachverbandes (BSV), veranlassten die Rienecker Brettspieler, ebenso wie mehrere Nachbarvereine, im Jahr 1959 aus dem BSV auszutreten. Ersatzweise stellte man eine wilde Spielliga auf und kämpfte regelmäßig um den Pokal "Rund um den Einmal".

Aufstieg in die Landesliga war der größte Erfolg der Vereinsgeschichte

In Gemünden gründete sich im Jahr 1961 die Schachgemeinschaft Unterfranken. Ab da hatten die Rienecker Spieler wieder Aufstiegsmöglichkeiten. So wurde im Jahr 1969 der SK Rieneck unterfränkischer Mannschaftsmeister und mit dem Aufstieg in die Landesliga feierte man damals den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Erneut wechselte der Verein im Jahr 1981 den Verband. Nun im Unterfränkischen Schachverband, sicherten sich die Spieler in der Saison 1986/87 den Sieg in der B-Klasse und stiegen für drei Jahre in die A-Klasse auf. Als weiteren sportlichen Höhepunkt bezeichnet der heutige Spielbetriebsleiter Hermann Marx den Meistertitel in der Kreisliga Main-Spessart in der Saison 1992/93. Er war selbst einer der damaligen Mannschaftsspieler. Den Aufstieg in die Bezirksliga West konnte man allerdings nur ein Jahr "genießen".

Sport und Spaß gehört immer auf irgendeine Weise zusammen. Zu dieser Kategorie zählten in der Vergangenheit besonders die Fahrten in die "goldene Stadt Prag", findet der Vorsitzende für Vereinsangelegenheiten, Martin Bechold. Denn an Pfingsten 1997 folgten die Schachfreunde mit zwei Teams zum ersten Mal der Einladung des Schachklubs Smichov Prag zu einem internationalen Mannschafts-Blitzturnier um den Wanderpokal "Smichover Fässchen" der Staropramen-Brauerei. Während oder doch besser nach dem Turnier konnte man frischgezapftes Bier verkosten. Zu diesem "Event" fuhr der Verein auch in den Folgejahren noch einige Male. Zu Hause gab es vor Corona-Zeiten alljährlich ein Grillfest am Parksee oder gelegentliche Fußball-Freundschaftsspiele sowie weitere gesellschaftliche Aktivitäten.

 
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