
Die Tanzinsel wird zehn Jahre alt – auch wenn es seit dem ersten Festival 2013 zwei Corona-Jahre gab, in denen auf der Gemündener Halbinsel nicht mit Tausenden gefeiert und getanzt wurde. Seit 2022 geht das aber wieder, sehr zur Freude der Gäste und Gründer. In diesem Jahr steigt die große Party am 19. August. Diese Redaktion hat fünf Menschen mit einer besonderen Verbindung zum Festival gefragt, wie sie auf die Tanzinsel-Veranstaltungen seit 2013 zurückblicken.
1. Bürgermeister Jürgen Lippert: "Die Tanzinsulaner sind absolut gechillt und freundlich"

Voll des Lobes für die Tanzinsel und ihre Gäste ist Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert. "Ich nehme die Tanzinsel als absolut positive Veranstaltung wahr. Die Tanzinsulaner kommen nach Gemünden und sind absolut gechillt und freundlich. Das ist was ganz Tolles und ich bin froh, dass wir die Tanzinsel bei uns in Gemünden haben." Sogar aus Hamburg kämen dafür Menschen angereist. "Sowas hat eine absolut positive Außenwirkung", sagt Lippert.
Die Organisation und der Drogenkonsum auf der Halbinsel sorgten in den vergangenen Jahren jedoch teilweise für Kritik. Diese weist Lippert zurück. "Der Artikel, der hinterher geschrieben wurde, ist meines Erachtens dem Festival nicht gerecht geworden. Der war viel zu negativ." Bei 10.000 Leuten – oder wirklichkeitsgetreu 9500, wie im Sicherheitskonzept begrenzt – stelle die Zahl der mit Drogen erwischten Gäste "einen Bruchteil" dar.
Die Organisatoren haben sich laut Lippert weiterentwickelt: "Mittlerweile klappt es da unten bis auf Kleinigkeiten super. Die haben ihr Konzept, das passt. Die wissen, was sie brauchen. Und es wird jedes Jahr organisatorisch noch ein kleines bisschen besser." Vergangenes Jahr sei zum Beispiel festgestellt worden, dass bei Dunkelheit mehr Beleuchtung am Ausgang gebraucht wird, was dann nachgerüstet wurde. "Die Zusammenarbeit mit den Veranstaltern ist sehr gut, wir werden hier auch demnächst wieder zusammensitzen und die Vorbesprechung durchführen", resümiert Lippert.
2. Hauptkommissar Martin Maier: "Gewaltdelikte sind bisher so gut wie gar nicht vorgekommen"

Martin Maier, stellvertretender Leiter der Polizeistation Gemünden, berichtet zwar von einem hohen Personalaufwand für die Tanzinsel. Im Verhältnis zur hohen Anzahl an Besucherinnen und Besuchern sei die Zahl der Delikte aber gering. "Wir ziehen ein sehr positives Fazit", sagt er. Gewaltdelikte seien bisher "so gut wie gar nicht" vorgekommen. Ein paar "Kontrolldelikte" habe es gegeben, also Vergehen, die nach der proaktiven Kontrolle durch die Polizei entdeckt wurden. Dazu gehört beispielweise das Mitführen von Messern oder Drogen.
Marihuana oder auch Ecstasy hat die Polizei zwar entdeckt, "aber nie in großen Mengen und nur vereinzelt", sagt Maier. Zudem habe es hin und wieder Ingewahrsamnahmen gegeben, wenn Menschen zu betrunken waren. Ein Großteil der Teilnehmenden reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Viele von ihnen würden den ausgeschilderten Fußweg durch die Innenstadt nutzen. Auch in Sachen Verkehr gab es laut Maier bislang keine Probleme.
3. Gast Kaj S. aus Gössenheim: "Gutes Event für Leute, die noch nicht viel Kontakt mit Techno hatten"

Kaj S. aus Gössenheim ist regelmäßiger Besucher der Tanzinsel. Er findet: "Die Tanzinsel ist das Event hier in der Gegend und grundsätzlich freue ich mich immer, wenn es wieder so weit ist. Allein schon die Gaudi, wenn man alte Freunde aus der Schulzeit wiedersieht. Positiv finde ich auf jeden Fall das riesige Gelände mit zahlreichen Ständen." So verlaufe sich die Menschenmenge ein wenig. Bei den vergangenen Festivals seien zudem DJs dabei gewesen, die er unbedingt einmal live habe erleben wollen, sagt Kaj.
Manchmal habe die Tanzinsel aber auch einen nicht ganz so guten Eindruck bei ihm hinterlassen. "Bei den ersten Versuchen gab es immer mal wieder Probleme mit der Wasser- und Getränkeversorgung, was bei den Temperaturen natürlich sehr unangenehm ist. Was mich auch stört ist die merkwürdige Preispolitik."
2016 habe er ein Earlybird-Ticket für 15 Euro kaufen können, aktuell liegt der Preis bei 35 Euro plus 3,90 Euro Vorverkaufsgebühren. Die Veranstaltungsfirma AC2B begründete den Preisanstieg unter anderem mit gestiegenen Kosten bei Energie und Personal, aber auch mit höheren Hygienestandards als noch zu Vor-Corona-Zeiten. "Letztes Jahr gab es viele Ticketphasen, die in unverschämten Preisen mündeten, die dann aber doch wieder reduziert wurden. Vielleicht hat man die Tickets für so ein Geld nicht mehr losbekommen?", vermutet Besucher Kaj. Durch die Ticketphasen entstehe zudem Druck zum Kauf.
"Als Fazit würde ich sagen, dass die Tanzinsel gerade für Leute, die noch nicht so viel Kontakt mit Techno haben, ein gutes Event sein könnte. Die Musik ist für meinen Geschmack zu langsam, aber ich habe immer die Hoffnung, dass die DJs in der letzten Stunde einen Zahn zulegen, was auch hin und wieder passiert ist", berichtet Kaj. Bisher habe er kein Ticket, weil es ihm zu teuer ist, "für das, was an Künstlern geboten wird". Er will sich später auf einer Ticketbörse umtun.
4. Tanzinsel-Mitbegründer Adam Cieplak: "Verdopplung der Besucherkapazität war Meilenstein"

Ein Auf und Ab waren die zehn Jahre mit der Tanzinsel für Mitbegründer Adam Cieplak. "Super emotional" sei es am Anfang gewesen, so ein großes Event auf die Beine zu stellen. Zugleich gab es mit der wachsenden Besucherzahl auch wachsende Herausforderungen und Verantwortungen. "Letztendlich trifft man auf viele Hindernisse", sagt Cieplak.
So erinnert er sich an die Großbaustelle der Mainbrücke im Jahr 2018, als das Festival fast geplatzt wäre. "Da gab es lange Verhandlungen und Diskussionen, schlaflose Nächte. Wenn man beginnt, sich damit seine Existenz aufzubauen, dann nehmen einen solche Themen ernsthaft mit." In Summe, sagt er, sei es aber vielmehr ein steiles Auf gewesen, weil er mit und bei der Tanzinsel viele tolle Sachen erlebt habe.
Dass er mit der gesammelten Erfahrung später einmal mit seiner Veranstaltungsfirma AC2B eine große Party für Tesla organisieren und Elon Musk treffen würde? Das hätte sich Cieplak zu Beginn nicht träumen lassen. Angefangen hat alles mit 4500 Gästen auf der Gemündener Halbinsel.

Ein Meilenstein der Tanzinsel, findet Cieplak, war die Verdopplung der Besucherkapazität auf fast 10.000 Menschen. "Das hat uns als Event mit auf die Landkarte gebracht, weil es jetzt eine ernstzunehmende Größendimenison hat." Ein weiterer Höhepunkt: Als 2017 Sven Väth "als Urvater des Technos" nach Gemünden geholt werden konnte. Auf Facebook hätten sich die Tanzinsulaner seinen Auftritt lange gewünscht, und immer wieder sei kommentiert worden: Der kommt doch nie nach Gemünden.
5. Feuerwehrkommandant Heiko Betz: "Mit der Hitze hatten wir schon öfters zu kämpfen"

Auch der Gemündener Feuerwehrkommandant Heiko Betz berichtet, dass in den vergangenen Jahren "nichts Größeres" auf der Tanzinsel vorgefallen sei. "Mit der Hitze hatten wir schon öfters zu kämpfen, wenn keine schattigen Plätze da waren", sagt Betz. Vor Jahren habe die Feuerwehr Wasser mit einem großen Löschfahrzeug verspritzt, damit niemand umkippt. "Das werden wir aber nicht mehr machen, weil es zu gefährlich ist, in die Menge reinzufahren." In späteren Jahren hätten die Veranstalter dann mehr Wasserstationen aufgebaut. "Aber sonst war es eigentlich ganz einfach zu handhaben und ohne Vorfälle."