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Landkreis Kitzingen
Zwischen Fahrgemeinschaft und FOMO: Wieso Studierende aus dem Landkreis Kitzingen zur Uni pendeln
Viele Studenten und Studentinnen wohnen noch bei den Eltern und pendeln zur Universität. Welche Gründe sprechen gegen einen Umzug nach Würzburg? Vier junge Leute erzählen.
Von ihrem Leben als Studierende, die nach Würzburg pendeln, berichten (oben von links) Isabel Gomes und Michelle Vehe sowie (unten) Franziska Kropf und Lennart Ebert.
Foto: Maren Wiesmann | Von ihrem Leben als Studierende, die nach Würzburg pendeln, berichten (oben von links) Isabel Gomes und Michelle Vehe sowie (unten) Franziska Kropf und Lennart Ebert.
Maren Wiesmann
 |  aktualisiert: 15.10.2024 02:41 Uhr

Gut die Hälfte der Studienanfängerinnen und -anfänger entscheidet sich für eine Uni in der Heimat. Das hat eine Analyse des Zentrums für Hochschulentwicklung ergeben. Wenn sie die Wahl zwischen verschiedenen Städten haben, wählen viele deutsche Studis eine Uni, die weniger als 50 Kilometer vom Heimatort entfernt ist. Der Anteil, der im Elternhaus wohnen bleibt, wächst außerdem seit einigen Jahren.

Auch im Landkreis Kitzingen mit seiner Nähe zur Universität Würzburg und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt stellen sich Studierende die Frage: Nach Würzburg ziehen oder pendeln? Aus welchen Gründen entscheiden sich junge Menschen für das Pendeln? Sind hohe Mietpreise in den Unistädten tatsächlich der ausschlaggebende Grund dafür? Und hat man eigentlich FOMO (Fear of Missing Out), also Angst, etwas zu verpassen, wenn man nicht in Würzburg wohnt? Vier Studierende aus dem Landkreis, die sich gegen einen Auszug entschieden haben, erzählen von ihren Erfahrungen.

1. Isabel Gomes (21) aus Marktbreit: "Ein bisschen weniger Verantwortung tragen"

Am Bahnhof in Marktbreit ist Isabel Gomes oft. Von dort pendelt die 21-Jährige zur Uni nach Würzburg.
Foto: Maren Wiesmann | Am Bahnhof in Marktbreit ist Isabel Gomes oft. Von dort pendelt die 21-Jährige zur Uni nach Würzburg.

"Seit einem Jahr studiere ich Medienkommunikation an der Uni Würzburg und pendle mit dem Zug. Ich finde Pendeln okay, weil in Marktbreit direkt der Bahnhof ist und es an sich nicht lange dauert, bis man in Würzburg ist. Ich muss dann zwar noch mit dem Bus zum Hubland. Aber teilweise brauchen Freundinnen und Freunde von mir, die in Würzburg wohnen, von ihrer Wohnung genauso lang in die Uni wie ich von zu Hause.

Trotzdem hatte ich am Anfang des Studiums auf jeden Fall FOMO. Da haben sich alle abends in Würzburg getroffen, waren feiern, haben Spieleabende gemacht. Aber ich denke trotzdem, dass ich noch ein paar Semester pendeln werde. Man spart die Mietkosten und ehrlich gesagt genieße ich es, ein bisschen weniger Verantwortung zu tragen, weil ich bei meinen Eltern lebe."

2. Michelle Vehe (22) aus Sickershausen: "Ich bin sowieso kein Mensch, der viel feiern geht"

Michelle Vehe findet, von Sickershausen nach Würzburg zu pendeln sei an sich kein Problem.
Foto: Maren Wiesmann | Michelle Vehe findet, von Sickershausen nach Würzburg zu pendeln sei an sich kein Problem.

"Ich studiere seit 2022 Klassische Archäologie und Kunstgeschichte an der Uni. Ich wohne in Sickershausen mit meiner Mama und meiner kleinen Schwester. Mit dem Auto fahre ich von Sickerhausen zum Bahnhof und von dort mit dem Zug. Ich weiß nicht, ob das Pendeln überhaupt Vorteile hat. Am ehesten, dass man nicht den Stress hat, arbeiten gehen zu müssen, um die Miete zahlen zu können.

Ich überlege zwar auszuziehen, aber ich höre immer wieder, dass die Wohnungspreise in Würzburg nicht gerade billig sind. Ein Studentenwohnheim kommt für mich deshalb nicht infrage, weil ich zu nah dran wohne, das habe ich schon probiert. Das ist eher für Leute, die aus weiter entfernten Orten kommen.

FOMO habe ich mittlerweile keine mehr. Ich bin sowieso kein Mensch, der viel feiern geht. Wenn abends mal eine Veranstaltung in Würzburg ist, ist es schon schade. Aber dann muss man einfach abwägen, was einem wichtiger ist: Bequemlichkeit oder mit dem Zug nochmal reinfahren."

3. Lennart Ebert (23) aus Marktbreit: "Kosten für das Ticket in den Studiengebühren inkludiert"

Lennart Ebert wohnt seit Beginn seines Studiums im Grünen und pendelt mit dem Zug oder Motorrad nach Würzburg.
Foto: Maren Wiesmann | Lennart Ebert wohnt seit Beginn seines Studiums im Grünen und pendelt mit dem Zug oder Motorrad nach Würzburg.

"Ich studiere Grundschullehramt und pendele schon seit 2019 zur Uni, meist mit dem Zug. FOMO hatte ich in der Zeit eigentlich kaum, weil ich ja sowieso vier oder fünf Tage pro Woche in Würzburg bin, selbst wenn ich nicht dort wohne. Aber man ist schon echt unflexibel.

Ich rechne mit anderthalb Stunden von meiner Haustür zum Unigebäude, wenn es reicht. Der Heimweg ist manchmal länger, weil ich warten muss, bis der Zug kommt, der nur einmal die Stunde fährt. Dann laufe ich sogar manchmal einen Umweg durch die Innenstadt, um wenigstens beschäftigt zu sein.

Ein Vorteil vom Zugfahren ist, dass die Kosten für das Ticket in den Studiengebühren inkludiert sind. Dadurch spare ich mir neben den Mietkosten auch die Transportkosten. Im Sommer fahre ich trotzdem meistens mit dem Motorrad, um flexibler zu sein."

4. Franziska Kropf (22) aus Mainbernheim: "Mein eigenes Pferd muss versorgt werden"

Franziska Kropf aus Mainbernheim verbringt nach den Vorlesungen viel Zeit mit ihrem Pferd.
Foto: Maren Wiesmann | Franziska Kropf aus Mainbernheim verbringt nach den Vorlesungen viel Zeit mit ihrem Pferd.

"Ich habe mein E-Commerce-Studium an der THWS 2020, also mitten in der Corona-Pandemie, begonnen. Deshalb war es am Anfang klar, dass ich bei meinen Eltern wohnen bleibe, weil unsere Vorlesungen sowieso online waren. Erst ab dem vierten Semester haben sie wieder vor Ort stattgefunden. Dafür haben wir Fahrgemeinschaften mit Leuten aus der Kitzinger Umgebung gegründet.

Gerade in dieser Zeit war FOMO überhaupt kein Thema für mich: Wegen der Pandemie haben sich sowieso nicht wirklich Gruppen gebildet und ich habe meine ganzen Freunde von früher hier zu Hause. Wenn ich es mir jetzt aussuchen könnte, würde ich für meinen Master schon nach Würzburg ziehen. Aber geldtechnisch ist das aktuell nicht drin. Ich habe ein Pferd und in dessen Versorgung fließt theoretisch meine Wohnungsmiete rein."

 
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