Eine mögliche Reaktivierung der Steigerwaldbahn für den Öffentlichen Schienen-Personennahverkehr ist vom Tisch. Wie zuletzt der Landkreis Schweinfurt, beerdigte jetzt auch der Landkreis Kitzingen das Projekt. Der Verkehrs- und ÖPNV-Ausschuss des Kreises erklärte in seiner Sitzung am Montagnachmittag bei drei Gegenstimmen das Thema für beendet. Der Grund: Der Bedarf ist aktuell nicht da. Laut eines BEG-Gutachtens wird nur gut die Hälfte der nötigen Fahrgastzahlen erreicht, um die Wiederinbetriebnahme angehen zu können. Richtwert verfehlt – damit konnte der Kreis kaum anders, als Nein zu sagen.
Ob ein Fahrgastzahlen-Richtwert in einem ländlichen Gebiet Sinn macht, darüber war zuvor noch einmal eine größere Diskussion entbrannt. Dies sei "nicht unbedingt das Kriterium" befand beispielsweise SPD-Kreis-Chef Robert Finster, zumal ja oft auch "der Appetit beim Essen kommt". Sollte heißen: Ist die Bahn erst einmal da, wird sie vielleicht auch besser genutzt, als es jetzt vorausberechnet wurde. Ähnlich sagen es die Grünen um Andrea Drexelius, die auf die Langfristigkeit einer Bahnstrecke ebenso hinwies wie auf mögliche steigende Schülerzahlen.
Letztlich half all das aber nichts mehr: Dass die Fahrgastzahlen - als politische Vorgabe des Freistaates - erreicht werden, war eines von mehreren Bedingung, unter denen der Landkreis das Vorhaben "Reaktivierung" angegangen war. Durch die fehlende Bedingung soll nunmehr der frühere Reaktivierungsbeschluss des Kreistages aufgehoben werden. Dafür sprach sich der Ausschuss mit 10:3 Stimmen aus, der Kreistag muss dann noch einmal am 13. Dezember darüber abstimmen, was aber eher eine Formalie sein dürfte.
Landrätin: "Widerstände und Anfeindungen"
Dass die Steigerwaldbahn-Diskussion zwischenzeitlich eine gewisse Brisanz bekommen hatte, machte Landrätin Tamara Bischof noch einmal klar. Sie sprach von "erheblichen Widerständen und sogar Anfeindungen". Letztlich habe sich der Landkreis "sehr bemüht, prüfen zu lassen, ob es eine Chance für die Steigerwaldbahn gibt". Dass es nun keine Renaissance der Bahnstrecke gebe, sei "bedauerlich für den Landkreis Kitzingen".
Abgeräumt ist das Thema noch nicht. Derzeit gibt es noch einen beim bayerischen Verkehrsministerium anhängigen Antrag des Unternehmens Thüringer Eisenbahn GmbH mit Sitz in Erfurt, das die Infrastruktur der Strecke soweit erneuern möchte, dass Güterzug- oder Touristenfahrten – rein privatwirtschaftlich finanziert – wieder möglich sind. Sollte der Antrag in München genehmigt werden, kann die Strecke auch nicht entwidmet werden.
Eigene Pläne der Gemeinden
Wird das Ansinnen aus Thüringen abgelehnt, dürfte die Strecke Stück für Stück zerschlagen werden. In Kitzingen ist das bereits passiert, aktuell endet die Strecke in Großlangheim. Die Anrainergemeinden hatten zuletzt kaum Interesse an der Steigerwaldbahn gezeigt – eher im Gegenteil. Vielerorts laufen bereits Planungen für eine anderweitige Nutzung, wie während der Diskussion aus den Reihen der Kreisräte – wie etwa vom ehemaligen Iphöfer Bürgermeister und Kreis-Chef der Freien Wähler Josef Mend – zu hören war.
Neues Mobilitätskonzept
Im Raum stand zudem noch ein Antrag der CSU. Darin geht es um die Frage, ob nicht wenigstens die Trasse erhalten werden kann, die dann in ein neues Mobilitätskonzept münden könnte. Der CSU schwebt dabei ein elektrisch betriebener Kleinbus vor. Dieser autonom fahrenden Bus-Shuttle könnte dann auf der ehemaligen Bahn-Strecke unterwegs sein und eine neue Art von Mobilität einläuten. Man müsse "die Strecke sichern", betonte etwa der frühere Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf. Schon deshalb, weil doch "in zehn bis 15 Jahren alles ganz anders aussehen" könne.
Dass der Antrag ins Leere laufen würde, lag aber an der Kleinbus-Idee und einer geforderten Machbarkeits-Studie. Dies war nicht mehrheitsfähig. Robert Finster fühlte sich hier gar "an Stoibers Transrapid-Rede" erinnert. Und: Die aktuelle Bahnstrecke befindet sich nicht im Besitz des Kreises. Die Immobilien-Abteilung der Deutschen Bahn (DB) hat die Strecke an die Firma Gleisrückbau Meißner aus dem baden-württembergischen Dörzbach verkauft. Der Familienbetrieb hat sich seit 2005 unter anderem auf den Gleisrückbau spezialisiert.
Nach einer Entwidmung würden die einzelnen Stücke deshalb wohl an die jeweiligen Gemeinden verkauft, so wie es bereits bei dem Kitzinger Teilstück passiert ist.
Warum also, fragte beispielsweise Josef Mend, sollte der Kreis eine entsprechende Studie bezahlen?
Spätestens an dieser Stelle blies die CSU zum Rückzug: Der frühere Wiesentheider Bürgermeister, Fraktionsvorsitzender Werner Knaier, zog den CSU-Antrag schließlich zurück. Die Bahn-Diskussion war wieder einmal emotional verlaufen. Diesmal aber hieß es endgültig: Klappe zu, Steigerwaldbahn tot.
wenn man die Infrastruktur verschwinden lässt, kann es tatsächlich nicht mehr allzulange dauern, bis der Bedarf auch verschwindet.
In Baden-Württemberg ist wenige Jahre nach den Reaktivierungen diverser Bahnlinien der prognostizierte Bedarf von der tatsächlichen Nachfrage weit, teilweise um ein Mehrfaches übertroffen worden. Das wäre hier sicherlich auch der Fall gewesen, soviel Mühe wie man sich dabei gegeben hat, ihn möglichst niedrig zu rechnen.
Leider, leider werden vmtl. die dafür Verantwortlichen den Preis nicht mehr bezahlen müssen. Passt aber nahtlos in den "Landesentwicklungsplan", nur noch Geld in die großen Zentren zu investieren und den "Rest" abkippen zu lassen (wenn ich Geld hätte, würde ich es am ehesten in den Bau von Wohnklos in den urbanen Zentren stecken; die Grundstücke jwd ohne vernünftigen ÖPNV-Anschluss können die Eigentümer gerne behalten XD).
Über soviel Nachhaltigkeit wird noch ganz Deutschland lachen.
1870 plante man abseits von Schweinfurt, mitten auf den Feldern Oberndorfs, riesige Gleisanlagen für einen neuen Hbf. Mit viel Platz in der Umgebung für Großfirmen, was danach realisiert wurde. Wie kleinkariert & kurzsichtig ist man dagegen heute in der Region. Mit vielen grünen Worthülsen - und wenn's konkret wird, versagt man und will eine 50 km-Bahn rückbauen!
Die BEG vergaß, dass der Verkehrsverbund Mainfranken erweitert wird, zum flächenmäßig zweitgrößten Verbund Bayerns! Der braucht die Schiene als HAUPTACHSEN und die Steigerwaldbahn als Teil der Nord-Süd-Achse; siehe hier:
https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?zoom=4&lang=de&topic=ba&bgLayer=luftbild_labels&E=577735.65&N=5555353.28&catalogNodes=11&layers=KML%7C%7Chttps:%2F%2Fgeoportal.bayern.de%2Fba-backend%2Ffiles%2Ff_e509ac20-40d9-11ec-a4f5-75f520d63a8e_ae0e7a6e-acc3-48cf-b34c-0badf36e5933%7C%7Ctrue
werden. Dabei wollen wir erheblich mehr in die Schiene als in die Straße investieren, um prioritär Projekte eines Deutschlandtaktes umzusetzen." Rätselhaft, warum einem Gutachten, welches nachweislich z. Bsp. die Schülerzahlen nicht berücksichtigt hat, als Entscheidungskriterium hergenommen wird, zwei unabhängige Gutachten aber ignoriert werden. Genauso läßt man die Bürgerbefragung unberücksichtigt, die eindeutigt die Reaktivierung der Steigerwaldbahn befürwortet. Trauerspiel !!
Das Papier der BEG sollte eigentlich - auch derzeit - einer genauen Prüfung unterzogen werden. Warum weichen dessen Zahlen von denen des Gutachters Schliephake und des Gutachterbüros KOBRA so eklatant ab? Allein das Geeiere im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des BEG-"Gutachtens" ist eines rechtsstaatlichen Handelns unwürdig.
Die Vermutung, dass es beim Verkauf der Strecke an den Abbruchunternehmer nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, drängt sich förmlich auf.
Ist das nicht falsch? Die Strecke gehört aktuell der Gleisrückbaufirma Meißner. Und diese kann nach einer Entwidmung die Strecke verkaufen an wen sie will, also nicht nur an die jeweiligen Gemeinden. Oder sehe ich das falsch?
Hier wäre schon mal ein genehmigtes Streckennetz vorhanden. In unserer heutigen Zeit eine Streckenführung zu finden und genehmigt zu bekommen ist in überschaubaren Zeiträumen nicht zu bewerkstelligen. Hier wäre zumindest mal eine Ausgangsstrecke vorhanden.
Wer nicht erkennt welche Chance sich für die Entwicklung der Umlandgemeinden und die Region insgesamt ergibt .......
Überall wo ein Verkehrsnetz in der Vergangenheit entstanden ist war Aufschwung erkennbar.
Ein gr0ßer Fehler war aus meiner Sicht der vorschnelle Rückbau des Abschnitts nach Etwashausen, naja, kann wenigstens ein Investor wieder eine Trabantensiedlung bauen.
Für eine erforderliche Verkehrswende muss u.a. auch ein funktionierendes öffentliches Netz vorhanden sein sonst funktioniert sie nicht. Wenn kein Netz da ist kann auch niemand umsteigen.
heisst diese Zugstreccke von SW nach Flugplatz KT eigentlich " Steigerwaldbahn " ??
In "Hundert Jahr ist doch kein Zug in den Steigerwald gefahren. Den sieht mer doch bloss
von weiten. Bis 1945 sogar war die Strecke an die Strecke "Frankfurt-Nürnberg ange-
schlossen vom Bahnhof KT ausgehend. Welch ein Weitblick war das damals unter "fried-
lichen Bedingungen. Schnurgrad (siehe Foto) ohne Schnörksel (die gibt es auch), pfiff die Lok voraus. Holte Menschen ab, die aus der Luft kamen oder zur Arbeit fuhren. Naja es kam anders. Aber .... völlig ausgereizt ist das Thema immer noch nicht.
Googlen Sie mal (Bentheimer Eisenbahn AG). Da könnten Sie mal real sehen, wie so etwas
gemacht wird. Welche Freude die Menschen mit einer neuen modernen Bahn zw. "Nord-
horn und Bentheim in der dortigen Grafschaft haben. >> Das wäre IHR Preis gewesen !!
>>> Herr " Finster SPD hat Recht. Jetzt wo die Bahn wieder fertig ist und auf rund 40 km fährt - Menschen neu verbindet sind diese Stolz
Nur Luft und damit kann noch niemand fahren.