In Kürze ist der bundesweite "Tag des Handwerks". Diese alljährliche Veranstaltung würdigt eine Branche, die vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen ist. Allerdings werden der Fachkräfte- und Lehrlingsmangel zu einem immer größeren Hemmschuh.
All das wirft ein Licht auf das Handwerk in der Region. Es hat einige Besonderheiten, wie unsere Übersicht zeigt.
1. Wie viele Handwerksbetriebe gibt es in Unterfranken?
Knapp 19 000. Nach Angaben der Handwerkskammer in Würzburg sind die meisten davon (2962) im Kreis Aschaffenburg, gefolgt von den Landkreisen Würzburg (2215), Miltenberg (2090) und Main-Spessart (1951). Schlusslicht ist die Stadt Schweinfurt mit 533 Betrieben. Zum Vergleich: Der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt sind nach eigenen Angaben gut 60 000 Unternehmen angeschlossen.
2. Welche Handwerksbranche dominiert in der Region?
Eindeutig der Bau. 46 Prozent der Betriebe machen in diesem Bereich Geschäfte. Innerhalb dieser Gruppe dominiert klar das Ausbaugewerbe, worunter zum Beispiel Maler-, Klempner- und Heizungsbau-Geschäfte zu verstehen sind. Es folgt das "Personenbezogene Dienstleistungsgewerbe" mit 28 Prozent. Darunter fallen unter anderem Friseurinnen, Uhrmacher und Kosmetikerinnen.
3. Welches sind die beliebtesten Ausbildungsberufe im unterfränkischen Handwerk?
Spitzenreiter mit großem Abstand ist die Kraftfahrzeugmechatronik. Hier sind laut Handwerkskammer heuer 1411 junge Menschen in einer Lehre. Auf etwas mehr als die Hälfte (763) bringen es die Elektronikerinnen und Elektroniker für Energie-/Gebäudetechnik. In beiden Fällen dominieren mit einem Anteil von bis zu 98 Prozent die Männer. Hingegen ist der Top-Beruf bei den Frauen das Friseurhandwerk, wo sie einen Anteil von 77 Prozent haben.
4. Wo gibt es die meisten Lehrlinge?
In der Stadt Würzburg (875). Die Kreise Aschaffenburg (724), Würzburg (692) und Bad Kissingen (690) folgen auf den Plätzen. Die wenigsten Azubis im Handwerk verzeichnen die Landkreise Rhön-Grabfeld (427) und Schweinfurt (449).
5. Wie viele Meisterprüfungen gibt es pro Jahr in der Region?
571 waren es 2019, 526 im Jahr 2020. Mit einem Anteil von 25 Prozent stand auch hier die Kfz-Technik an erster Stelle, gefolgt vom Schreinerhandwerk (10 Prozent).
6. Wie viele Innungen sitzen in Unterfranken?
Die Handwerkskammer listet 76 Innungen auf. Sie vertreten jeweils den Berufsstand und sind zum Beispiel in Sachen Ausbildungsinhalte wichtige Adressen. Allerdings sind sie je nach Verbreitung der Berufe unterschiedlich organisiert: So gibt es bei den Zimmerern und im Bereich Bau je fünf regionale Innungen, bei den Bäckern sechs und im Friseurhandwerk acht. Hingegen existiert beispielsweise für Glaser- oder Kaminkehrerbetriebe nur jeweils eine Innung in Unterfranken.
7. Wie ist die Digitalisierung im unterfränkischen Handwerk verbreitet?
Da ist Luft nach oben: Nur fünf Prozent der 19 000 Betriebe setzen digitale Helfer ein. So jedenfalls lautete im Mai die Schätzung von Lukas Walter, der an der Handwerkskammer für Unterfranken das dreijährige Projekt "Robonet" leitete. Die Bereitschaft, sich auf den Einsatz von Robotern einzulassen, sei gering.
8. Abgesehen von der thematischen Ausrichtung: Was ist der entscheidende Unterschied zwischen der Handwerkskammer sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK)?
Das Gebiet: Die Handwerkskammer ist für Unterfranken zuständig, also den gesamten Regierungsbezirk. Die IHK Würzburg-Schweinfurt nur für Mainfranken, also für Unterfranken minus Untermain. Denn in Aschaffenburg gibt es eine eigene IHK.
9. Warum hat der Chef der unterfränkischen Handwerkskammer besonders viel zu lachen?
Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul ist in seiner Freizeit Sitzungspräsident der Schwarzen Elf in Schweinfurt. Die 66 Jahre alte Faschingsgesellschaft ist über die Stadt hinaus für ihre Prunksitzungen bekannt. Ihr Mitstreiter Peter Kuhn hat es gar in die populäre Fernsehsendung "Fastnacht in Franken" des Bayerischen Rundfunks geschafft.
10. Handwerk und Corona: Welche Solidaritätsaktion hat im Februar in Mainfranken für Schlagzeilen gesorgt?
"Handwerker schenken Frisören Arbeitszeit": So lautete seinerzeit die Schlagzeile. Sanitärbetriebe im Raum Kitzingen wollten den besonders vom Lockdown betroffenen Friseursalons helfen. Sie erklärten sich bereit, zwei Stunden ihrer Arbeitszeit kostenlos zur Verfügung zu stellen, um zum Beispiel kleine Reparaturen auszuführen. Auf diese Idee war Michael Bissert gekommen. Der stellvertretende Präsident der Handwerkskammer hat einen Sanitärbetrieb in Iphofen bei Kitzingen. Weil er von Friseurgeschäften erfahren habe, die wegen der coronabedingten Zwangsschließung auf die Pleite zusteuerten, habe er die Solidaraktion angeleiert.