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Wiesenbronn
Wieder gibt es Streit um den Bau von Wohnungen im Ortskern
Ein Investor möchte in Wiesenbronn zehn Wohneinheiten errichten. Die Gemeinde sagt Ja, weil sie sich über mehr Wohnraum und das Füllen einer Brachfläche freuen würde. Bei einigen Anwohnern regt sich aber Widerstand.
Auf dem brachliegenden Grundstück Kleinlangheimer Straße 2 in Wiesenbronn, zurzeit Parkplatz, könnte eine Anlage mit zehn Wohneinheiten entstehen. Unmittelbar daran grenzt die ehemalige Synagoge mit ihrem Mansarddach, die ein Baudenkmal darstellt.
Foto: Gerhard Krämer | Auf dem brachliegenden Grundstück Kleinlangheimer Straße 2 in Wiesenbronn, zurzeit Parkplatz, könnte eine Anlage mit zehn Wohneinheiten entstehen.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:35 Uhr

Auch wenn das Ziel Nachverdichtung und Wiederbelebung der Altorte im Allgemeinen unumstritten ist, regt sich doch oft Widerstand, wenn eine entsprechende Bebauung vor der eigenen Haustür erfolgt. Kitzingen hat gleich zwei solche Fälle, Volkach einen, und nun widersprechen auch in Wiesenbronn Bürger einem solchen Vorhaben. Der aktuelle Fall.

Im Jahr 2010 wurden auf dem Grundstück Kleinlangheimer Straße 2 in Wiesenbronn, gegenüber des Krämerladens, die bestehenden Gebäude eines kleinen landwirtschaftlichen Hofs abgerissen, seitdem liegt die Fläche brach. 2017 hat sie die Gemeinde erworben. Nun hat der Gemeinderat einem Bauantrag für eine Wohnanlage mit zehn Wohneinheiten, darunter barrierefreie und altengerechte, sein Einvernehmen erteilt. Dass das Grundstück ein Filetstück für die Gemeinde ist, dem mag Bürgermeister Volkhard Warmdt nicht widersprechen. Die Gemeinde habe daher einen vertrauenswürdigen Partner gesucht, der im Sinne der Gemeinde die Fläche entwickelt und mit dem man die Vorstellungen der Kommunalpolitik vertraglich regeln könne.

Doch über das Vorhaben fühlen sich etliche Bürger unzureichend informiert. Deshalb hat der Wiesenbronner Philipp Schuster einen Antrag gestellt, der auf Erhaltung der öffentlichen Parkplätze auf der Freifläche und auf eine Beteiligung der Bürger an dem Vorhaben abzielt. Unterzeichnet haben den Antrag über 40 Bürger.

Hingewiesen wird in dem Antrag auf die angespannte Parkplatzsituation im Altort. Der geplante Wegfall von öffentlichen Stellflächen bei gleichzeitigem Bedarfsanstieg werde für die Bewohner, die Gewerbetreibenden und deren Kunden zu einer unzumutbaren Belastung führen. Deswegen solle sich die Gemeinde mit dem Erhalt der öffentlichen Stellflächen auseinandersetzen. Auch solle eine öffentliche Veranstaltung stattfinden, auf der alle Bürger, darunter betroffene Anlieger und die Bewohner der Dorfmitte, ihre Ideen und Interessen vorbringen könnten.

Mehr Wohnraum oder Freifläche mit Parkplätzen?

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Einer der betroffenen Anlieger ist Reinhard Hüßner. Er wohnt zusammen mit seiner Frau in der früheren Synagoge, einem Baudenkmal, das sichtbar bleiben sollte. Hüßner fühlt sich als direkt von dem Bauvorhaben Betroffener unzureichend informiert. Hier widerspricht Bürgermeister Volkhard Warmdt. "Warum redet er nicht mit uns?", fragt Warmdt. Stattdessen laufe alles über Mails. Hüßner hingegen hätte sich gewünscht, als Grundstücksnachbar von der Gemeinde rechtzeitig benachrichtigt zu werden.

Indes hat Hüßner über das Landratsamt Akteneinsicht beantragt und sich einen Rechtbeistand genommen. Denn er sei Denkmaleigentümer und hält die Schauseite der ehemaligen Synagoge durch den "überdimensionierten Baukomplex" für beeinträchtigt. Seiner Ansicht nach greift hier der denkmalrechtliche Nachbarschutz.

Hüßner verweist zudem auf das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK). Darin sei unter anderem von einem harmonischen Ortsbild, sozialen Treffpunkten, Aufenthaltsqualität oder Heimatgefühl die Rede. Er hofft nicht, dass diese erarbeiteten Schlagworte bei der Entwicklung des Dorfkerns keine Rolle mehr spielen.

Die Entscheidung liegt nun beim Landratsamt

Er möchte aber nicht falsch verstanden werden, sagt Hüßner, denn er sei nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung des Grundstücks, allerdings werbe er für eine maßvolle Wiederbebauung, die dem früheren Bestand entspreche. Eine maximale Bebauung mit Wohnungen nennt er eine schlechte Lösung für den Ortskern. Für solche Gebäude gebe es andere Standorte.

Hüßner könnte sich dort auch einen Treffpunkt für alle Bürger vorstellen, vielleicht eine überdachte Sitzgelegenheit – und wieder Parkplätze. Er findet es schade, dass die Gemeinde das Grundstück aus der Hand gebe. Allerdings: Verkauft ist es nach Aussage von Volkhard Warmdt gegenüber dieser Redaktion noch nicht.

Hüßners schriftliche Äußerungen hatten auch im Gemeinderat für Aufregung gesorgt. Auch die Gemeinde habe sich mittlerweile juristisch beraten lassen. Derzeit liege alles zur Prüfung beim Landratsamt, erläutert der Bürgermeister. "Wir haben Zeit; wir warten die dortige Entscheidung ab."

Da der Planer für die Wohnanlage dem gleichen Büro angehört wie der Ortsplaner, denkt die Gemeinde an eine weitere externe Überprüfung des Vorhabens. Hier habe man bereits bei der Städtebauförderung angefragt.

Lesen Sie dazu auch die Berichte über andere Streitfälle im Landkreis Kitzingen:

 
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  • richard.scharnagel@t-online.de
    Es ist kein „Streit um den Bau“, sondern um die Art und Weise wie der Gemeinderat, abweichend von einem jahrelang erarbeiteten Entwicklungskonzept zum Nutzen aller Bürger, eine maximale Wohnbebauung anstrebt, die mit der bisherigen Planung wenig gemein hat.
    Die Beteiligung des ortsplanenden Architekturbüros als Architekt des Investors und „Diener zweier Herren“, der nun seine eigenen Pläne infrage stellt, hat dabei mehr als nur einen unguten Geschmack.
    Es ist ein Grundübel unserer Kommunalgremien, „Vorstellungen der Kommunalpolitik“ die niemand erfahren soll, rechenschaftslos in nichtöffentlichen Sitzungen zu verstecken und sich danach lautstark, unter Verkennung von Ursache und Wirkung, darüber zu empören, dass Bürger gegen diese intransparente und undemokratische Verfahrensweise angehen.
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