
"Erschrocken und betroffen" reagierten Bürgermeister Volkhard Warmdt und Ratsmitglieder in der Sitzung am Dienstagabend in der Sporthalle auf Schreiben von Bürgern zum Bauantrag für eine Wohnanlage mit zehn meist altersgerechten Wohneinheiten auf dem Grundstück Kleinlangheimer Straße 2. Die Ratsrunde stimmte geschlossen für eine Vollmacht zur juristischen Prüfung durch einen Anwalt wegen des Vorwurfs gegen den Bürgermeister und den Dorfplaner Tom Buchholz, vorsätzlich Unterlagen zurückgehalten zu haben. "Das ist eine schwere Anschuldigung, ich war erschrocken, was auf den Gemeinderat zukam, es hat mich getroffen und ich bin ziemlich angefressen, da ich der Meinung bin, dass wir da etwas Gutes für die Gemeinde tun und ich habe auch noch nie Bauunterlagen weitergegeben", so die erste Reaktion des Bürgermeisters auf die Schreiben.
Zum Werdegang des Vorhabens erinnerte er daran, dass 2017 das Grundstück gekauft wurde, 2018 Arbeiten von Studenten zu baulichen Möglichkeiten auf einer Bürgerversammlung, 2019 ein Modell im Zuge des Wettbewerbs und im gleichen Jahr im ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) ein Bürgerhaus als Projekt des Gemeinderats vorgestellt wurden. 2020 gab es ein Modell für ein Bürgerhaus bei einer Veranstaltung und 2021 wurde diese Idee des vormaligen Gemeinderats aufgegriffen. Nachdem der Bauantrag für die Wohnanlage im Gemeinderat in der Sitzung im Januar 2022 zur Sprache kam, trafen dann Anträge ein zum Erhalt der öffentlichen Parkplätze auf dem Grundstück und zur Offenlegung des geplanten Verkaufs des Grundstücks. In verschiedenen Schreiben wurde Stellung gegen das Vorhaben mit Hinweisen auf den Denkmalschutz und ISEK sowie die Befangenheit des Dorfplaners in puncto "Gestaltungssatzung" bezogen.
Wenigerkind: Kein sachlicher Ton
"Wir wollten alle das Beste und hatten gute Gedanken dabei, so eine Entrüstung ist nicht nachzuvollziehen, ein solches Bombardement ist extrem frustrierend und könnte der Grund dafür sein, dass ich nicht mehr als Gemeinderat kandidiere", äußerte Jan von Wietersheim, der aber auch auf einige "konstruktive Beiträge" verwies. Die "unterschwellige Behauptung, dass wir im Geheimen agieren, hat mich getroffen", sagte Hendrik Wenigerkind. Er kritisierte auch, dass in diesen Schreiben kein sachlicher Ton herrschte und verteidigte die Position von Bürgermeister und Gemeinderat: "Ich bin durch den Bürgermeister gut informiert, die Idee zur Schaffung solchen Wohnraums ist gut". Die "angeblich fehlende Transparenz" in manchen Schreiben war Carolin Wegmann ein Dorn im Auge, auf der anderen Seite habe es aber auch überwiegend positive Kommentare gegeben, wie sie ausführte.
Zwei Busse mit Flüchtlingen nach Wiesentheid unterwegs
Der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf Wiesenbronn. "Seit dem 24. Februar ist nichts mehr wie es war, auch wir werden Flüchtlinge aus diesem Land bekommen und ich hätte nie gedacht, dass ich einen Krieg in Europa erlebe", sagte Bürgermeister Warmdt dazu. Er berichtete von einem Gespräch mit Vertretern der evangelischen Kirche, die um Unterstützung baten und bei dem sich zeigte, dass zwei Busse mit Flüchtlingen in Richtung Wiesentheid unterwegs sind. Die Ratsrunde war geschlossen für die Unterbringung eines Teils der Leute, bei denen es sich meist um Frauen und Kinder handelt, im ehemaligen Wiesenbronner Schulhaus.
Keine Frage im Rat war auch die finanzielle Unterstützung der Flüchtlinge, wobei man sich darauf einigte, zunächst einen Betrag von 500 Euro bereitzustellen und dann über weitere eventuelle Zuwendungen zu beraten. Außerdem befürwortet wurde die Hilfestellung durch Mitarbeiter des Bauhofs. Dass manche der Flüchtlinge Deutsch sprechen, sah der Bürgermeister als Vorteil bei Einkäufen, zum Beispiel im Krämerladen. In dem könnte auch eine Vorrichtung angebracht werden, in der die Wiesenbronner Sachen, wie zum Beispiel Zahnpasta, deponieren könnten. Annette Prechtel schlug einen Aufruf zum Spenden von Betten und Matratzen vor und der Bürgermeister wird nachfragen, ob noch Betten von der evangelischen Landjugend vorhanden sind.
Selbstverständlich ist der Grundstücksverkauf gegenüber der Bürgerschaft offenzulegen.
Dem Bürgermeister und seinem Gemeinderat kann man nur dringend empfehlen, sich mit dem Tätigkeitsbericht des Bayer. Datenschutzbeauftragten zur „Transparenz bei Grundstücksverkäufen bayerischer Gemeinden“ vertraut zu machen, siehe https://www.datenschutz-bayern.de/tbs/tb30/k13.html.
„Der Bürger darf grundsätzlich davon ausgehen, dass eine Behörde rechtmäßig handelt. Niemand muss erwarten, rechtmäßiges Verhalten erst erzwingen zu müssen.“