Woran man erkennt, dass Menschen nicht so leicht aufgeben werden? Wenn sie fast vier Stunden Stadtratssitzung in einer kühlen Turnhalle durchhalten, darauf hoffend, dass ihr Thema doch noch zur Sprache kommt nach einer langen Foodtruck-Diskussion und vielen Zahlen zum Haushalt. Doch zehn Besucherinnen und Besucher der Volkacher Sitzung harrten am Montagabend bis 22.30 Uhr in der Mainschleifenhalle aus, bis bei "Wünsche und Anträge" endlich das große Wohnbauprojekt zwischen Ringstraße, Rimbacher und Eichfelder Straße zur Sprache kam.
Dort plant die SBW Bau zwei viergeschossige Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage und insgesamt 32 Wohnungen. Doch die Dimensionen der beiden Gebäude sind offensichtlich nicht nur den direkten Anwohnern ein Dorn im Auge: Fast 1000 Unterschriften hatte die "Bürgerinitiative Eichfelder, Rimbacher und Ringstraße" (kurz: BIERR) am Montag bereits gegen das Bauprojekt gesammelt. Ihr Ziel und der Titel des Bürgerbegehrens: „Bebauungsplan Wohnanlage Rimbacher Straße in Volkach stoppen!“ Für einen Bürgerentscheid nötig wären nur die Unterschriften von rund 720 Volkacherinnen und Volkachern. Franziska Steuer aus dem Sprecherkreis der BIERR sagt aber: "Wir sammeln weiter."
Grundsätzlich ist das Grundstück geeignet für eine Nachverdichtung; das zeigt ein Spaziergang dort schnell: Es ist an drei Seiten von Straßen umgeben, die wie ein Puffer wirken zu den umliegenden Häusern. Und eine Bushaltestelle liegt vor der Haustür an der Eichfelder Straße. Doch bei der Runde um das Gelände sieht man auch, dass die höchsten Häuser dort drei Stockwerke haben – wenn überhaupt. Sie wechseln sich ab mit zweigeschossigen Siedlungshäusern: Erdgeschoss plus Satteldach.
Bürgerinitiative betont: Wir sind nicht gegen Wohnungsbau
Genau darauf zielt die BI ab, wenn sie von der SBW Bau ein "ortsbildverträgliches Bauen mit maximal drei Geschossen" fordert. Franziska Steuer betont im Namen der Gruppe: "Wir sind wirklich nicht gegen Wohnungen, wir sind auch nicht gegen Innenentwicklung bzw. die Bebauung einer unbebauten Fläche, aber für eine Bebauung, die in das Siedlungsbild passt."
Beim Investor SBW Bau ist man hingegen überrascht von dem großen Widerstand gegen die beiden geplanten Wohnblöcke. Vergleichbare und größer dimensionierte Gebäude, schreibt Geschäftsführer Alexander Krebs, stünden seit längerer Zeit in einigen Straßen der näheren Umgebung. "Dass sich die Umgebung und das gewohnte Alltagsbild für die Anlieger ändert und es schwierig ist, sich mit einer neuen Situation zu arrangieren, verstehen wir", antwortet er auf die Nachfrage dieser Redaktion.
Krebs weist die Kritik der BIERR an dem "Koloss" zurück: "Unsere Gebäude fügen sich unter städtebaulichen Aspekten verträglich und maßvoll an dieser Stelle ein." Man habe offensiv die Belange der Nachbarschaft eingearbeitet, unter anderem das Dachgeschoss auf der Nordseite zur Rimbacher Straße zurückversetzt. Von einer Zerstörung des Ortsbildes zu sprechen, empfinde man "unter städtebaulichen Kriterien als ungerechtfertigt starke Überzeichnung".
Wie könnte es jetzt also weitergehen angesichts dieser offensichtlichen Diskrepanz? Diese Frage führt zurück zum langen Montagabend und dem Ausharren in der Stadtratssitzung. Denn die Fraktion der Freien Wähler (FWG) hatte dafür einen Antrag vorbereitet, den Tobias Thum kurz vorstellte.
Die Idee: Als oberstes Geschoss wird im Bebauungsplan ein Staffelgeschoss mit allseitig mindestens einen Meter zurückgesetzter Fassadenvorderkante festgesetzt. Die "straßenraumwirksame Gebäudekante", erläuterte der Stadtrat und Architekt, schließe dann mit dem 3. Geschoss ab. Will heißen: Es sind zwar vier Stockwerke, sie sehen von unten aber nur aus wie drei.
Grundsätzlich bekräftigte die FWG in ihrem Antrag angesichts des Wohnraummangels: "Das Projekt ist wichtig für die Zukunft unserer Stadt." Man sei sich aber bewusst, dass die geplante Bebauung in der eher kleinteiligen Siedlungsstruktur von der näheren Umgebung abweiche. Aber die vorgeschlagenen Variante stelle "eine für die FWG verträgliche Lösung" dar.
Bürgerinitiative sieht FWG-Vorschlag nicht als Kompromiss
Die Bürgerinitiative hingegen betrachtet den Antrag der FWG nicht als Kompromiss. Vom Investor sei ja von Anfang an ein viertes, eingerücktes Geschoss geplant gewesen. Aber "auch ein teilweise eingerücktes viertes Geschoss, ist ein viertes Geschoss", betont Franziska Steuer.
Die SBW Bau will sich nun mit den im mittlerweile abgeschlossenen Anhörungsverfahren eingegangenen Einwendungen auseinandersetzen. Dann werde man dazu Stellung beziehen. Alexander Krebs ergänzt: "Für zielführende Gespräche mit den am Verfahren Beteiligten sind wir selbstverständlich bereit." Grundsätzlich wolle man auch mit der BIERR reden, "auch wenn sie uns ohne Kenntnisnahme von Kostenfaktoren sowie Geschäftsphilosophie als profitgierigen Investor mit reiner Gewinnmaximierung darstellt".