
Mitunter nimmt auch der vermeintlich geradeste Weg eine ungeahnte Abzweigung. Bei der Dettelbacher Stadtentwicklung war der gerade Weg, dass der Bauhof auf dem ehemaligen BayWa-Gelände angesiedelt werden sollte. Das war längst beschlossene Sache, als die Abzweigung kam: Die Stadt schlug bei der zum Verkauf stehenden Frankenhalle zu. Damit wurden die Karten neu gemischt. Die Ansicht setzte sich durch, dass der Bauhof besser in der Frankenhalle aufgehoben wäre. Was wiederum zu der Frage führte, welche Ideen es denn für das BayWa-Gelände gibt.
Bürgermeister Matthias Bielek steuerte dazu schnell eine Idee bei: Am sinnvollsten sei es, so seine Überlegung, dort über „kreative Entwicklungsmöglichkeiten für attraktiven Wohnraum“ nachzudenken. Damit war eine mögliche weitere Entwicklung skizziert. Dass bald richtige Skizzen dazu kamen, lag ebenfalls am Bürgermeister: Er klopfte bei der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt in der Architektur-Fakultät mit der Frage an, ob die Studenten sich nicht mit dem Areal rund um den ehemaligen Stadtbahnhof beschäftigen wollten.
Einfach drauflos planen – ohne Denkverbote
Sie wollten. Und so machten sich eine Handvoll Studenten mit drei Professoren, darunter der ehemalige Würzburger Baureferent Christian Baumgart, im vergangenen Wintersemester ans Werk. Ohne Vorgaben, keine Denkverbote. Mehrere Ortsbesuche und viele Planungsstunden später waren sie da: Neun Vorschläge, was dort alles machbar sein könnte. Präsentiert wurden die Arbeiten kürzlich der Öffentlichkeit im Bachhaus.

Das Gelände, so formulierte es Bürgermeister Matthias Bielek zu Beginn der Präsentation, sei "extrem wichtig für die Stadtentwicklung". Für die Stadt "steckt da viel drin", betonte er. Und dann wurde auch schon aufgezeigt, was da alles drin stecken könnte. Der westliche Teil der Stadt könnte ein neues Zentrum werden: Zum einen ist da der ehemalige Stadtbahnhof, der künftig wieder als Bahnhof dienen könnte – als Startpunkt der geplanten autonomen Busse, die eine direkte Verbindung zum Dettelbacher Bahnhof schaffen könnten.
BayWa-Türme entgegen der Abrissbirne
Gleichzeitig sind da noch die ehemaligen BayWa-Türme, die man im ersten Moment als Fall für die Abrissbirne sehen könnte. Tatsächlich aber spielten die Türme in allen acht vorgestellten Modellen sogar eine Hauptrolle bei der künftigen Nutzung. Dazwischen: Erlaubt ist, was denkbar ist. Von einer Studierenden-WG über Mehrgenerationenhaus bis hin zu ambulanter Pflege. Das "Wir" zählt, egal ob Bürgergarten oder Gemeinschaftshaus.
Wobei über allem die eine Frage steht: Wie wollen, wie werden wir morgen leben? Eine Antwort: klimaneutral. Was geht, wird entsiegelt. PV-Anlagen, langlebiges Ziegelmauerwerk. Hier Wohnungen, dort Platz für die Allgemeinheit, dazwischen Kultur. Und ein Blockheizkraftwerk gleich dazu. Was auch alle Modelle gemeinsam haben: Das neue Gebiet soll kein Fremdkörper sein, sondern sich in seine Umgebung einbetten. Vorfahrt für Radfahrer und Fußgänger. Die angrenzende Stadtmauer erlebbar machen.
Das alte Bahnhofsgebäude sollte dabei wie die BayWa-Türme möglichst erhalten bleiben. Es könnte, so einer der Vorschläge, beispielsweise Startpunkt für Radtouren werden – samt Service-Angeboten rund ums Rad. Gleicht daneben, um das Zukunftsbild rund zu machen, kommen die autonomen Busse nach einer fünf Kilometer langen Fahrt vom Dettelbacher Bahnhof an. Was wiederum bedeutet: Genau hier trifft der Gast erstmals auf die Stadt, weshalb der Gesamteindruck stimmen und für eine freundliche Begrüßung sorgen sollte.
Es war viel Zukunft, die da mit Herzblut präsentiert wurde. Und vielleicht wird man ja eines Tages genau das sagen: Die Dettelbacher Zukunft, sie hat einst mit Studenten-Vorschlägen im Bachhaus angefangen.