
Völlig unerwartet lebt mit dem Plan, einen autonomen Shuttle zwischen Dettelbach-Stadt und Dettelbach-Bahnhof verkehren zu lassen, die Geschichte der Schnefterle-Bahn wieder auf. In diesen Tagen wäre die nur 5,54 Kilometer lange Sekundärbahn mit dem einzigen Zwischenhalt Bibergau 122 Jahre alt geworden, doch die ehemalige Bundesbahn entschied 1968 wegen des zu geringen Fahrgast- und Frachtaufkommens anders.
Ein Zeitsprung: Nach der Projektierung 1881 dauerte es bis 1896 bis die Baugenehmigung für die Bahntrasse vorlag. Zu danken war dies sowohl dem Eisenbahnbaukommitee wie dem Landtagsabgeordneten Luitpold Baumann, der sich dafür eingesetzt hatte. Am 1.9.1900 wurde der Betrieb des Schnefterle aufgenommen.
Prinz Ludwig, Prinzregent Luitpold und der Generaldirektor der königlich-bayerischen Staatseisenbahnen, Ebermeyer, telegraphierten der Stadt Dettelbach damals ihre Glückwünsche zu diesem Werk. Die Vermessungs- und Grundabtretungskosten teilten sich Bibergau mit 10.200 Mark und Dettelbach mit 37.500 Mark. Bis zu sieben Zugpaare waren täglich unterwegs und pendelten von Dettelbach-Stadt nach Dettelbach-Bahnhof, um somit den Anschluss an die Züge nach Würzburg und Kitzingen/Nürnberg herzustellen.
Schnefterle-Bahn blieb hinter den wirtschaftlichen Erwartungen zurück

In den Jahren 1884 bis 1886 durchgeführte Zählungen hatten in der Station Dettelbach-Bahnhof immer Fahrgastzahlen von um die 13.000 pro Jahr ergeben. Diese Zahlen erreichte das im Volksmund als Schnefterle bezeichnete Zubringer-Bähnchen nie. Bei allen späteren Zählungen und Datenerhebungen blieben folglich die Einnahmen fast immer hinter dem gesteckten Ziel zurück. Zur Zeit der Projektierung war man noch von einer jährlichen Rendite um 4,1 Prozent ausgegangen.
Die kleinen Lokalbahnlokomotiven hatten in der Anfangszeit mit der Steigung der Trasse gewaltig zu kämpfen, galt es doch, sich vom Bahnhof mit 202 Meter (NN) auf kurzer Strecke auf 284 Meter emporzuarbeiten.
Letzter Güterzug fuhr 1968
Obwohl später Diesellokomotiven diese Arbeit übernahmen, endete am 2.10.1960 der Personenverkehr. Daran änderte auch eine Vorführung von sogenannten Schistra-Bussen nichts, die sowohl auf der Schiene wie auf der Straße fahren konnten. Die Dampflokomotiven verschwanden nach der Einstellung des Personenverkehrs noch nicht ganz von der Bildfläche. Noch bis 1968 wickelten sie von Kitzingen aus den gesamten, wenngleich spärlichen Güterverkehr ab. Am 26.5.1968 war der letzte Güterzug unterwegs. Nur wenig später erfolgte der Abbau der Gleisanlagen, Übergänge und Brücken.
Dabei hatte die ehemalige Staatsbahn noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs über die Fortführung zahlreicher Stichbahnen nachgedacht und im Mai 1914 eine Verbindung von Dettelbach-Stadt über Sommerach nach Volkach und über Brünnau nach Gerolzhofen "ventiliert". Alles Schall und Rauch. Längst ist der Streckenverlauf weitgehend zugewachsen, und es sind neben dem Bahndamm nur noch Brückenpfeiler und der Stadtbahnhof erhalten geblieben.
Umso spannender klingt es, dass die Stadt Dettelbach zusammen mit der Hersteller-Firma ZF und der Betreiberfirma DB Regio über die Reaktivierung der Trasse nachdenkt und auf der Strecke einen führerlosen Shuttle-Bus fahren lassen will. So könnte es in einigen Jahren ein Schnefterle im neuen Gewand geben.