Die Frankenhalle wird Eigentum der Stadt Dettelbach: Ende vergangener Woche wurde ein entsprechender Kaufvertrag unterschrieben. Die offizielle Eigentumsübergang ist für den 1. Oktober geplant. Für die Stadtentwicklung ist das ein großer Schritt, der sich gleich mehrfach auswirkt.
Zum einen soll, wie Bürgermeister Matthias Bielek auf Anfrage mitteilte, die Halle im Dettelbacher Gewerbegebiet Ost die neue Heimat des städtischen Bauhofs werden. Dieser hätte ursprünglich am alten BayWa-Gelände angesiedelt werden sollen. Jetzt könne man dort aber über "kreative Entwicklungsmöglichkeiten für attraktiven Wohnraum" nachdenken, so der Bürgermeister mit einem Blick voraus.
Der bisherige Besitzer der Halle war die Frankenhalle GmbH, ein Zusammenschluss unterfränkischer Zuchtverbände. Dass hier eine Ära zu Ende gehen würde, hatte sich abgezeichnet: Vor einigen Monaten fand der 1000. Zuchtviehmarkt in Unterfranken statt – es war gleichzeitig der letzte. Künftig finden derlei Auktionen nur noch im mittelfränkischen Ansbach statt; in Unterfranken lohnt es sich schlichtweg nicht mehr.
Segen für die Rinderhaltung
Dabei war die Halle Jahrzehnte so etwas wie ein Segen für die Rinderhaltung, wie es vor einigen Jahren der damalige Vorsitzende des Rinderzuchtverbandes (RZV), Fritz Röder, formulierte. Diesen Segen hatten sich die Zuchtverbände Ende der 90er-Jahre rund sechs Millionen DM kosten lassen. Als Investition in die Zukunft und ein wenig auch als Geburtstagsgeschenk: Die Einweihung fand 1999 zum 100-jährigen Bestehen des Rinderzuchtverbandes statt. Die neue Versteigerungshalle wurde auf einem 24 000 Quadratmeter großen Gelände errichtet.
Zuvor mussten die Zuchtviehmärkte in beengten Verhältnissen in Würzburg gehalten werden. Auch dort gab es eine Frankenhalle, die sich seit 1927 in der Veitshöchheimer Straße befand und die seit 2003 wegen ihrer Inneneinrichtung unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Immer mehr Konzerte
Wurden zunächst Anfang des vergangenen Jahrhunderts nur Bullen feilgeboten, so änderte sich das in den 1950er-Jahren. Immer mehr weibliche Tiere kamen hinzu, später wurde der Kälbermarkt immer bestimmender. Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre entdeckten zudem Konzertveranstalter die Würzburger Frankenhalle für sich, beispielweise gab sich im Oktober 1977 AC/DC die Ehre.
Der Umzug nach Dettelbach schaffte Platz: Parkplätze ohne Ende, eine Arena mit 450 Sitzplätzen, daneben Großvieh-und Jungvieh-Ställe, alles auf dem neusten Stand. Was bei gut zwei Dutzend Versteigerungen pro Jahr einen nicht zu unterschätzenden Vorteil darstellte. Neben dem Zuchtvieh wurden Schafe, Schweine sowie hin und wieder Ziegen durch die Arena getrieben. Dazwischen, wenn gerade mal keine tierischen Veranstaltungen waren, traten Hans Söllner oder auch Waltraud und Mariechen auf. Konzerte nahmen im Laufe der Jahre einen ebenso breiten Raum ein wie die eine oder andere Groß-Hochzeit.
Undankbare Aufgabe
Wolfram Rapps, seit 2013 Geschäftsführer der Frankenhalle GmbH, kommt die undankbare Aufgabe zu, den einstigen Segen des Verbandes nun abzuwickeln. Nach der Entscheidung für das Aus im vergangenen Dezember ging es zunächst darum, einen Käufer zu suchen. Jetzt, nachdem die Stadt Dettelbach zugeschlagen hat, muss die Auflösung in Angriff genommen werden. Dabei ist viel Wehmut im Spiel, wie der 72-Jährige betont. Nicht einmal eine Abschiedsveranstaltung sei – wegen Corona – möglich gewesen. "Das tut allen leid", sagt der Geschäftsführer nicht zuletzt mit Blick auf die lange Tradition.
Zumal es ja nicht nur mit der Halle zu Ende ging, sondern ein Stück weit mit einem ganzen Berufsstand. Der Strukturwandel macht sich bemerkbar. "Immer mehr Landwirte hören auf", nennt Rapps einen der Gründe für das Aus. Weniger Publikum führt zu weniger Tieren, was wiederum für noch weniger Kundschaft sorgt – der Kreislauf war irgendwann nicht mehr zu durchbrechen.
Übergabe zum 1. Oktober
Bis Ende September gilt es nun, die Halle "besenrein" zu machen. Weshalb auch schon der Ausverkauf begonnen hat, die Inneneinrichtung – wie etwa die Stallungen – wird verkauft. Interessenten finden dazu weitere Infos auf der Internetseite des Verbandes unter www.rzv-franken.de.
Derweil im Dettelbacher Rathaus, aus dem es über den Kaufpreis noch keine Angaben gibt, den Gedanken freien Lauf gelassen wird: Da die Frankenhalle groß ist und der Bauhof nur einen Teil der Fläche benötigt, gebe es einige Optionen, wie der Rest künftig genutzt werden kann. Wie Matthias Bielek betont, würden bereits interne Überlegungen laufen – an Ideen scheint es dabei nicht zu mangeln.