Schon wieder werden im Würzburger Rathaus Stimmzettel verteilt. Nach der Wahl des neuen Kultur-, Schul- und Sportreferenten Achim Könneke vor drei Wochen entscheiden die Stadträte an diesem Donnerstag über den Nachfolger von Christian Baumgart. Der Baureferent geht nach 24-jähriger Amtszeit Ende Oktober in Ruhestand. Im Gegensatz zur Wahl des Kulturreferenten ist diesmal kein Parteiengezänk zu erwarten. Dieses hatte sich um die Kandidatur von CSU-Stadträtin Judith Jörg entwickelt.
Doch unter den zur Abstimmung stehenden Bewerbern für den Chefposten im Baureferat soll keiner mit einem Parteibuch, geschweige denn mit einer politischen Funktion sein oder von einer bestimmten Fraktion unterstützt werden. Insgesamt 15 Bewerbungen sind im Rathaus eingegangen.
Nachdem eine Bewerberin zurückzog, wählten die Stadträte an diesem Montag in nichtöffentlicher Runde aus 14 Bewerbungen fünf Kandidaten aus. Diese präsentierten sich an diesem Mittwoch – ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit – den Stadträten und stellten sich deren Fragen – ein relativ lang dauerndes Procedere.
Eine Stunde pro Kandidat
Jedes Vorstellungsgespräch dauert nach Auskunft von Rathaussprecher Weiß etwa ein Stunde. Wegen der langen Vorstellungsrunde und auch wegen der Möglichkeit, noch einmal über die Kandidaten nachzudenken, erfolgt die Wahl nicht direkt nach den Gesprächen, sondern einen Tag später. So bestimmen die Stadträte an diesem Donnerstag um 15 Uhr in öffentlicher Sitzung, aber geheimer Wahl, wer der Nachfolger von Baureferent Christian Baumgart wird.
Die Amtszeit des berufsmäßigen Stadtrates dauert sechs Jahre. Danach besteht die Möglichkeit der Wiederwahl. Baumgart wurde dreimal wiedergewählt.
Kein Würzburger, kein Jurist
Nach Informationen der Redaktion soll keiner der fünf Kandidaten aus Würzburg sein. Und auch die Befürchtung vom „Treffpunkt Architektur“ der Bayerischen Architektenkammer, eine Interessengemeinschaft hiesiger Architekten und Ingenieure, ein Fachfremder, nämlich ein Jurist, könne künftig maßgeblich über das Stadtbild und die städtebauliche Entwicklung bestimmen, scheint unbegründet. Es soll sich zwar ein Jurist beworben haben, aber nicht in die engere Auswahl gekommen sein.
Ausgeschrieben war die Stelle für Architekten oder Bauingenieure mit Erfahrung im Verwaltungsdienst. Aber auch Akademiker anderer Fachrichtungen waren nicht ausgeschlossen.
Die fünf Kandidaten
Wer steht denn nun zur Wahl? Die Stadt Würzburg hat der Redaktion die Lebensläufe der fünf Kandidaten zur Verfügung gestellt – aus Gründen des Datenschutzes in anonymisierter Form. Schließlich soll kein Vorgesetzter aus den Medien erfahren, dass sich sein Mitarbeiter weg bewirbt.
Ein Kandidat mit Uni-Abschluss Diplom-Ingenieur und Schwerpunkt Landschaftsarchitektur ist Beigeordneter und Dezernent für Bauen und Umwelt in einer 50 000 bis 100 000 Einwohner großen Stadt. Er ist Chef von etwa 280 Mitarbeitern.
Ein weiterer Kandidat mit dem FH-Abschluss Diplomingenieur nach Architektur-Studium und einem Aufbaustudium Denkmalpflege ist Leiter des Stadtbauamtes einer Stadt mit unter 20 000 Einwohnern. Als Leiter, unter anderem von Bauverwaltung und Stadtplanung, steht er bei etwa 80 Mitarbeitern an der Spitze.
In der Auswahl ist auch ein Diplom-Immobilienökonom. Als Dezernent für Immobilienmanagement und Straßenbau arbeitet er in einem Landratsamt mit einem Mitarbeiterstab von etwa 180 Leuten.
Ebenfalls zur Wahl steht ein Stadtplaner, der in einer 20 000 bis 50 000 Einwohner großen Stadt das Baudezernat mit rund 60 Mitarbeitern leitet.
Der fünfte Bewerber hat sein Architekturstudium als Diplom-Ingenieur abgeschlossen, arbeitete als selbstständiger Architekt, als Leiter der Stadtentwicklung und ist Sachgebietsleiter einer staatlichen Behörde.
Die genannten Kandidaten können auch Kandidatinnen sein. Von der Stadt gibt es bezüglich aller Bewerber lediglich die Information, dass es „weniger Frauen als Männer“ sind.
Kein „Herr Professor“ mehr
In Würzburg ist der Baureferent zuständig für Stadtplanung, Baurecht, den Hochbau, den Fachbereich Tiefbau und den Eigenbetrieb Entwässerung. Er ist Chef von rund 350 Mitarbeitern.
Wer auch immer Baumgarts Nachfolger wird, die Stadträte werden sich bei der Anrede nicht nur beim Namen umstellen müssen. Denn den Bewerber-Unterlagen nach ist kein „Herr Professor„ dabei. Christian Baumgart trägt diesen Titel seit sechs Jahren als Honorarprofessor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.
der " Untere Markt " in Würzburg ist und bleibt " verhunzt !!!
Nach den Anblick des " Forum-Fotos " vor wenigen Tagen in gleicher Sache, war mir zum X-tenmale der Tag verdorben. Danke..........
Sprich: ähnlich wie bei einem Architektenwettbewerb einen Entwurf für ein (reales oder fiktives) Bauprojekt vorstellen.
Damit man weiß, was auf einen zukommt...