
Dieser Mann hat Schule gemacht: in Kitzingen, in Germering, in Fürstenfeldbruck. Mitte September nun ist Matthias Lotz in Iphofen angekommen. Als Rektor der Grund- und Mittelschule möchte er Mittler und Motivator sein. Er will Türen öffnen: seinen Schülerinnen und Schülern, aber auch lokalen Firmen wie Knauf, Handwerksbetrieben, Alters- und Pflegeheimen. Sie alle brauchen Fachkräfte, gut ausgebildetes Personal. Lotz, 39, ist sich bewusst, welchen Schatz er da hütet und verwaltet: "Ich weiß, wie wertvoll unsere Schüler sind."
Viel ist zuletzt über die Generation Z geredet und geschrieben worden. Faul seien die jungen Leute, bequem und nur auf ihren Vorteil bedacht. Lotz will mehr mit ihnen als über sie reden, er will ihnen Halt und Orientierung geben und sie auf eine Zukunft einschwören, in der sie mehr denn je gebraucht werden. "Sie halten unser System am Laufen", sagt er. "Sie pflegen Mutti und Omi, stützen den Einzelhandel, bauen mein Haus oder reparieren meine Heizung."

Die Mittelschule, nicht selten als Restschule abgestempelt für die, die anderswo nicht mehr landen können – hier ist einer, der an sie glaubt, der sie starkredet, der aufräumen will mit den Vorurteilen. Und der in Iphofen ein Angebot vorfindet, das selten ist an einer Mittelschule.
Auch die fünften und sechsten Klassen bekommen jetzt Tablets
Lotz schwärmt von einer Ausstattung, die ihresgleichen sucht in der Region. Keine Mittelschule im Landkreis sei digital so aufgestellt wie Iphofen, sagt er am Montagabend vor dem Stadtrat. Während man anderswo gerade in den Startlöchern stehe, bekämen in Iphofen diese Woche als letzte Klassen auch die Fünft- und Sechstklässler ihre Tablets. Und auch was das Bildungs- und Betreuungsangebot angeht, spricht Lotz in Superlativen.
Die M-Klasse, die den Weg zur Mittleren Reife ermöglicht, sei ein "Aushängeschild", das man weiter pflegen wolle. Und mit der gebundenen Ganztagsbetreuung, bei der Schüler auch am Nachmittag kompetent betreut werden, sei Iphofen "seiner Zeit voraus". Eltern könnten beruhigt arbeiten gehen und wüssten ihren Nachwuchs in besten Händen.
Schwer zu sagen, ob das die Anfangseuphorie eines Durchstarters ist oder doch der Beginn einer wunderbaren Beziehung. Lotz ist erst seit einem Vierteljahr da, und keine Frage: Diesem Anfang wohnte ein Zauber inne. Nachdem lange unklar gewesen war, wer auf den im Juli verabschiedeten Jürgen Wolff als Rektor folgen würde, stand nach den großen Ferien plötzlich Lotz in der Tür. Mit Frau und Sohn hat er sich in Castell eingerichtet. Im Januar erwarten sie ihr zweites Kind. Er schwärmt von einer "tollen Stadt", einer "tollen Schule".
In Oberbayern baute er Kontakt zur lokalen Wirtschaft auf
Der gebürtige Tauberbischofsheimer hat in Würzburg Mittelschullehramt mit den Fächern Religion, Mathe, Biologie und Sozialkunde studiert und dann in der Kitzinger Siedlung sein zweijähriges Referendariat absolviert. Dann schickte ihn der Staat nach Oberbayern. An einer "großen Mittelschule" in Germering durfte er sich ausprobieren, dort baute er Kontakt zur heimischen Wirtschaft auf, und als er 2021 als Konrektor an die Mittelschule Fürstenfeldbruck West wechselte, schärfte er sein Profil als Förderer und Forderer.
Bei einem Gespräch im Frühjahr 2023 am Rande einer Ausbildungsmesse wurde Lotz mit den Worten zitiert: "Am wichtigsten ist es, die Jugendlichen gut zu beraten und Orientierungsmöglichkeiten zu bieten." Als Pfadfinder sieht er sich für eine manchmal ziellose Jugend, aber auch für eine mitunter resignierte Wirtschaft. So saß bei der selben Veranstaltung vor anderthalb Jahren ein Manager mit am Tisch, der das Dilemma so beschrieb: "Früher konnte man das Fenster öffnen und dann standen da Bewerber. Wenn wir heute das Fenster öffnen, steht da niemand."
Noch stärker als bisher rückt an der Dr.-Karlheinz-Spielmann-Schule also die Berufsorientierung in den Fokus. Lotz wacht hier über die Zukunft von 150 Grundschülern und noch einmal so vielen Mittelschülern. Die Zahlen waren schon mal besser, aber in Iphofen ist man schon froh, den Mittelschulstandort dadurch gerettet zu haben, dass man 2010 einen Schulverbund mit Scheinfeld einging, der 2017 um Marktbreit erweitert wurde.
Lotz appelliert an den Stadtrat: "Sparen Sie nicht an den Kindern!"
Lotz weiß, dass die Allianzen auch deshalb geschmiedet wurden, um Personal und Kosten zu senken. Aber an den Stadtrat, dem er sich nach den ersten 100 Tagen im Amt jetzt offiziell vorgestellt hat, appelliert er: "Sparen Sie nicht an den Kindern!" Diese Gefahr ist gering in Iphofen. Die Stadt hat immer in ihre Schule am Ort investiert, weil Bildung eben auch Zukunft verheißt. Und in Matthias Lotz hat sie einen, der sich schon in den ersten drei Monaten Bestnoten erarbeitet hat.
Mit ihm habe man einen "Sechser im Lotto" gezogen, erklärt Stadträtin Peggy Knauer, die gleichzeitig Lotz' Stellvertreterin ist. Der Mann wird es gerne hören – wenngleich er weiß, dass sich mit Glück allein kaum Schule machen lässt.