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Landkreis Kitzingen
Wenn der Kitzinger Polizeichef zum Vater wird: Alkohol und Rasen sind Ursachen für schwere Unfälle
Mangelnder Sicherheitsabstand ist die Hauptursache für Unfälle im Landkreis Kitzingen. Alkohol und Drogen bleiben aber auch ein Problem. Das sind die wichtigsten Zahlen.
Im Sommer 2024 gab es am Gaibacher Berg einen schweren Unfall mit drei verletzten Personen.  Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 355 Menschen bei Unfällen im Landkreis Kitzingen verletzt.
Foto: Hanns Strecker (Archivbild) | Im Sommer 2024 gab es am Gaibacher Berg einen schweren Unfall mit drei verletzten Personen.  Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 355 Menschen bei Unfällen im Landkreis Kitzingen verletzt.
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 10.04.2025 02:38 Uhr

Jochen Dietrich, Leiter der Polizeiinspektion Kitzingen, hat in seinem Berufsleben schon viele Unfälle gesehen, schon zahlreichen Familien schlechte Nachrichten überbracht. Auch im vergangenen Jahr musste er Eltern den Tod ihres Kindes mitteilen. 2561 Verkehrsunfälle gab es 2024 insgesamt im Landkreis, davon 1569 Kleinunfälle, 355 Unfälle mit Verletzten und zwei Unfälle, bei denen zwei Menschen gestorben sind.

Gerne hätten Dietrich und Harald Hufnagel, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizei Kitzingen, ein "Nullerjahr", bei den Verkehrstoten, aber immerhin ist es im Landkreis ein "erfreulicherweise geringes Niveau". 2023 sind drei Menschen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, 2022 waren es zwei.

Positiv heben Dietrich und Hufnagel hervor, dass 2024 kein Mensch bei einem Unfall gestorben ist, bei dem Alkohol im Spiel war. Allerdings: Die Zahl der Unfälle, die unter Alkohol- und Drogeneinfluss geschahen, ist immer noch hoch. 46 Unfälle gab es laut Verkehrsstatistik insgesamt in diesem Bereich, 23 Menschen wurden dabei verletzt.

Mehr als drei Bier: Unfälle mit über 1,1 Promille

Die Statistik trennt hier allerdings nicht zwischen Alkohol und Drogen. Oder wie Dietrich sagt: "Beides wirkt sich sehr auf die Fahrtüchtigkeit aus." Einen Anstieg durch die Freigabe von Cannabis im vergangenen Jahr habe die Polizei nicht gemerkt. Alkohol sei allerdings schon durch den Geruch leichter nachzuweisen.

Haben die Beamten bei der Unfallaufnahme einen Verdacht, wird sowohl auf Alkohol als auch auf Drogen getestet. Was Hufnagel betont: "50 Prozent dieser Unfälle geschahen mit mehr als 1,1 Promille." Das seien deutlich mehr als drei Bier. Das sei schon erschreckend.

So sieht es auch Dietrich, bei dem der besorgte Vater herauskommt. Er wisse, dass sich seine Kinder nicht immer an seine Ratschläge hielten, aber einen Rat habe er ihnen mehr als alles andere ans Herz gelegt: "Steigt nie, wirklich niemals, zu einem alkoholisierten Fahrer ins Auto." Lieber hole er sie mitten in der Nacht ab – was auch schon vorkam, wie er erzählt. 

Neben Alkohol und Drogen ist zu hohe Geschwindigkeit eine häufige Unfallursache. Dabei meinen Dietrich und Hufnagel nicht nur Tempo 100 in einer 80er-Zone, sondern auch, wenn ein Fahrer zu schnell in die Kurve fährt oder eine Fahrerin bei Glätte zu schnell unterwegs ist. Insgesamt 90 Unfälle führt die Kitzinger Polizei auf eine nicht angepasste Geschwindigkeit zurück. 56 Menschen wurden dabei verletzt. 

Doch mit Abstand die häufigste Unfallursache: ungenügender Sicherheitsabstand. Das ist der Grund für 781 Unfälle. Dazu zählen Auffahrunfälle an der Ampel oder der falsch abgeschätzte Abstand beim Ausparken.

Unfallflucht ist kein Kavaliersdelikt

Mit dem Parkrempler kommen Dietrich und Hufnagel zu einem "ärgerlichen Dauerthema": unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, also Unfallflucht. "Ich verstehe das nicht", sagt Hufnagel und Dietrich nickt heftig. 474 Fälle wurden der Kitzinger Polizei im vergangenen Jahr gemeldet, 311 Vorfälle blieben ungeklärt, 163 konnten – oft mithilfe von Zeugenhinweisen – geklärt werden. Dazu der Hinweis der Polizei-Chefs: "Das ist kein Kavaliersdelikt." Sondern das sei eine Straftat und wird unter anderem mit Geldstrafe, Punkten in Flensburg und Fahrverbot bestraft.

Nicht bestraft wird dagegen das Radeln ohne Helm. Nur etwa die Hälfte der 124 verunglückten Radler trug einen Helm. 116 Radfahrerinnen und -fahrer wurden verletzt. Wobei die Polizei auch sagt: 68 Radler sind ohne Fremdeinwirkung gestürzt. Auffällig sei auf jeden Fall, dass der Radverkehr deutlich zunehme. Durch Elektro-Fahrräder wird auch der Radius der Ausflügler immer größer. 

Wildwechselschilder stehen nicht zur Dekoration an der Straße

Leicht gestiegen ist die Anzahl der Wildunfälle im Landkreis, die aber schon immer sehr hoch war. "Da merkt man, dass wir eine Land-Dienststelle sind", erklärt Hufnagel. 615 Unfälle gab es im vergangenen Jahr mit Tieren, 436 Autofahrer sind mit Reh-, Rot- oder Damwild zusammengestoßen. In 123 Unfällen verloren Hasen und Kaninchen ihr Leben. Deutlich seltener dagegen ist ein Unfall mit einem Dachs (zwölf Unfälle) oder einem Wildschwein (13).

Dietrich mahnt die Autofahrerinnen und -fahrer, die Wildwechselschilder ernst zu nehmen. Sie stehen dort, wo bekanntermaßen viele Tiere die Straße kreuzen. Außerdem empfiehlt der Leiter der Polizeiinspektion Kitzingen, sich mit Hupen bemerkbar zu machen. Und er rät: "Niemals das Lenkrad verreißen, damit man nicht gegen einen Baum fährt!" 

 
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