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Kitzingen
Alkohol und Rasen als häufigste Unfallursachen: So will die Polizei im Landkreis Kitzingen jetzt dagegen vorgehen
Die Zahl der alkoholbedingten Unfälle im Landkreis ist 2023 deutlich gestiegen. Die der Fahrradunfälle auch. Womit Verkehrsteilnehmer jetzt rechnen müssen.
Die Gesamtzahl der Unfälle im Landkreis Kitzingen ist 2023 zwar nur leicht gestiegen, aber in zwei Bereichen schlägt die Polizei Alarm (Symbolbild).
Foto: Pascal Höfig, News 5 | Die Gesamtzahl der Unfälle im Landkreis Kitzingen ist 2023 zwar nur leicht gestiegen, aber in zwei Bereichen schlägt die Polizei Alarm (Symbolbild).
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 30.03.2024 02:43 Uhr

Alkohol und Straßenverkehr sind eine gefährliche Kombination. Wer das abstreitet, muss nur in die Verkehrsstatistik der Polizeiinspektion Kitzingen schauen. Der Anstieg der alkohol- und drogenbedingten Unfälle in den vergangenen Jahren ist beträchtlich. 21 waren es im Jahr 2021, 36 in 2022 und 44 im Jahr 2023. Und blickt man darauf, wie oft es bei diesen Unfällen Verletzte gab, geht die Kurve noch steiler nach oben: Die Zahl hat sich von 2021 bis 2023 fast verdreifacht, von 9 über 18 auf 26. Im zweiten Jahr in Folge gab es 2023 zudem ein Todesopfer. 

Alkohol und Rasen als häufigste Unfallursachen: So will die Polizei im Landkreis Kitzingen jetzt dagegen vorgehen

Die Entwicklung sticht bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik 2023 durch den Kitzinger Polizeichef Jochen Dietrich und den Sachbearbeiter Verkehr, Harald Hufnagel, ins Auge. Insgesamt nämlich weist die Statistik zwar eine leichte, aber keine signifikante Steigerung der Unfallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren auf. 2523 Unfälle wurden 2023 registriert, das entspricht etwa dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Zur Einordnung zwei Zahlen: 90.447 Fahrzeugen sind im Landkreis zugelassen. Das Straßennetz ist 1040 Kilometer lang.

Drei Menschen verloren bei Unfällen im Kreis Kitzingen im vergangenen Jahr ihr Leben

Knapp zwei Drittel aller Unfälle waren Kleinunfälle. Bei 311 der 2523 Unfälle wurden Personen verletzt, das ist so wenig wie seit langem nicht mehr. Dietrich spricht von einem Zehnjahrestief. "Eine erfreuliche Entwicklung." Auch wenn jeder einzelne Unfall für die Beteiligten tragisch sei. Vor allem bei schweren Verletzungen oder wenn Menschen sterben. Drei tödliche Unfälle gab es im vergangenen Jahr auf den Bundes-, Staats-, Kreis- und Gemeindestraßen im Landkreis. 

Hier kracht es immer wieder: Die Kreuzung Volkacher Umgehungsstraße/Eichfelder Straße ist zum Unfallschwerpunkt geworden. Jetzt soll die Situation baulich entschärft werden. 
Foto: Hanns Strecker | Hier kracht es immer wieder: Die Kreuzung Volkacher Umgehungsstraße/Eichfelder Straße ist zum Unfallschwerpunkt geworden. Jetzt soll die Situation baulich entschärft werden. 

Die Bandbreite, die so ein Zahlenwerk umfasst, ist groß. Vom Parkrempler beim Einkaufen mit einem Kratzer in der Stoßstange bis zum Verkehrsteilnehmer, der tödlich verletzt wird. Wer auf die Unfallursachen blickt, muss das im Hinterkopf haben. Ungenügender Sicherheitsabstand ist der häufigste Grund für Unfälle. Im Stop-and-Go-Verkehr kurz nicht aufgepasst, aufgefahren, das passiert schnell. Oft gibt es da nur einen geringen Blechschaden. Bei 843 Unfällen war dieser fehlende Abstand die Ursache. Die Geschwindigkeit bei 92, Alkohol und Drogen bei 44 Unfällen.

Schaut man aber nur auf die 311 Unfälle mit Verletzten und die drei mit Getöteten, ist der Anteil von Geschwindigkeit oder Alkohol als Ursache höher. In 40 Fällen waren die Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs. In 24 Fällen hatte der Fahrzeugführer Alkohol getrunken. "Das sind die Hauptursachen, an die wir ranwollen", sagt Polizeichef Dietrich. Verstärkte Kontrollen sollen den Autofahrern deutlich machen: Fuß vom Gas und Finger vom Alkohol, wenn  man auf den Straßen unterwegs ist.

Aber nicht nur den Autofahrern. Die Statistik zeigt nämlich auch: 16 der 44 alkoholbedingten Verkehrsunfälle wurden durch Radfahrer verursacht. Teilweise sind schwere Verletzungen die Folge.

Die Zahl der Fahrrad-Unfälle im Landkreis Kitzingen steigt seit Jahren immer weiter an

Deutlich nach oben ging auch die Zahl der Fahrradunfälle insgesamt (109 gegenüber 83 im Vorjahr), 99 Radfahrer wurden verletzt, einer starb. Erwähnenswert auch: Bei 46 der 109 Unfälle stürzte der Radfahrer, ohne dass ein anderer Verkehrsteilnehmer beteiligt gewesen wäre. So hoch war der Anteil prozentual noch nie, so Harald Hufnagel.

Haben die Fahrer womöglich ihre E-Bikes nicht im Griff? Eine Schlussfolgerung, die sich laut Statistik zumindest im Landkreis Kitzingen nicht ziehen lässt. Die Zahl der Radunfälle insgesamt stieg von 2022 auf 2023 um 26, die der Unfälle nur mit Pedelecs gerade mal um einen. Allerdings zeigt die Statistik auch: Kommt es zu einem Unfall mit einem Pedelec, wird der Fahrer so gut wie immer verletzt. 

Nur die Hälfte aller verletzten Radfahrer trug einen Helm. Deshalb will die Kitzinger Polizei auch in diesem Jahr wieder locker mit Radfahrern ins Gespräch kommen und darauf hinweisen, dass es besser wäre, den Kopf beim Biken zu schützen. Aus ihrer Sicht wäre eine Helmpflicht sinnvoll, sagen sowohl Dietrich als auch Hufnagel auf Nachfrage.  

Fahrradhelme auf! Prominente wie Bischof Franz Jung und Prof. Ralf-Ingo Ernestus warben bereits für die Präventionskampagne #KopfEntscheidung der Polizei.
Foto: Thomas Obermeier | Fahrradhelme auf! Prominente wie Bischof Franz Jung und Prof. Ralf-Ingo Ernestus warben bereits für die Präventionskampagne #KopfEntscheidung der Polizei.

Ein Dorn im Auge ist Jochen Dietrich nach wie vor, dass sich viel zu viele Leute aus dem Staub machen, wenn sie einen Unfall verursacht haben. Der Balken geht seit Jahren nach oben. 488 Unfallfluchten wurden im Jahr 2023 registriert. 301 Fälle blieben ungeklärt, in 187 kam man den Verursachern auf die Spur, meist durch Zeugenaussagen. 

 
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    Weinlandkreis halt.
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