
Der Frühling ist da, und so zieht es immer mehr Menschen nach draußen. Dort genießen sie gerne mal ein Glas Wein oder ein kühles Bier. Doch nur die wenigsten dürften dabei an die möglichen Risiken in ihrem Getränk denken. Denn Alkohol hat nicht nur Suchtpotenzial, sondern steigert nach Angaben der Deutschen Krebshilfe auch das Krebsrisiko etwa für Brust- oder Darmkrebs.
Deshalb befürwortet die Ärztekammer Niedersachsen gesetzlich vorgeschriebene Warnhinweise auf alkoholischen Getränken, die mit denen auf Zigaretten und Tabakprodukten vergleichbar sind. Aber ist das wirklich nötig? Und würde es tatsächlich etwas bringen? Das haben wir acht Menschen in der Volkacher Altstadt gefragt.
1. Diana Breunig (52) aus Kitzingen: "Als Suchttherapeutin habe ich tragische Schicksale erlebt"

"Ich finde solche Warnhinweise ganz wichtig, weil sie wahrscheinlich am Ende Menschenleben retten würden. Sie würden insgesamt das Bewusstsein der Menschen schulen, und daher würde es auf lange Sicht bestimmt etwas bringen. Es ist wichtig, Alkohol zu kennzeichnen. Immerhin ist er eine häufige Todesursache. Auch ein Werbeverbot für Alkohol wäre sinnvoll. Ich war drei Jahre als Suchttherapeutin tätig und habe tragische Schicksale erlebt. Nur 20 Prozent der Alkoholabhängigen schaffen es, ihre Sucht zu besiegen. Die Sterberate infolge dieser Abhängigkeit ist sehr hoch."
2. und 3.: Paula Beigel (23) aus Volkach und Dana Stauder (24) aus Würzburg: "Alkohol ist viel zu integriert"

Beigel: "Ich persönlich brauche solche Warnhinweise nicht, aber für manche wäre es vielleicht sinnvoll, zum Beispiel für Jugendliche oder Erwachsene, die keinen guten Bezug zu Alkohol haben. Aber hat es bei Zigaretten nachweislich etwas gebracht? Wir beide arbeiten mit Jugendlichen, und die finden die Warnhinweise auf den Zigaretten entweder eklig oder lustig. Ich denke aber, dass Alkohol im Vergleich zu anderen Substanzen viel zu integriert ist und thematisch zu wenig behandelt wird, obwohl er genauso gefährlich ist."
Stauder: "Ich sehe das wie Paula und bin weder dafür noch dagegen. Ich denke, dass Präventivarbeit vielleicht einen noch größeren Effekt hätte. Und mehr Aufklärung wäre gut, auch wenn das teilweise schon stattfindet. Gerade in der Jugendarbeit müsste noch mehr gemacht werden, zum Beispiel über die Gefahren und Risiken von Alkohol aufklären."
4. Klaus Wohlrab (70) aus Coburg: "Nur höhere Preise würden die Menschen vom Trinken abhalten"

"Ich fände Warnhinweise gut, weil manche gar nicht wissen, was sie tun. Ob es die Menschen tatsächlich vom Alkohol abschrecken würde, weiß ich nicht. Aber es würde sicher welche zum Nachdenken anregen. Das Einzige, was die Menschen dauerhaft vom Trinken abhalten würde, wären höhere Preise für Alkohol. Am besten müsste die Gesellschaft zum Thema Alkohol sensibilisiert werden, gerade im Umgang mit der Jugend."
5. und 6. Ingo Börner (48) aus Randersacker und Karin Asbeck (51) aus Lahr: "Alkohol sollte mit anderen Drogen gleichgestellt werden"

Börner: "Gerade wegen der Jugend wäre ich für Warnungen, damit diese vielleicht ein wenig abgeschreckt wird. Zusätzlich sollte schon beim Verkauf des Alkohols darauf geachtet werden, an wen er rausgegeben wird. Alkohol wird als zu 'normal' angesehen. Vielleicht könnte man ihn beschränken, zum Beispiel auf bestimmte Anlässe und Feierlichkeiten, und nicht als Tagesgetränk ansehen."
Asbeck: "Ich fände es absolut richtig, schon vom Prinzip her, weil auch bei Zigaretten solche Hinweise drauf sind. Ob es was bringt, ist eine andere Frage. Ein Werbeverbot halte ich für sinnlos, da es bei Zigaretten auch nichts gebracht hat. Aber Alkohol sollte mit anderen Drogen gleichgestellt werden, denn er ist eine Droge."
7. Marianne von Malek (68) aus Albertshofen: "Alkohol ist in der Gesellschaft viel zu hoch angesehen"

"Auf hochprozentigem Alkohol fände ich solche Warnhinweise sinnvoll, aber nicht auf Wein oder Secco. Das sind für mich Genussmittel. Zum Essen ein Glas Wein ist was Feines. Ich glaube allerdings nicht, dass es etwas bringen würde. So viele Menschen rauchen trotz dieser Warnhinweise. Vielleicht wäre ein Verbot für Alkoholwerbung besser, weil gerade Jugendliche und Kinder dadurch schon bald an Alkohol herangeführt werden. Alkohol ist in der Gesellschaft viel zu hoch angesehen. Ich habe schon selbst zu hören bekommen, ich sei langweilig, weil ich nicht allzu viel trinke."
8. Thomas Klüber (57) aus Fulda: "Die Jugendlichen werden auf Festen quasi angespitzt"

"Ich hätte nichts gegen Warnhinweise, aber ob da jetzt Bilder drauf müssen? Ich weiß nicht. Und ob es vor allem Jugendliche abschreckt, da bin ich mir auch nicht sicher. Sie trinken ja meistens, um dabei zu sein, obwohl sie wissen, dass es schädlich ist. Alkohol hat immer noch so einen hohen Status, vor allem auf Festen wie hier auf den Weinfesten. Da werden die Jugendlichen ja quasi angespitzt. Aber statt solcher Maßnahmen und Verbote sollte man besser an die Ursachen gehen, warum die Menschen zu viel trinken."
Zum Thema Alkohol gints auch einen ganz aktuellen Bericht in der Mediathek der ARD.
Super informativ, toll gemacht mit erschreckenden Hinweisen.
Absolut sehenswert:
https://www.ardmediathek.de/video/dirty-little-secrets-warum-wir-immer-weiter-trinken/folge-1-in-vino-veritas-s01-e01/br/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdC9kNWRiZDY5ZS05OWU5LTQ4ZGQtOTM3My1jMTFlODc0YmU1MzY
Ich musste jetzt wegen dem Artikel tatsächlich auf meiner aktuellen Packung nachsehen, ob es diese Bilder immer noch gibt :-)
Vielleicht regen die Warnungen Anfänger zum nachdenken an, aber wir langjährigen Suchtis kommen in der Regel leider erst zur Einsicht, wenn der Arzt das Todesurteil verkündet hat.
Warum sollte es beim Alkohol anders sein ??
gez. R.König