
Wetterfrösche sind Klaus Gehr und Jochen Göring nicht unbedingt. Seit Jahren sind die beiden Macher des Metal Franconia Festivals auf der Suche nach dem optimalen Termin für ihre Veranstaltung – und werden meist abgewatscht: Mal ist es saukalt, mal schneit es, mal schüttet es, mal schüttet es und ist saukalt. Wie 2024. Nicht schön für die dennoch zahlreichen Camper. Die sich drinnen in der Geiselwinder Music Hall aufwärmen dürfen: zusammen mit über 1000 Fans und 18 Heavy-Metal-Bands an zwei Tagen.
So spät im April war das MFF noch nie. Ende März hatte es im Vorjahr aus Kannen gegossen, 2022 Anfang April 20 Zentimeter Neuschnee gegeben. "Deswegen probieren wir es heuer später, um den Wetterkapriolen zu entgehen", sagte Gehr im Vorfeld. Und guckte bedröppelt, als es Anfang des Monats sommerliche Tage um die 25 Grad gab, die Wetter-App aber bereits für das Festival-Wochenende die Rückkehr des Winters ankündigte. 1 Grad war's in der Nacht auf Samstag.
Der Vorteil der Temperaturen: Das Bier wird nicht kalt
"Die Kälte hat den Vorteil, dass das Bier nicht warm wird. Da müssen wir keine Kühlboxen mitschleppen", lässt sich Patrick die Laune nicht versauen. Der 31-Jährige aus dem Tauberbischofsheimer Umland zeltet seit Freitagnachmittag mit Freunden und einem aufblasbaren Killerwal auf der Wiese hinter der großen Eventhalle. Und erinnert sich sarkastisch: "Vor zwei Jahren wären unsere Zelte unterm Schnee fast zusammengefallen. Von daher ist es heuer enttäuschend."

Die Gruppe, zu der auch Metal-Fans aus Ebern gehören, hat es sich in einem grünen Pavillon gemütlich gemacht. Zeltwände an allen vier Seiten halten Wind und Wasser ab, der Tisch quillt über an Ess- und Trinkbarem. Flüssige Energie scheint einen besser durch die bitterkalte Nacht zu bringen. "Arschkalt", "ungemütlich" ist über die Schlafsack-Stunden ebenso zu hören wie das urfränkische "bassd scho".
Weißwurstfrühstück mit der Blaskapelle Ochsengau Musi
Nicht wenige nutzen am Samstagmorgen das Weißwurstfrühstück. Zu dem es auch Musik gibt: von der Ochsengau Musi, einer Blaskapelle. Inzwischen ist Folkloristischer Heimatklang ja fester Bestandteil zahlreicher Rock-Festivals in Deutschland.

Am Freitag und Samstag wird es bald nach dem Einlass um 14 Uhr bis nach Mitternacht hart und laut. Und regional: Am ersten Tag kommen außer Headliner Die Apokalyptischen Reiter und Knife alle Bands aus Franken. Shores of Lunacy und Klamm aus Würzburg, Lesson in Violence aus Schweinfurt, Chopped in Half und Varg aus Oberfranken.
Der geplante Protest bleibt aus: kein kollektives Entkleiden
Die Melo-Death-Metaller Craving kommen zwar aus Oldenburg, hatten allerdings im Dezember in Bamberg für Aufsehen gesorgt. Im Jugendzentrum hatte der Leiter während deren Auftritt den Stecker gezogen, weil der Gitarrist sein Shirt ausgezogen hatte. Was nicht in den drumherum stattfindenden Workshop zum Thema männerdominierter Heavy Metal und eine Sexismus-Debatte gepasst hatte. In Geiselwind plante die Band zum kollektiven Entkleiden animieren – letztlich zieht aber nur wieder der Gitarrist seine Lederjacke aus, unter der er nichts trägt.

Der zweite Tag ist etwas weniger fränkisch. Dass die Spaß-Punker Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften aus Fürth kommen, ist angesichts ihrer musikalischen Hommage an die Fußballer der SG Wattenscheid 09 auch erst bei den verhaut mittelfränkischen Ansagen zwischendurch hörbar.

Ur-Franken freilich sind die pinken Gaudi-Metaller von J.B.O. Sie beschließen die zwölfte Auflage eines Festivals, das sich im regionalen Festival-Kalender auch nach dem Umzug von Dettelbach nach Geiselwind vor zwei Jahren etabliert hat. Bewusst wollen Gehr und Göring nicht vergrößern. Sie halten weitgehend die Preise, obwohl Kosten explodieren, nehmen dafür in Kauf, dass erstmals kein internationaler Act dabei ist. Gefehlt haben wird's kaum einem – auch nicht Patrick aus dem Tauberbischofsheimer Umland.