
Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte mit den Marshall Heights in Kitzingen alles passieren können. Eine Studentenstadt mit Straßenbahnanschluss stand beispielsweise zur Debatte. Auch der Name hätte sich ändern können, dann wäre der Friedensnobelpreis von 1953 verschwunden und womöglich durch Tamara-Bischof-Area oder West-End-Town ersetzt worden.
Heute wissen wir: Es blieb alles, wie es war. Die Marshall Heights gehören zu Kitzingen wie der Falterturm. Die 32 Hektar mit über 700 Wohnungen in 30 Blocks und den über 100 sogenannten Texashäusern blieb bestehen. Ob die vielen Blocks letztlich eine gute Idee sind, wird sich zwar erst noch zeigen müssen.
Immerhin zeigt sich inzwischen aber, dass es solche Blocks und solche gibt. Die einen sehen aus, wie sie aussehen. Andere werden gerade hübsch gemacht, bekommen große Fenster und eine Holzfassade – und schon sieht die Sache viel erquicklicher aus.
Ein neuer Name für die Marshall Heights
Wenn sich der Trend fortsetzt, werden wir vielleicht bald doch einen neuen Namen haben: die Marshall Woods. Dann käme womöglich sogar der im Jahr 1265 erstmals urkundlich erwähnte Geiselwinder Ortsteil Holzberndorf als Partnerstadt in Frage.
Holz spielte diese Woche auch auf dem Platz der Partnerstädte eine große Rolle. Dort, genau vor dem Kitzinger Landratsamt, war ein Werbestand aufgebaut, der sich sowas von auf dem Holzweg befand. Angepriesen wurden die Chiemgauer Alpen als Urlaubsland. Zugegeben: ein schönes Fleckchen Erde. Und mit 2000 Metern hat man gegenüber den 205 Metern in Kitzingen auch gewisse Höhenvorteile. Wobei wir ja wissen, dass Größe nicht alles ist.
Ein Grund zum Staunen: die Kitzinger Ortsumgehung
Vor allem aber: Im schönsten Landkreis Bayerns erscheint eine solche Aktion ziemlich sinnfrei. Wenn überhaupt, fallen die Chiemgauer im Kitzinger Land ein, um über den besten Wein herzufallen und in Kitzingen die sinnloseste Ortsumgehung zu bewundern, die jemals im Abendland gebaut wurde.

Und so flach ist es im Landkreis gar nicht: Wer etwa jetzt am Wochenende beim Tag des offenen Denkmals dabei ist, der hat – wenn er den Falterturm hoch- und die Deusterkeller hinabsteigt – auch einen ordentlichen Höhenunterschied. Wenn man dann noch die 200 Höhenmeter auf den Schwanberg überwindet, könnte sogar Höhenangst ins Spiel kommen.
Dass man von dort nicht einmal die Chiemgauer Alpen sehen kann, zeigt ja am Ende nur eines: wie klein die Kampenwand und der Wendelstein in Wirklichkeit sind.