

Nicht viele Frauen können sich an das erste Kleid erinnern, das sie sich gekauft haben. Marlies Dumbsky schon. Es war das Dirndl, das sie als Volkacher Weinprinzessin trug. Nach und nach hingen immer mehr Kleider im Schrank, denn 2008 wurde sie erst Fränkische und später Deutsche Weinkönigin. "Ich war überhaupt keine Prinzessin", sagt sie lachend. "Als Kind war ich sehr wild, sehr jungenhaft und habe mit Autos gespielt." Ein Kindheitstraum war das Amt der Weinkönigin also schon mal nicht. Der Traum von der Prinzessin sei auch der falsche Ansatz. "Man tut es für den Wein, die Winzer und sich selbst", fasst die heute 35-Jährige ihre Erfahrungen zusammen. Eigentlich mag sie es auch nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Aber als Weinprinzessin merkte die Winzerin, dass es ihr leicht fällt, auf der Bühne zu stehen. "Das Amt als Weinkönigin war dann nur ein konsequenter Schritt", sagt Dumbsky.
Freiheit in New York
Dieser Schritt hatte zur Folge, dass die Volkacherin auf der ganzen Welt Werbung für den deutschen Wein machte. Oft war sie allein unterwegs. Vom Weinbauverband erhielt sie eine Mail mit Flugdaten und Hotel und dann ging's los. "Das war spannend", sagt sie und zählt ihre Ziele auf: Japan, Schweden, Indien, Dänemark, Finnland, Venezuela, China und New York. "Ich war 22 und laufe alleine durch New York. Das war schon irre. Ein unglaubliches Freiheitsgefühl."

Ein eher mulmiges Gefühl hatte Dumbsky in Venezuela. Der Pilot – damals durfte man noch ins Cockpit – riet ihr, ihre stahlblauen Augen hinter einer Sonnenbrille zu verstecken und sehr vorsichtig zu sein. Nur keinen Schmuck und nichts Wertvolles tragen. Besonders um die Krone habe sie Angst gehabt. Deswegen hat sie das gute Stück beim Rückflug auch nicht in den Koffer, sondern im Handgepäck bei sich getragen. Dann der Schock: Ihre Tasche wird durchsucht und die Krone entdeckt. "Ich war überzeugt davon, dass sie jetzt weg ist", sagt Dumbsky. Der Kontrolleur schaute sich die Krone an und fragte, was das sei. "Dann habe ich ihm erzählt, dass ich eine Karnevalsprinzessin bin. Gott sei Dank durfte ich mit Krone ins Flugzeug steigen."
Oft hatte Dumbsky die Krone bei ihren Auftritten gar nicht getragen. "Ich war keine Königin, sondern PR-Frau", erklärt sie. Die Weinkönigin müsse eine Fachfrau sein, sonst werde sie nicht ernst genommen. "Ich war froh, dass ich eine ausgebildete Winzerin war", sagt sie. So habe sie mit Winzern und Journalisten auf Augenhöhe reden können. "Das Amt ist unglaublich fordernd, aber ich habe auch so viel gelernt", erklärt sie rückblickend.

Gerne erinnert sie sich an Termine mit Journalisten und Besuchen bei Winzern. "Ich hatte so tolle Weinproben und Verkostungen", sagt sie. Toll sei auch die königliche Motorradtour an Mosel, Rhein und Mittelrhein gewesen. "Das war etwas Besonderes", sagt die leidenschaftliche Motorradfahrerin. Auch den einen oder anderen Promi habe sie getroffen, aber: "Ich bin keine Promi-Jägerin." Ihr war es wichtig, für den deutschen und besonders auch den fränkischen Wein zu werben. "Als Werbeperson habe ich Franken in die Medien gebracht, auch international", sagt sie ein wenig stolz.

Wurde ihr der Rummel um ihre Person –"Als Weinkönigin bist du etwas Besonders für die Winzer" – zu viel, ging sie in die Weinberge. "Da kam ich runter und wurde geerdet", sagt Dumbsky, die noch heute ihren Eltern auf dem Weingut hilft. Seit vergangenem Jahr sitzt sie für die Grünen im Volkacher Stadtrat. Dabei wollte sie eigentlich nichts mit Politik zu tun haben. Aber durch ihr Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft und vor allem durch ihre Masterarbeit "Lobbying in der Landwirtschaft" kam sie zur Politik.
Dumbsky arbeitet als Pressereferentin für Ludwig Hartmann, dem Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag. Weil sie den Grünen in Volkach helfen wollte, entschied sie sich für eine Kandidatur. "Ich glaube nicht, dass ich gewählt wurde, weil ich mal Weinkönigin war", sagt sie. "Man kennt den Namen Dumbsky in Volkach." Und wenn, wäre es ihr egal, denn ihr Rat an zukünftige Weinköniginnen: "Macht euch keinen Kopf, was die anderen sagen."
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