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Sommerach
Warum Karin Molitor nicht wie Julia Klöckner sein will
Weinköniginnen-Serie (3): Strauß, Kohl und Weizsäcker – Karin Molitor-Hartmann traf sie als Deutsche Weinkönigin, aber die schönste Erinnerung hat sie an einen anderen Mann.
Als Fränkische Weinkönigin besuchte die Sommeracherin Karin Molitor im Juni 1982 den Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. 
Foto: MP | Als Fränkische Weinkönigin besuchte die Sommeracherin Karin Molitor im Juni 1982 den Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. 
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:53 Uhr

Wer ein Jahr die Krone der Deutschen Weinkönigin trägt, hat viel erlebt, viele Promis getroffen und Erfahrungen fürs Leben gesammelt. Man könnte meinen, es fällt da schwer, sich an den Höhepunkt schlechthin zu erinnern. Doch Karin Molitor-Hartmann muss nicht lange in ihren Erinnerungen kramen. Ihr schönster Moment war gleich nach der Wahl zur Deutschen Weinkönigin 1982. "Ich sah von der Bühne aus, wie sich mein Vater durch den Pulk der Reporter kämpfte und rief: 'Ich muss als Erster meiner Tochter gratulieren!'", sagt Molitor-Hartmann. "Er war sehr stolz auf mich." 20 Jahre war die Winzertochter aus Sommerach bei der Wahl alt.

Karin Molitor aus Sommerach wurde im Oktober 1982 im Hambacher Schloss  zur 34. Deutschen Weinkönigin gewählt.
Foto: deutscheweinkoenigin.de | Karin Molitor aus Sommerach wurde im Oktober 1982 im Hambacher Schloss  zur 34. Deutschen Weinkönigin gewählt.

Im Frühjahr 1982 setzte sich Molitor bei der Wahl zur Fränkischen Weinkönigin gegen fünf Konkurrentinnen durch. Im Herbst dann der überzeugende Auftritt in Neustadt an der Weinstraße. Doch nicht wie üblich im Saalbau sondern im Hambacher Schloss, das bei Neustadt liegt. "Der Saalbau ist abgebrannt und die Wahl musste ins Schloss ausweichen", erzählt Molitor-Hartmann. "Muss wohl an mir liegen", sagt sie trocken. Ein Wink auf den Hallburg-Brand im Mai 2016. Sie war die Pächterin der Burg-Wirtschaft, die bekannt für ihren Jazz-Frühschoppen war. Heute ist die 59-Jährige Geschäftsführerin des Gasthauses und Hotels Zum Benediktiner in Münsterschwarzach.

Karin Molitor-Hartmann ist heute Geschäftsführerin des Gasthauses und Hotels Zum Benediktiner in Münsterschwarzach.
Foto: Hanns Strecker | Karin Molitor-Hartmann ist heute Geschäftsführerin des Gasthauses und Hotels Zum Benediktiner in Münsterschwarzach.

Eine politische Karriere, wie beispielsweise ihre Nachfolgerin und heutige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, strebte sie nie an. "Da bin ich nicht diplomatisch genug", sagt die Betriebswirtin lachend. "Ich bin lieber bei meinen Touristen, Wein und gutem Essen." Vieles kann sie ihren Gästen über Wein und den Weinbau erzählen – wie in ihrer Zeit als Weinkönigin. "Gutes Aussehen reichte damals und heute nicht. Ein bisschen Hirn sollte die Weinkönigin schon haben", sagt sie lachend. "Die gute Mischung macht's." Außerdem sollte das Mädchen redegewandt sein und sich in jeder Situation zu helfen wissen.

Karin Molitor-Hartmann hat diese Talente und lernte im Amt noch dazu. Sie erinnert sich an eine mündliche Prüfung an der Uni. "Ich hatte einen Blackout und dann habe ich an meine Zeit als Weinkönigin gedacht und einfach erstmal etwas erzählt", sagt sie und lacht. Prüfung bestanden. Es hilft einem also auch im nicht hoheitlichen Leben weiter, wenn man schon mit Bekanntheiten wie Franz Josef Strauß, Helmut Kohl, Richard von Weizsäcker oder dem Bürgermeister von New York geplaudert hat.

Der Journalist Eberhard Schellenberger interviewte die damalige Deutschen Weinkönigin Karin Molitor 1983 auf der  Mainfrankenmesse.
Foto: BR | Der Journalist Eberhard Schellenberger interviewte die damalige Deutschen Weinkönigin Karin Molitor 1983 auf der  Mainfrankenmesse.

Apropos New York. Ganze sechs Wochen reiste sie als  Deutsche Weinkönigin Karin durchs Land der unbegrenzten Möglichkeiten, gab Interviews im Radio – "auf Englisch" – und warb in Amerika für den deutschen Wein. Auch in Japan und England rührte sie die Werbetrommel. Möglich war das, weil die BWL-Studentin für das Amt als Weinkönigin ein Urlaubssemester nahm. "Ich habe alles mitgenommen, was mir angeboten wurde", erzählt sie. "Ich habe durch das Amt unheimlich viel gelernt."

Etwa 300 Termine absolvierte Karin Molitor Anfang der 80er Jahre und wandelte mit ihrem sicheren Auftreten das Bild der Weinkönigin in der Öffentlichkeit. Molitor-Hartmann findet es gut, wie sich die Deutschen Weinköniginnen entwickelt haben – zu einer "Werbefigur mit fundiertem Fachwissen". Für ihre Nachfolgerinnen und alle Weinprinzessinnen hat die ehemaligen Königin einen Rat: "Lasst euch nicht die Laune verderben und trinkt ein Gläschen Wein."

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