
Es war ein Besuch, der tief blicken ließ. Glaubt man Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer, dann waren es Abgründe, in welche die illustre Runde schaute. Der Kollege aus Wiesenbronn hatte eingeladen, um von seiner Erfahrung des Breitbandausbaus im Ort zu berichten. Und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, führte er auch gleich noch an ein paar besonders markante Stellen. Denkt Lenzer an die Exkursion zurück, dann fällt ihm vor allem ein Begriff ein: "Pfusch." Und Vizebürgermeister Hans Brummer ergänzt: "Wildwest."
Dass die zusammengewürfelten Bautrupps im nächsten Jahr auch in ihrer Stadt Station machen werden, um dort das lange versprochene Highspeed-Internet zu verlegen, lässt Lenzer Schlimmes befürchten. "Mir graust davor", sagte er dieser Tage vor dem Stadtrat. "Das kann eine Katastrophe werden."
Horrorgeschichten gibt es von vielen Baustellen im Land
Ärger und Probleme gibt es auf vielen Baustellen hierzulande. Aber was den Breitbandausbau angeht, reißen die Horror- und Katastrophengeschichten nicht ab. Das Dilemma: Die Kommunen haben die Dinge nicht in der Hand. Sie sind auf die Telekommunikationsunternehmen angewiesen – und auf die von Telekom & Co. beauftragten Subfirmen. Diese Partnerbetriebe stellen die aufgerissenen Straßen und Gehwege wieder her – nach Standards, die seit Längerem von Bürgermeistern und Bauexperten bemängelt werden.

In Wiesenbronn war für Lenzer und seine Kollegen beispielhaft zu beobachten, was vielen Kommunen das Leben schwer macht: Pläne, die in Spanien gezeichnet sind, Baustellen, auf denen keiner Deutsch spricht. Lenzer und die Kollegen hörten von Baustellen-Absperrungen, die auch Monate nach Abschluss der Bauarbeiten keiner abgeholt habe (und inzwischen im Wiesenbronner Bauhof gelandet sind) und von Verwerfungen anderer Art: "Das Pflaster war wild verlegt, und sie hatten noch Steine übrig."
Telekom will 900 Haushalte ans Gigabit-Netz anschließen
Noch weiß keiner, wann es in Iphofen mit dem Ausbau losgeht. Eigentlich wollte die Telekom schon dieses Jahr damit beginnen, etwa 900 Haushalte in der Kernstadt mit Highspeed-Internet zu versorgen. Doch daraus wurde nichts. Jetzt ist das Projekt auf 2025 verschoben, wobei Lenzer sagt: "Eine verbindliche Aussage gibt es nicht." Rund 7,3 Millionen Euro soll der Ausbau kosten, 90 Prozent der Summe ist über Zuschüsse gedeckt.
So hat die Stadt genügend Zeit zu überlegen, wie sie die Bauarbeiten am besten begleitet. "Man müsste", sagt Zweiter Bürgermeister Brummer, "jemanden abstellen, der die Bauaufsicht führt – und wenn es ein rüstiger Rentner ist."