
Die Perspektive klang verlockend: Glasfaser für alle! Das war die Botschaft, die Joachim Först vom gleichnamigen Planungs- und Ingenieurbüro Anfang der Woche mit in den Iphöfer Stadtrat brachte. Schnelles Internet im ganzen Stadtgebiet und möglichst bis zur letzten Milchkanne! Kann das sein? Es kann, wenn man dem Digital-Fachmann aus Würzburg glaubt. Schon 2024 könnte es mit dem Ausbau in der Kernstadt losgehen. In den Stadtteilen wird es wohl deutlich länger dauern, bis wirklich alle – wie vom Bund seit Jahren versprochen – von der digitalen Teilhabe profitieren.
Das unterschiedliche Tempo hängt mit den Verfahrenswegen zusammen, auf denen die leistungsfähigen Internetverbindungen zu den Menschen kommen sollen. Während sich für den lukrativen Markt im Stadtgebiet ein Betreiber gefunden hat, der das Glasfasernetz eigenwirtschaftlich und möglichst rasch ausbauen will, muss in den Stadtteilen erst noch ein Unternehmen für den Ausbau gewonnen werden. Dort fördert der Staat zwar 90 Prozent der Kosten, aber in die Hand nehmen muss die Stadt die Sache selbst. Neben zehn Prozent der Kosten trägt sie das komplette Verfahren: von der Festlegung des Ausbaugebiets über die Projektausschreibung bis zur Begleitung der Baumaßnahme.
Noch Ende 2022 hatte es so ausgesehen, als würde sich auch für die Stadtteile ein Anbieter finden, der den Ausbau des Glasfasernetzes eigenwirtschaftlich vorantreibt. Doch zum Jahreswechsel zerschlugen sich diese Hoffnungen, nicht nur in Possenheim, Hellmitzheim oder Mönchsondheim. "Die Netzbetreiber haben festgestellt", so Först, "dass der Ausbau viel kostenintensiver und die Bauzeiten wesentlich länger sind als gedacht. Wir können froh sein, dass der Hauptort ausgebaut wird."
Die Telekom verbündet sich mit einem australischen Investor
Dort hat sich als interessierter Netzbetreiber Glasfaser Plus gemeldet, ein neues Konsortium, das je zur Hälfte aus der Telekom und dem australischen Investor IFM besteht. Das Gemeinschaftsunternehmen will bis zum Jahr 2028 vier Millionen zusätzliche Glasfaseranschlüsse in ländlichen Regionen in ganz Deutschland errichten. Diese sollen nicht nur der Telekom, sondern auch deren Wettbewerbern vermietet werden. IFM gilt als Experte für Infrastrukturprojekte weltweit und bezahlt nach Branchenangaben 900 Millionen Euro für die Beteiligung an dem Joint Venture.
Für die hochverschuldete Telekom hat das Konstrukt den Vorteil, dass sie selbst keine weiteren Schulden für den zusätzlichen Ausbau aufnehmen muss. Im Stadtgebiet Iphofen könnte laut Först schon 2024 mit der Maßnahme begonnen werden. Und die Stadt wird der Ausbau in diesem Fall keinen Cent kosten. Das Risiko liegt komplett bei Glasfaser Plus.

Überall dort, wo die Wirtschaft den Ausbau nicht selbst in die Hand nimmt, springen Bund und Länder mit hohen Förderquoten ein. So können Gemeinden die Sache in Eigenregie regeln, wenn Unternehmen das nicht tun wollen. Das gilt für Gebiete, die derzeit noch am Kupfernetz hängen und künftig mit bis zu 250 Megabit/Sekunde versorgt werden sollen. Außer für Birklingen, das seit Ende 2018 an das Glasfasernetz der Telekom angeschlossen ist, trifft dies auf alle anderen Iphöfer Stadtteile zu. Nur dauert das Ganze eben ungleich länger und ist für die Kommunen mit deutlich mehr Aufwand verbunden.
Experte Först geht derzeit von einer Projektzeit von vier bis fünf Jahren aus. Die Stadt muss nicht nur zehn Prozent der Kosten übernehmen – etwa 400 bis 450 Euro pro Anschluss –, sondern die Baumaßnahme auch selbst beaufsichtigen.
Immer wieder beklagen Gemeinden dabei vor allem Pfusch bei der Wiederherstellung von Straßen und Gehwegen. Stadtrat Hans Brummer spricht von einem "organisierten Zerstören städtischer Infrastruktur" und sagt, eigentlich müsste die Stadt während der Bauzeit einen eigenen Ingenieur abstellen, der den Firmen auf die Finger schaut. Man müsse sich auch darauf einstellen, so Först, dass Glasfaserkabel – wie einst die Strom- und Telefonleitungen – wieder an Masten hängen.
Im April soll sich der neue Fördertopf des Bundes öffnen
Eine Sorge konnte Först den Stadträten nehmen. Auf die Frage von Jürgen Kößler, ob sich denn bei der Ausschreibung überhaupt ein Unternehmen finde, das in den Stadtteilen den Glasfaserausbau anpackt, sagte der Fachmann, zwei bis drei Angebote seien "nach derzeitiger Marktlage" zu erwarten. Die Stadt müsse aber, wenn sich vermutlich im April der Fördertopf öffne, schnell sein. "Wir werden sehr viele Anträge im Bund bekommen." Das Jahreskontingent könnte also rasch ausgeschöpft sein.
Um möglichst bei den Ersten dabei zu sein, will der Stadtrat ein umfangreiches Paket schnüren. Es sieht vor, bald auch die Verträge mit der Glasfaser Plus zu schließen. Först hat schon klargemacht, was er vom Glasfaserausbau erwartet. "Da wird erst einmal für Jahrzehnte keine bessere Technologie nachkommen."