
Stellt man sich die 7800 Hektar große Iphöfer Flur als ein Rind vor, dann ist die Kernstadt wohl das Filetstück, wie man gemeinhin sagt. Für dieses Filetstück gibt es immer Abnehmer, jetzt eben auf dem umkämpften Telekommunikationsmarkt. Es hat nicht lange gedauert, bis sich für den flächendeckenden Ausbau der Kernstadt mit Glasfaser ein Anbieter fand. Es ist die Glasfaser Plus, ein neues Konsortium, das je zur Hälfte aus der Deutschen Telekom und dem australischen Investor IFM besteht. 2024 soll es mit dem Ausbau losgehen, rund 1600 Haushalte könnten dann angeschlossen werden und vom Highspeed-Internet profitieren.
In den Stadtteilen, die ein gutes Stück vom Filet entfernt liegen, kann das Ganze dagegen noch dauern – auch das hat sich am Montag in der Sitzung des Iphöfer Stadtrats gezeigt. Mehrere Stadträte versuchten zwar noch, den von der Glasfaser Plus entsandten Kommunalberater Thomas Weigand davon zu überzeugen, dass es in Dornheim, Hellmitzheim oder Possenheim mit dem privatwirtschaftlichen Ausbau genauso rasch gehen müsse wie in Iphofen. Der Experte aber machte dem Gremium wenig Hoffnung. "Ich habe eine bestimmte Summe Geld; mehr bekomme ich im Moment nicht."
Die Glasfaser Plus ist eine Tochter der Deutschen Telekom
Auch Bürgermeister Dieter Lenzer sähe es am liebsten, wenn alle Stadtteile zeitgleich zum Zug kämen. Doch das, so Zehnder, könne selbst ein Unternehmen wie die Telekom, die nach seinen Worten jährlich zwei Milliarden Euro in den Glasfaserausbau steckt, nicht leisten. Er empfahl der Stadt, einen anderen Weg zu gehen und den vom Staat mit 90 Prozent geförderten Ausbau zu nutzen. Man könne natürlich auch darauf spekulieren, dass sich in nächster Zeit doch noch ein Anbieter findet, der auch die deutlich ländlicher strukturierten Stadtteile eigenverantwortlich und damit zügig ausbaue. Ein "Poker", wie es Zehnder nennt. Lenzer entgegnete: "Wir sitzen hier ja nicht am Ratstisch, um Karten zu spielen."
Beim privatwirtschaftlichen Ausbau, wie er 2024 in Iphofen starten soll, gilt: Weder der Kommune noch den Hausbesitzern entstehen Anschlusskosten. Verlegt werden die leistungsfähigen Kabel, die Bandbreiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde garantieren, in 30 bis 50 Zentimetern Tiefe in einer Art Leerrohrsystem. Straßen oder Gehwege würden ordnungsgemäß wieder hergestellt, heißt es. Und: Die Glasfaser Plus will ihr Netz auch anderen Anbietern öffnen.
Das kleine Birklingen hängt längst am großen Glasfasernetz
Ob es nicht möglich sei, ein "Gesamtpaket für Iphofen" zu schnüren, fragte Stadtrat Andreas Müller, also auch alle Stadtteile (bis auf das seit Ende 2018 mit Highspeed-Internet der Telekom versorgte Birklingen) ans Glasfasernetz anzuschließen. Der Kommunalberater der Glasfaser Plus ließ sich in dieser Hinsicht zu keiner Zusage bewegen. Er versprach aber, dass sein Unternehmen der Stadt bei Bedarf "auf jeden Fall" ein Angebot für einen geförderten Ausbau machen werde. In diesem Fall müsste die Kommune zehn Prozent der Kosten tragen, und der Aufwand wäre deutlich höher. "Das wird noch eine Mammutaufgabe werden, das alles zu koordinieren", sagte Bürgermeister Lenzer.