Für Touristen sind sie eine Attraktion, für die Einwohner der Mainortschaften ein notwendiges Verkehrsmittel für eine kurze Verbindung: die Mainfähren. Neue Vorschriften könnten aber ihr Aus noch in diesem Jahrzehnt bedeuten. Denn Fähren sollten einen geschlossenen Schwimmkörper besitzen. Die Verantwortlichen der Fährgemeinden hoffen mit der Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe und einer gewissen Lobby, dass der Betrieb der Fähren erhalten werden kann.
Um deren Erhalt hat sich auch die CSU-Stimmkreisabgeordnete Barbara Becker bemüht. "Ich bin außer mir vor Freude", sagt sie gegenüber dieser Redaktion. Denn mit dem Upgrade zum Immateriellen Kulturerbe hatte sie erst 2023 gerechnet. Ihr Dank gilt dem früheren Sulzfelder Bürgermeister Gerhard Schenkel, der aufgrund seiner Erfahrung einen Großteil der Arbeit gemacht hat. Im Mai 2021 begann laut Schenkel die Arbeit – auch im Dschungel des Formularkrieges. Es entstand die Interessengemeinschaft (IG) Mainfähre mit Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein an der Spitze.
Anregungen holte man sich bei der Helgoländer Dampferbörte, die bereits in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen sind. Als Gutachter gewann die IG Birgit Speckle vom Bezirk Unterfranken – für Bezirksrätin Gerlinde Martin sind die Fähren ein wichtiges Kulturgut – und Rainhard Riepertinger vom Haus der Bayerischen Geschichte.
Ein erstes Etappenziel ist also erreicht. Das will Barbara Becker auch mit den Fährleuten und Gemeinden feiern. Doch der nächste Schritt sei die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis. Bei einem Online-Treffen hatte Becker schon einmal die beteiligte Bürgermeisterin und die Bürgermeister von Albertshofen bis Wipfeld zusammen.
Für Nordheims Bürgermeisterin Sibylle Säger ist der Erhalt der Fähre wichtig. Große Bedeutung sieht sie in der direkten Verbindung nach Escherndorf, was auch für die Strecke nach Würzburg von Belang ist. Zudem erleichtert die Fährverbindung die Weinbergbewirtschaftung auf beiden Seiten.
Auch Eisenheims Bürgermeister Christian Holzinger freut sich, dass die Fähren als Kulturerbe deutlich stärker als bisher gewürdigt werden. Den Betrieb einer Fähre sieht er als große Kraftanstrengung. In seiner Gemeinde gibt es die Tradition seit 1326.
Die Ausbildung zum Fährführer steht auf dem Prüfstand
Sein Mainstockheimer Amtskollege Karl-Dieter Fuchs sagt: "Wir sind ein Stück weiter beim Erhalt der Fähre." Für ihn ist aber auch klar: "Die technische Zukunft drückt." Fast alle Fährgemeinden seien gerade in einer "dummen Situation": Ihnen werde angedroht, dass sie die Decks schließen müssen, was nach Aussage von Fachleuten für solch alte Fahrzeuge eher kontraproduktiv sei.
Ein weiterer Punkt, der Fuchs sauer aufstößt: Fährleute seien seit Jahrhunderten am Main. Doch wenn die Gerüchteküche stimme, soll ab nächstes Jahr die eigene einjährige Ausbildung zum Fährführer nicht mehr möglich sein. Stattdessen sollten es vollausgebildete Binnenschiffer sein. "Dann können wir ziemlich einpacken mit unseren Fähren", befürchtet Fuchs. So gibt es für ihn noch viele Fragezeichen hinter dieser Sache.
"Wir brauchen die Verbindung nach Mainstockheim", betont Horst Reuther (Albertshofen), auch mit Blick auf die beiden Hausarztzentren. Den Bau einer Brücke könnten wir finanziell alle nicht stemmen – außer der Staat gebe einen Zuschuss von 90 Prozent. In der Tourismusregion sei eine solche Fähre auch immer ein Highlight.
Tobias Blesch (Wipfeld) freut sich als "Fährjunge" besonders über die Auszeichnung. Denn er sei noch in Ausbildung und möchte nach den bisherigen Regularien sein Fährpatent erwerben. Die Wipfelder Fähre besitzt ein geschlossenes Schiffsdeck. Allerdings regt sich bei Blesch Skepsis, ob dies Bestandsschutz bringt. Eine halbe Million Euro sei in letzter Zeit in die Technik investiert worden. Wenn er für die Fähre Ersatz beschaffen müsste, koste ihn das drei Millionen Euro.
Die Mainfähre in Dettelbach muss demnächst ersetzt werden
Dass bei der übergeordneten großen Politik noch mehr Gehör gefunden wird, was den Erhalt der Fähren angeht, darauf hofft Dettelbachs Bürgermeister Matthias Bielek. Seine Stadt habe eine besondere Verpflichtung zum Fährbetrieb, weil dies im Eingemeindungsvertag mit Mainsondheim von 1972 festgeschrieben sei. Das Problem: Die Fähre in Dettelbach ist in die Jahre gekommen und fällt immer wieder aus. "Deswegen denken wir aktiv darüber nach, die Fähre zu ersetzen."
Heiko Bäuerlein (Volkach) sieht in der UNESCO-Auszeichnung einen Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Fähren. Diese seien in der hiesigen Gegend mit das sicherste Verkehrsmittel. "Wir brauchen keine unsinkbaren Flugzeugträger", sagt Bäuerlein, "wir brauchen effiziente Fortbewegungsmittel, die unsere einheimischen Winzer, Landwirte und Gäste von einem zum anderen Mainufer bringen."