Eine Wiesentheider Kirchweih mit dem Aufzug der Bürgerwehr, aber ohne Schießen? Das ist in der Marktgemeinde nicht vorstellbar! Dieser Fall drohte aber diesmal, wie Bürgermeister Klaus Köhler berichtete. Den Grund bildeten die aktuellen Auflagen zur Sicherheit aus dem Landratsamt für das seit mehr als 400 Jahren stattfindende Schießen neben der Steigerwaldhalle.
"Wir hatten zwei Optionen: Entweder wir bauen diesen Zaun, oder es gibt kein Schießen", beschrieb das Gemeindeoberhaupt die neue Situation. Diese Blöße wollte oder durfte sich keiner geben. Kurz vor dem Traditionsfest Ende September ist das Thema für Bürgermeister Klaus Köhler vom Tisch. Nach einigem Hin und Her ließ die Kommune in den letzten Wochen den geforderten Zaun errichten.
Derzeit wird zwar noch in und an der Anlage gesägt und geschraubt, aber bis zu dem für viele Wiesentheider wichtigsten Ereignis im Jahresablauf am 26. September, wird alles fertig sein. Auch die erforderliche offizielle Schlussabnahme wird bis dahin erfolgen, versprach der Bürgermeister. Damit ist die Vorgabe erfüllt. "Der Zaun muss stehen, weil das Schießen stattfinden muss. Alles andere ist keine Option", hatte er im Frühjahr betont.
Bürger äußerten Kritik am Vorhaben
Im Vorfeld schien das Ganze zu einem kleinen Politikum in der Marktgemeinde zu werden, das für Kritik sorgte. Ein Zaun sei viel zu groß, total unnötig, was das überhaupt solle, wurde gemeckert. Beim Termin vor Ort gewährte Bürgermeister Köhler dieser Tage einen Einblick in die noch nicht ganz fertig gestellte Schießanlage.
Mit dabei waren auch drei der Bürgerwehr-Offiziere, mit Oskar Freund, Günter Möderl und Klaus Schneider die drei Dienstältesten der Wiesentheider Bürgerwehr. Über 400 Jahre besteht die Tradition bereits, die heute noch gepflegt wird.
Auch die drei Amtsträger hatten die Arbeiten an der Anlage zuletzt von außen mit einiger Skepsis begutachtet, wie sie zugaben, vor allem wegen der Dimension. "Ich habe mich schon gewundert, was die mit dem ganzen Beton machen. Bauen die dort ein Hochhaus?", schilderte Oskar Freund seine Bedenken.
Zwei Meter Zaun entlang der 50 Meter langen Schießbahn
Nein, der Beton war nicht für ein Hochhaus, sondern für die Fundamente eines Zauns, der nun rechts und links entlang der gut 50 Meter langen Schießbahn steht. Diese befindet sich seit Jahrzehnten etwas versteckt, eingebettet zwischen der Halle und einem Hang. Auf ihr schießen einmal im Jahr rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Kleinkaliber-Gewehr.
Zugute kam der Kommune, dass der Besitzer des direkt oberhalb der Anlage liegenden, bewaldeten Grundstücks einen Weg anlegte. Vieles ließ sich damit einfacher bewerkstelligen für den längst fälligen Ausbau der Anlage. "Das hat die Sache für uns vereinfacht", sagte der Bürgermeister.
Vor Ort erläuterte er ausführlicher das Wie und Warum. Auslöser sei gewesen, dass es für die Nutzung der seit Jahrzehnten lediglich zur Kirchweih geöffneten Stätte diesmal keine Zulassung mehr gegeben hätte. Das hatte ein Gutachter des Landkreises Kitzingen im Frühjahr den Verantwortlichen im Rathaus klipp und klar deutlich gemacht. Er könne und werde die Schießstätte so nicht mehr genehmigen, hatte der Fachmann erklärt.
Zaun soll Schutz vor Querschlägern bieten
Im Visier des Gutachters befand sich vor allem ein seit Jahren zur Absicherung provisorisch aufgestellter Bauzaun oberhalb der Anlage. Dieser, neben der natürlichen Böschung, einzige Schutz sei unzureichend, das entspreche überhaupt nicht den Vorschriften. Beim Schießen mit einer Kleinkaliber-Waffe lasse sich nicht vollständig ausschließen, dass ein Querschläger, also eine abprallende Kugel aus dem Gewehr, einen Menschen treffen könne, der sich außerhalb der Anlage befinde.
Erstmals war der unzureichende Schutz 2014 bemängelt worden. Die Gemeinde bekam zunächst Jahr für Jahr eine Ausnahmegenehmigung mit Auflagen. Vor drei Jahren wies der Gutachter erneut darauf hin, doch Corona sorgte für einen erneuten Aufschub, das Schießen fiel zweimal aus. 2022 wurde die Ausnahmegenehmigung noch ein letztes Mal verlängert: Im Frühjahr bekam die Gemeinde quasi die Pistole auf die Brust gesetzt. Es blieb bis September Zeit zu handeln. Ansonsten hätte es den Bürgermeister wohl einige Sympathien gekostet.
Die Entwürfe im Rathaus sahen einen beidseitigen zwei Meter hohen Holzzaun vor, der auf einem Beton-Fundament steht. Eine derart stabile Unterlage sei laut statischer Berechnung nötig wegen der Windlast, so Köhler. Die Zaunanlage sei "nur so groß, dass wir den Sicherheitsvorschriften entsprechen".
Rund 61.000 Euro sind dafür vorgesehen. Kein Pappenstiel. "Das kostet eben einmal Geld; dafür haben wir für die nächsten Jahre unsere Ruhe", schloss auch Offizier Oskar Freund seinen Frieden mit dem Zaun.