Eine neue Umgebung, ein neues Lied und 25 Neubürger. Beim diesjährigen Bürgeraufzug in Wiesentheid war so manches anders und neu aber die grundlegende Tradition selbstverständlich blieb unverändert: das Antreten, das Präsentieren, das Marschieren durch Wiesentheid und natürlich das Bürgerschießen.
Weckruf in der Morgendämmerung
Der Kirchweihdienstag begann in Wiesentheid um 7 Uhr morgens mit dem Weckruf des Bürgerhauptmanns Karl Gropp, der dafür sorgte, dass der Bürgeraufzug korrekt ablief. Nachdem alle wach waren, sammelten die Musikerinnen und Musiker des Wiesentheider Musikvereins die Offiziellen der Bürgerwehr ein, dann Frühstück beim Bürgerhauptmann und um 9 Uhr folgte die Aufstellung.
Dass alle, auch die noch unerfahrenen Jungbürger, in Reih und Glied standen, war Aufgabe der Offiziere und funktionierte wie jedes Jahr. Die Namen aller am Marienplatz angetretenen Bürger las Offizier Oskar Freund vor, was besonders für die, die zum ersten Mal dabei sind, ein unvergessliches Erlebnis war. Gemäß der Tradition schwenkten zu dieser frühen Stunde die drei Jung-Offiziere Alexander Fischer, Stefan Warta und Tim Bertschy drei Fahnen – blau-weiß für Bayern, rot-grün für Wiesentheid und rot-gelb für die Grafen von Schönborn.
Sogar ein Jungbürger aus Schweden ist beim Aufzug dabei
Im Festzug, bei dem die Jungbürger traditionell am Ende laufen, ging's zur Steigerwaldhalle, um dort den treffsichersten Jung- beziehungsweise Neubürger zu küren. Am Schießstand herrschte bei den 25 jungen Männern eine Mischung aus Nervosität und freudiger Erwartung. Mit 50 Meter Abstand feuerten sie auf die knapp 20 Zentimeter große Scheibe jeweils einen Schuss.
Lars Nilsson, geboren und aufgewachsen in Schweden, wohnt seit 2019 in Wiesentheid und war demzufolge in diesem Jahr Jungbürger. Gekleidet mit Frack und Zylinder war der Tag für ihn ein einmaliges Erlebnis. Er sei stolz, nun auch ein Teil dieser Tradition zu sein, sagte der beeindruckte 41-Jährige. Auch Bürgermeister Klaus Köhler war in diesem Jahr übrigens das erste Mal überhaupt beim Bürgeraufzug dabei, schoss auf die Scheibe und war somit auch ein Wiesentheider Jungbürger.
Das Mauritiuslied als krönender Abschluss
Am Abend, nach dem Bürgerschießen, gab es dieses Jahr einen Gänsehautmoment an der Mariensäule. Dank der Idee dreier Jung-Offiziere wurde das Mauritiuslied zu Abschluss des Bürgeraufzugs gesungen – seit langem ein Wunsch der Bürgerwehr. Gespielt von den Musikerinnen und Musiker sangen so alle ihre "Nationalhymne" kräftig mit.
Ein Bürgerkönig mit perfektem Schuss
Stefan Warta gelang an diesem Tag der perfekte Schuss, total ins Zentrum, ein sogenannter kompletter Sechser. Der Offizier, Fahnenschwenker und Wiesentheider Original krönte sich somit zum neuen Bürgerkönig. Als Siegprämie bekam er Wein und eine Golddukate aus dem Hause Graf von Schönborn. Vor knapp zehn Jahren hatte er schonmal den besten Schuss und erreichte damit etwas, was seit über 80 Jahren kein Wiesentheider geschafft hat: Innerhalb weniger Jahre den Titel ein zweites Mal zu gewinnen.
Ergebnis des Wiesentheider Bürgerschießens 2022
Jungbürger-Scheibe: Patrick Stierl, Avantgarde-Scheibe: Martin Skorepa, Ehrenbürger/Gäste-Scheibe: Rainer Bauer (Schützengesellschaft Obernbreit), Bürgerschießen: 1. Rang: Stefan Warta, 2. Rang: Ewald Wächter, 3. Rang: Matthias Elflein, 4. Rang: Joachim Götz und 5. Rang: Josef Weickert.