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PRICHSENSTADT
Umstrittene AfD-Jugend kommt nach Prichsenstadt
Gegen die bislang letzte AfD-Veranstaltung in Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen) im Mai 2017 regte sich Protest.
Foto: Lukas Will | Gegen die bislang letzte AfD-Veranstaltung in Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen) im Mai 2017 regte sich Protest.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:56 Uhr

Erneut ist an diesem Samstag die Sporthalle des TSV Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen) Schauplatz einer Veranstaltung der AfD. Schon im November 2016 hatte in der TSV-Halle der umstrittene Publizist Jürgen Elsässer auf Einladung des AfD-Bezirksverbands zum Thema „Islam – Gefahr für Europa?“ gesprochen. Ebenfalls in Prichsenstadt startete die unterfränkische AfD im Mai 2017 in den Bundestagswahlkampf. Hauptredner damals: AfD-Rechtsaußen André Poggenburg. Nun hat sich die Jungendorganisation der AfD angekündigt.

Die „Junge Alternative“ war Anfang Juni in die Schlagzeilen geraten: Bei ihrem Bundeskongress im thüringischen Seebach hatte der AfD-Nachwuchs das komplette Deutschlandlied gesungen – inklusive der Textpassage „Deutschland, Deutschland über alles“ aus der ersten Strophe – und vorgeschlagen, bei besonderen Anlässen in Schulen ebenfalls das ganze Deutschlandlied singen zu lassen. Auf der selben Veranstaltung hatte Parteichef Alexander Gauland die NS-Zeit als „Vogelschiss in der Geschichte“ bezeichnet.

Redner mit Kontakt zu Rechtsextremen

In Prichsenstadt werden unterdessen zwar AfD-Abgeordnete, aber niemand aus der Parteispitze erwartet. Stattdessen setzt die „Junge Alternative“ bei der als „Konservativismus Kongress“ angekündigten Veranstaltung vor allem auf Redner aus der neurechten Szene. Darunter Felix Menzel, Galionsfigur der sogenannten Neuen Rechten und Chefredakteur des populistischen Onlinemagazins „Blaue Narzisse“.

Zudem organisierte Menzel, Jahrgang 1985, unter anderem eine Veranstaltungsreihe namens „Zwischentag“. Zuletzt im Juli 2015 im Verbindungshaus der Erlanger Burschenschaft Frankonia, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nun auf Anfrage der SPD-Landtagsfraktion erklärte. Laut Verfassungsschutzbericht waren bei dieser Messe „mehrere Organisationen mit Bezügen zum Rechtsextremismus“ sowie „mehrere Personen aus der rechtsextremistischen Szene, darunter auch der ehemalige Leiter der verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann, Karl-Heinz Hoffmann“ vertreten.

Für den Verein zählt nur die Miete

Beim TSV Prichsenstadt will man die Veranstaltung und die AfD nicht bewerten. Für den Sportverein stehe ausschließlich die „wirtschaftliche Seite“ im Mittelpunkt, so Vorstand Thomas Uhl gegenüber dieser Redaktion. Die AfD zahle Miete für die Nutzung der Halle, „alles andere ist mir egal“, sagte er.

Außerdem habe man im April in der Jahreshauptversammlung darüber abstimmen lassen, „ob wir die Halle an politische Parteien vermieten“, so Uhl. 42 von 44 stimmberechtigten Mitgliedern hätten damals mit Ja gestimmt. Und die AfD sei nun einmal „eine demokratisch legitimierte Partei“.

Unbekannte warfen Anti-AfD-Flyer in Briefkästen

Prichsenstadts Bürgermeister René Schlehr (CSU) betont unterdessen, dass es sich um keine öffentliche Veranstaltung handelt. Der Verein müsse entscheiden, an wen er seine Halle vermietet und trage die Verantwortung. Für ihn als Bürgermeister sei nur wichtig, ob die Veranstaltung Auswirkungen auf die Sicherheit im Ort habe. „Ich hoffe, dass es nicht zu unangenehmen Dingen kommt“, so Schlehr – weder in, noch vor der Halle.

Während der Poggenburg-Rede vor gut einem Jahr hatten rund 100 Menschen in Prichsenstadt friedlich gegen die Veranstaltung protestiert. Aktuell sei keine Gegendemonstration angemeldet, heißt es bei der Polizeiinspektion Kitzingen auf Nachfrage. Unbekannte warfen allerdings in den vergangenen Tagen Flugblätter in mehrere Briefkästen in Prichsenstadt, auf denen die Bürger zum „zivilen Protest“ gegen „rechtes Gedankengut“ aufgefordert werden. „Kein Fußbreit dem Faschismus!“ und „Stoppt die AfD“ steht auf dem Flyer, der der Redaktion vorliegt.

Uhl hofft vor allem, dass eine erneute Beschädigung der TSV-Halle ausbleibt: Nach der jüngsten AfD-Veranstaltung im Mai 2017 hatte ein unbekannter Täter über Nacht einen Spruch an die Wand des Vereinsheims gesprüht, in dem der TSV für die Vermietung der Halle an die AfD kritisiert wird.

 
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  • V. S.
    Schäm dich TSV. Mitglieder zeigt euch und tretet aus diesem Verein aus. Das Vereinsheim ist auch mit Fördermitteln der Allgemeinheit gebaut worden. Eine Frechheit des 2. Vorsitzenden.
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  • V. K.
    Toller, sehr informativer Artikel. Besonders das vermittelte Hintergrundwissen. Ich nehme an, Bilder und einen ausführlichen Bericht vom Kameradschaftstreffen wirds dann eher nicht geben ? Meist wird die Presse ja ausgesperrt. Na ja, ist eigentlich auch nicht so wichtig. Da wird eh wieder nur ständig dieselbe alte Leier von hochbegabten Minderleistern gespielt.
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  • P. K.
    Ja, da kommen nur AfD konforme Medien rein.
    Diese Partei nutzt zwar die Möglichkeiten der Presse- und Meinungsfreiheit exzessiv. Selbst gewährt sie diese Freiheit aber nur restriktiv.
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  • V. K.
    Hauptsache der Verfassungsschutz ist dabei, und wirft ein Auge auf die Jungs. Von daher sind solche Veranstaltungen eigentlich zu begrüßen. Es können fleißig Daten gesammelt und Erkenntnisse zum rechten Spektrum gewonnen werden.
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  • P. K.
    Ich habe den Eindruck, dass hier einige rechtsradikale Kommentatoren ein Netzwerk bilden um Propaganda für ihre verachtenswerte Ideologie zu betreiben. Es sind doch immer die gleichen Typen die sich zusammentun um scheinbar die Meinungsmehrheit darzustellen.
    @Mainpost
    So geht das nicht weiter. Die Meinungsfreiheit ist doch nicht dazu da um Selbstmord zu begehen indem sie einem hyperativem, radikalen Mob alles als Äusserung der freien Meinung durchgehen lässt.
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  • M. E.
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  • P. K.
    Der Bürgermeister hofft also, dass es nicht zu unangenehmen Dingen kommt.
    Das unangenehme Ding kommt ganz gewiss in Form der AfD Jugend. Schlimmer geht es doch kaum noch.
    Herr Bürgermeister, wie sieht es denn zukünftig mit Zuschüssen für den TSV aus. Braucht der doch nicht mehr. Oder?
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  • T. B.
    @PKD, Sie sind mal wieder auf dem Holzweg, die Sorge des Bürgermeisters ist vielmehr die Gewalt durch linke Gruppierungen. Ich kann mich an keine gewaltsame AfD-Versammlung erinnern, während Gewalt durch LINKE regelmäßig stattfindet. Aber das nennt man ja auch Engagement am Volk.
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  • P. K.
    Auf welchem Weg sind sie? Auf dem in den rechten Abgrund sage ich. Viel Spass darin.
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  • E. B.
    Hallo Herr Boell,
    ich sehe es genauso wie Sie. Man muss sich eigentlich für diesen Verein schämen.
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  • T. B.
    @fabian.beoll, legen Sie fest was moralisch legitim ist? Die AfD ist laut Studien zu 60 % eine Protestpartei, das heißt, diese Leute haben nicht aus Überzeugung diese Partei gewählt, sondern um den amtierenden Parteien einen Denkzettel zu verpassen. Ich habe und werde keine AfD wählen, aber ich habe sehr oft schon mit Leuten diskutiert, welche die AfD gewählt haben. Und es überrascht mich überhaupt nicht, dass diese Leute sich von den Hardlinern dieser Partei kategorisch distanzieren. Letztlich, und dies ist bei den meisten Wählern der Fall, sind diese mit der Zuwanderungspolitik der Regierung unzufrieden, das sind übrigens laut Forsa beinahe 80 % der Menschen in diesem Land. Nur AfD-Wähler pauschal unterschwellig als Nazis zu bezeichnen, was einige Foristen hier tun, ist dumm und kontraproduktiv. Vielmehr sollte man mit diesen Leuten mehr diskutieren, denn Abgrenzung erzeugt nur noch mehr Distanz.
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  • P. K.
    Wer sich von den Hardlinern der AfD distanzieren will redet Kein Wort mit AfD Anhängern. Was ist denn Gauland, ein Softliner?
    Dem rennen die Anhänger aber blind hinterher.
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  • V. K.
    Diskussion mit der AfD hilft der Partei bei ihrem Dauerwahlkampf über viele einzelne (ausgewählte) Themen. Daher ist der AfD auch die unabhängige Medienberichterstattung ein Dorn im Auge. Diskussion mit der AfD hilft ihr einen eigenen neofaschistisch aufgeladenen "neuen" Begriff von Demokratie zu prägen. Und ihr größter Triumph wäre, wenn sie dafür Massen mobilisieren könnte. Auf diesem Weg würde sie sich demokratisch legitimiert fühlen unsere Demokratie abzuwickeln. Ähnliches ist im 3. Reich geschehen, wo Millionen von Menschen durch Fanatismus gleichgeschaltet wurden. Der Schritt zu einer extremen rechtsradikalen Partei, wie sie die NPD ist und die NSDAP war, ist immer klarer.zu erkennen. Es war vorherzusehen, dass sie auf Dauer extrem sein müssen, damit sie hoffen können Wähler zu binden. Nur, dieses braune Biest werden sie nicht mehr in die Flasche zurück bekommen. Vielleicht werden wir uns eines Tages wieder die Augen reiben und uns fragen, wie das passieren konnte.
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  • B. L.
    Hätte ich eine Halle zu vermieten, wäre es für mich, kein Thema, diese Halle an die AfD- Jugend zu vermieten. Das ist eine Partei von vielen,und noch dazu im Bundestag.
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  • P. K.
    Hätte ich eine Halle zu vermieten, dann wüde ich sie eher anzünden als dass ich sie diesem braunen Gschwerl vermieten täte. Da kämen nur anständige Leute rein. Frau Stamm zum beispiel.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Mail-Adresse nicht bestätigt.
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  • F. B.
    Traurig, dass für den Verein nur das Geld zählt. Das ist wohl eher ein vorgeschobener Grund und sagt Einiges über die politische Einstellung aus. Wie würde man wohl reagieren, wenn ein Lobbyverein für Tierversuche für die Kosmetikindustrie anfragen würde?
    Demokratisch legitimiert heißt noch lange nicht moralisch legitim und die Rednerliste bzw. Besucher aus vergangenen Tagen sprechen ja wohl für sich. Klar muss die Demokratie Einiges aushalten, aber es ist schon ein bewusstes Statement, wen man unterstützt und sei es "nur" indirekt.
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