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Kitzingen
Die Vision der grünen Stadt: Wie Kitzingens Mitte aufblühen und zur neuen Attraktion werden soll
Zehn Jahre lang passierte nichts, nun liegen die Entwürfe zum Umbau von Kaiserstraße und Königsplatz auf dem Tisch. Und was soll man sagen? Es könnte tatsächlich der große Wurf werden.
Schöne neue Welt: So stellt sich das Würzburger Stadtplanungsbüro künftig den Bereich vor der evangelischen Stadtkirche in der Kaiserstraße vor.
Foto: Holl Wieden Partnerschaft | Schöne neue Welt: So stellt sich das Würzburger Stadtplanungsbüro künftig den Bereich vor der evangelischen Stadtkirche in der Kaiserstraße vor.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:35 Uhr

Der Kerngedanke steht gleich im ersten Satz. Ein "neuer urbaner Stadtraum" soll da in der Mitte Kitzingens wachsen, indem "das autozentrierte Leitbild des Altstadtquartiers mit der Kaiserstraße konsequent zu einem fußgängerzentrierten Altstadtkern entwickelt" wird. So liest man es im Siegerentwurf des von der Stadt initiierten Ideenwettbewerbs, dessen Ergebnisse seit Kurzem feststehen. Es geht darum, einen jahrzehntealten Konflikt zu überwinden: Auto gegen Mensch, Parkplätze gegen Bäume. Wie viel Verkehr muss an dieser Stelle künftig zugelassen werden, wie viel Grün darf hier sprießen?

Von einem "ersten Schritt in die grüne, ökologische Phase" spricht Thomas Wirth, der mit seinem Landschafts- und Stadtplanungsbüro arc.grün den Wettbewerb für die Stadt betreut hat. Der Stadtrat reagierte am Donnerstagabend begeistert, ja teils euphorisch auf diese Vision der grünen Stadt. Unter 20 Entwürfen hatte eine Fachjury den Sieger gekürt: das Büro Holl Wieden Partnerschaft aus Würzburg und el:ch Landschaftsarchitekten aus München. "Ich bin heute sehr glücklich", sagte Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU). "Es ist der Startschuss, dass Kitzingen endlich seinen schönsten Platz angeht." Rank lobte vor allem die Sensibilität des Siegerentwurfs, der den Bestand "sehr behutsam" aufgreife und "trotzdem sehr viel Grün und Leben in die Stadt" bringe. Dieser Entwurf biete "alle Möglichkeiten".

So sieht es im Moment noch vor der Stadtkirche aus. Der Brunnen links im Bild könnte weiter nach vorne und damit stärker in den Fokus rücken.
Foto: Andreas Brachs | So sieht es im Moment noch vor der Stadtkirche aus. Der Brunnen links im Bild könnte weiter nach vorne und damit stärker in den Fokus rücken.

Es ist der Einstieg in das große Thema Innenstadtumbau, und deshalb wird dieser erste Schritt besonders interessiert beäugt werden. Die Stadt erhofft sich nicht weniger als einen "ähnlichen Impuls für die Stadtentwicklung, wie es die Gartenschau im Jahr 2011 für das Mainufer der Stadt werden konnte". Man wolle den Menschen in Kitzingen "ihre Straße" zurückgeben. Große Worte, die nun mit Leben zu füllen sind.

Dabei steht man vor einem ähnlichen Problem, wie es jüngst im Wahlkampf in Berlin aufschlug: Auto- und Fußgängerverkehr miteinander zu versöhnen. Unter einem Online-Artikel der Redaktion zum Umbau der Kaiserstraße schrieb ein Nutzer: "Die Parkplätze werden großteils verschwinden, wie das aktuell eben so in Mode ist. Wer etwas anderes hofft, ist ziemlich blauäugig." Tatsächlich heißt es seitens der Stadt unter Berufung auf eine Verkehrsanalyse, der Stellplatzbedarf könne "deutlich reduziert werden".

"Es ist der Startschuss, dass Kitzingen endlich seinen schönsten Platz angeht."
Thomas Rank, Stadtentwicklungsreferent des Stadtrats

Rund 70 Parkplätze – heute sind es 117 – bleiben im Konzept des Siegers enthalten, "kein Kahlschlag", wie Stadtentwicklungsreferent Rank sagt. Um die erwünschte "Aufenthaltsqualität" zu schaffen, soll die heute noch als Hauptachse der Altstadt genutzte Kaiserstraße auf 6,50 Meter Breite zurückgebaut und das Tempo auf 20 km/h gedrosselt werden. Baumgruppen entlang der Fahrbahn sollen das in Zeiten der Klimawende dringend benötigte Grün bringen. Zu den 19 Bestandsbäumen könnten 49 neue kommen, offenporig gepflanzt im Stockholmer System, bei dem das Wasser in das Baumsubstrat eindringen und gespeichert werden kann. Im Schatten von italienischem Ahorn und rund um Staudenbeete sollen die Menschen an kleinteilig gestalteten Plätzen sitzen, die sich bei Bedarf, etwa beim Stadtfest, in einen "multifunktionalen Raum" verwandeln lassen.

Auch vor der markanten Magnolie vor dem Landratsamt soll es Sitzmöglichkeiten geben. Drumherum entsteht eine großzügige, gepflasterte Fläche, die den gesamten Raum vor der evangelischen Kirche, über Marktturm, Rathaus und Landratsamt optisch aufweitet. Der vorhandene Brunnen soll nach vorne rücken und so als Attraktion exponiert werden. Gleichzeitig entsteht ein Raum, der flexibel für Feste, Veranstaltungen und Märkte nutzbar ist. Am Gustav-Adolf-Platz ist der Kreisverkehr in den Plänen nicht mehr enthalten, stattdessen eine abknickende Vorfahrt in die Alte Burgstraße.

Den Kitzinger Königsplatz gibt es in seiner heutigen Gestaltung seit 1883. Parkplätze und Straße rechts im Bild sollen komplett wegfallen. Die Zufahrt würde dann über die linke Seite erfolgen.
Foto: Daniela Röllinger | Den Kitzinger Königsplatz gibt es in seiner heutigen Gestaltung seit 1883. Parkplätze und Straße rechts im Bild sollen komplett wegfallen. Die Zufahrt würde dann über die linke Seite erfolgen.

Den größten Eingriff wird es am Königsplatz geben; dort könnte sich das vertraute Bild von Grund auf ändern, wenn die Parkplätze vor der Hypo-Bank und die breite Zufahrt auf die Kaiserstraße komplett entfallen. Der heute von viel Grau, viel Blech und viel Hektik dominierte Bereich soll als kleinteiliger Platz mit Pflanzbeet und neun neuen Bäumen inszeniert werden. Bäcker und Metzger sollen großzügige Bereiche zur Außenbewirtung erhalten und der weit an den Rand gedrängte Brunnen deutlich stärker in den Fokus rücken. Der Autoverkehr würde dann westlich des Platzes verlaufen.

Jetzt sollen die Ergebnisse mit den Leuten besprochen werden

Noch sind das alles nur vage Ideen, erste Vorschläge, nichts davon ist in Stein gemeißelt, nichts in Beton gegossen. Der Stadtrat hat das Konzept am Donnerstag lediglich "zur Kenntnis" genommen, die eigentliche Arbeit wartet jetzt, wenn die Vision auf die Wirklichkeit trifft. Die Entwürfe sollen mit den Menschen vor Ort besprochen und abgestimmt werden. Die Anregungen landen dann im Stadtrat, werden bewertet, abgewogen und in konkrete Handlungsschritte übersetzt. Ein langwieriger Prozess. Bis in dem Bereich erste Ergebnisse sichtbar werden, können Jahre vergehen. Aber nach zehn Jahren Anlauf und viel Leerlauf lässt sich feststellen: Der Anfang ist gemacht – und ihm wohnt ein Zauber inne.

Alle Wettbewerbsergebnisse sind vom 20. Februar bis 3. März in der ehemaligen Commerzbank (Kaiserstraße 3) zu sehen. Geöffnet Montag bis Mittwoch und Freitag von  10 bis 13 Uhr, Donnerstags von 15 bis 19 Uhr. Am Donnerstag, 23. Februar, von 17 bis 19 Uhr und am Freitag, 24. Februar, von 10 bis 13 Uhr wird Stadtplanerin Bianca Buck während der Ausstellung für Nachfragen zur Verfügung stehen.

 
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  • R. H.
    Kitzingen wird in Schönheit sterben. Wie sollen die Anlieger der genannten Straßen bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage, die wohl nicht besser wird, solche Kosten tragen? Von ein paar Flanierenden und kaffeetrinkenden Rentnern oder Fahrradtouristen wohl kaum. Die steuerzahlenden Normalbürger haben kaum mehr die Möglichkeit ihre Einkäufe und Erledigungen einfach und schnell zu machen. Kitzingen lebt auch vom Umland, welches nicht nur zum Kaffeetrinken hinkommt. Die Ideen der Stadtplaner müssen gründlich diskutiert und dann pragmatisch und zügig, vor allem kostengünstig umgesetzt werden. Würzburg (Spiegelstraße und Kaiserstraße) gibt hier ein schlechtes Vorbild.
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  • A. R.
    Viel kostengünstiger als mit ein paar Bäumen und Pflastersteinen kann man eine solche Verkehrsberuhigung, wie sie in der Altstadt definitiv überfällig ist, doch kaum umsetzen.
    Und hier muss ich Sie einmal berichtigen: an einem flanierenden Rentner ist viel mehr verdient als an einem "steuerzahlenden Normalbürger" der direkt vor einem Laden parken will und dann wieder verschwindet. Außerdem gibt es ja trotzdem noch mehr als genug Parkplätze, wenn auch nicht *direkt* vor der Tür.

    Am meisten verdient die Stadt jedoch indem sie sich zu einem attraktiveren Wohnort macht und so die ganzen leerstehenden Wohnungen füllt. Wer sowieso täglich vor Ort ist gibt hier auch am meisten Geld aus. Eine attraktivere Kaiserstraße und ruhigere Verkehrssituation könnte so manchen Immobilienbesitzer doch motivieren in die alten Gebäude zu investieren.
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  • W. S.
    Schaut nicht schlecht aus - würde mir aber wünschen, dass mancher Facharzt oder auch Fachgeschäft an den Stadtrand umsiedelt. So müßte man den inneren Stadtkern nicht anfahren.
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  • R. H.
    Richtiges Stadtgrün ist nicht nur für das Auge wichtig, sondern ins besonders für das Stadtklima und den Klimawandel. Dies sollte im Konzept an erster Stelle berücksichtigt werden.

    Mein Grünes Herz, schlägt aber erst in einem vernünftigen Rhythmus, wenn ich auf den Dächern der Kitzinger Altstadt Photovoltaik sehe.

    Ob Stadtgrün oder Photovoltaik - Optik ist wichtig, unsere Klimaziele sind höchst brisant!
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