
In einem Kitzinger Monopoly wären Kaiserstraße und Königsplatz vermutlich die Renner. Doch hinter den prachtvollen Namen steckt heute mehr Schein als Sein. Die zentrale Innenstadt-Achse ist in die Jahre gekommen und steht vor einem radikalen Umbau – wie radikal, das werden die Gespräche in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Die Zeit drängt, so viel hat Oberbürgermeister Stefan Güntner gerade deutlich gemacht. Das Projekt, das bislang nicht vor 2027 starten sollte, werde nun "schneller als gedacht" umgesetzt – mit dieser Botschaft überraschte er bei der Bürgerversammlung in der Alten Synagoge. Der Ausbau, so heißt es aus dem Rathaus, soll bereits Anfang 2026 beginnen und etwa zweieinhalb Jahre dauern.
Das erhöhte Tempo sei der derzeit noch "äußerst günstigen" Förderkulisse geschuldet, so Güntner. Dem Vernehmen nach bekommt die Stadt die Maßnahme mit bis zu 80 Prozent von Bund und Land gefördert, wenn sie "erheblich zur Verbesserung des Stadtklimas" beiträgt. Dazu sollen neben dem Einsatz nachhaltiger Materialien auch 55 neue Bäume entlang der gesamten Achse gepflanzt werden.
Aber wie viel Reformeifer verträgt der Bereich zwischen Alter Mainbrücke und Fastnachtmuseum? Diese Frage geht in erster Linie an die Betroffenen: an Geschäftsleute und die Anwohner. Mit ihnen will die Stadt rasch ins Gespräch kommen: zum einen, um deren Wünsche und Ideen abzufragen, zum anderen, um ihnen die Folgen und Umstände der nicht ganz so einfachen Baustelle zu erklären. "Es gibt keine Diskussionen mehr über das Ob, sondern wir machen uns jetzt Gedanken über das Wie", sagt der OB.
Welche Folgen hat der Umbau für Geschäftsleute und Anwohner?
Die Schwierigkeit für alle wird darin liegen, dass hier am offenen Herzen der Innenstadt gearbeitet wird. "Die neue Straße wird nicht vom Himmel fallen und am nächsten Tag fertig sein", so Güntner. Während der Bauzeit müssen die Leute zu ihren Häusern und Wohnungen kommen, Geschäfte und Ämter sollen bestmöglich erreichbar bleiben.
Deshalb, so erklärte Bauamtsleiter Oliver Graumann, werde man nicht den ganzen Bereich in einem Zug entwickeln, sondern in mehrere Bauabschnitte teilen. Noch sei nicht geklärt, an welcher Stelle die Arbeiten beginnen. Klar ist aber: "Das wird nicht die leichteste Übung." Und: "Wir brauchen die Mithilfe aller."
Rund 14,2 Millionen Euro hat die Stadt für den Eingriff veranschlagt, der Eigenanteil liegt bei etwa drei Millionen Euro. Und auch dieses Geld wird nicht vom Himmel fallen, sondern muss – über mehrere Jahre – im traditionell eng gestrickten Haushalt eingepreist werden.
Wie groß der Kühleffekt durch das Projekt sei, wollte bei der Bürgerversammlung eine Zuhörerin wissen. Schließlich heize sich die Innenstadt im Sommer mehr und mehr auf und sei "wie ein Backofen". Jens Pauluhn, der Leiter des Tiefbauamts, machte in dieser Hinsicht wenig Hoffnung. "Große Grünflächen mit Aufenthaltsqualität wird es nicht geben." Vielmehr solle die Kaiserstraße wieder eine "belebte Einkaufsstraße" werden.
Den Bereich vor dem Kaufhaus Storg packt die Stadt nochmals an
Der Wettbewerb zum Umbau von Kaiserstraße und Königsplatz hat auch Ideen für den angrenzenden Bereich am Stadtgraben erbracht. Nach dem Umbau des ehemaligen Kaufhauses Storg hat die Stadt dort eine Situation geschaffen, die laut Bauamtschef Graumann als "Provisorium" zu sehen ist. Bis zu einer "endgültigen Lösung" kann es noch dauern. Dennoch will die Stadt den Bereich in den nächsten Wochen noch einmal anpacken.

Graumann räumte ein, dass die Blickachsen am dortigen Zebrastreifen "nicht gut" seien. Er betonte noch einmal, dass die Situation "allen Normen" entspreche, sprach aber gleichzeitig davon, dass die Stadt hier "zwingend nachbessern" müsse. Auch am Gehsteig, der zur Straße hin stark abfällt, lasse man die schadhaftesten Stellen ausmerzen. "Alles werden wir nicht schaffen. Dazu müssten wir die Straße anheben." In diesem Bereich befänden sich die Keller des alten Kaufhauses. Bis Jahresende sollen die Arbeiten erledigt sein.
Die laminare Luftströmung durch eine Straße in Hauptwindrichtung wird durch (größere) Bäume bekanntlich verwirbelt, was in Hitzeperioden zu effektiveren Temperaturaustausch zwischen den jetzt überwiegend Strahlungsbelasteten Wärmetauscherflächen Straße und Gebäudemauern führt.
Der Schatten ist auch nicht zu verachten.
Interessant wird es im Winter, wenn der gleiche Effekt mit atlantischer Kaltluft passiert.
So ein Baum vor der Hütte kann schon mal einige hundert Euro mehr Heizkosten verursachen - egal mit welcher Energieform man heizt !!
gez. R. König