Man sieht die Türme der beiden Stadtkirchen, den Marktturm, und dann schiebt sich durch die Balken des Dachstuhls plötzlich die schiefe Haube des Falterturms. Kitzingens Wahrzeichen, eingerahmt wie ein Stillleben. Blauer Himmel, weiße Wölkchen, ein kalter Ostwind. Wolfgang Rosentritt hat für den Rundgang die Strickmütze aufgezogen, doch die Sicht von hier oben, der Mansarde des alten Kaufhauses Storg, wärmt auch ihn.
Wer sich demnächst hier einquartiert, bekommt den betörenden Blick über die Dächer der Stadt gratis dazu. Wäre alles nach Plan gelaufen, würden hier jetzt die ersten Mieter einziehen, aber was läuft zurzeit schon nach Plan? Als Profi kennt Rosentritt die Probleme auf dem Bau nur zu gut. Also, Augen zu und durch. "Das Ganze hat uns viel Energie gekostet", sagt der Immobilienfachmann.
Das frühere Kaufhaus Storg ist auch eineinhalb Jahre nach Baubeginn eine einzige Baustelle, der große Kran steht noch immer, und das Gebäude ist weiterhin nicht ganz dicht. Wer mit Rosentritt durch die oberen Etagen stromert, watet durch gartenteichgroße Pfützen. Zu den gewaltigen Problemen auf dem Bau – Material-, mehr noch Fachkräftemangel – kommt nun also noch eine weitere Variable, die einen Baumeister wie Rosentritt um Wochen zurückwirft: das Wetter.
"Es hat uns ständig reingeregnet", sagt er. "Wir haben das Gebäude nicht dichtbekommen." Immer noch steht das Wasser schuhsohlenhoch in den Gängen. Erst langsam hat Rosentritt das Gefühl, die Lage in den Griff zu kriegen. Er wirkt in diesen Momenten wie einer, der wieder einen kleinen Sieg über das störrische Objekt errungen hat.
Wer sich wie Rosentritt in ein altes Kaufhaus verliebt, erbt nicht nur Nostalgie. Einen wuchtigen Klotz in kleinteilige Wohnungen zu verwandeln ist anspruchsvoll. Wenig Tageslicht dringt in sein Inneres, Wände lassen sich schwer versetzen, ohne die Statik zu gefährden und in die Tragstruktur einzugreifen, und an allen Ecken und Enden lauern Überraschungen und ungeahnte Risiken. Voller Inbrunst wehrte sich etwa die Rolltreppe dagegen, zum alten Eisen geworfen zu werden. Mit schwerem Gerät und Flaschenzug rückte man dem widerspenstigen Wesen zu Leibe.
Die Treppenhäuser, den alten Aufzugsschacht und manches mehr hat Rosentritt übernommen, im Kern war das Haus in Ordnung, sonst hätte er sich erst gar nicht auf das Projekt eingelassen. Anderes musste raus, die alte Lüftungsanlage etwa, auch so ein störrisches Monstrum und ein Energiefresser dazu. Beheizt wird das Gebäude jetzt mithilfe von Wärmepumpen.
Es braucht Mut, eine Vision und natürlich Geld, aus einem alten Warenhaus ein neues Zentrum urbanen Lebens zu machen. Einen hohen einstelligen Millionenbetrag wird Rosentritt am Ende in das Projekt investiert haben. Die Kosten sind ihm ebenso davongelaufen wie die Zeit. Um Wochen, wenn nicht Monate, ist Rosentritt in Verzug, aber die Fortschritte sind unübersehbar. Längst verschwunden ist die frühere Fassade aus futuristischen Waben, eine Herausforderung fürs Auge. Aus dem riesigen, fensterlosen Kubus, der wie andernorts zur Kaufhausruine zu werden drohte, hat Rosentritt einen Hingucker gemacht, leicht und einladend.
Seit Dezember hat im Erdgeschoss der NKD wieder geöffnet. Rechts davon, an der Stelle des früheren Rossmann, entsteht bis Ende 2023 auf rund 300 Quadratmetern eine Tagespflege, und an der Ecke zur Ritterstraße, jenem Bereich, an dem Rosentritt die Rundbögen des alten Capitol-Kinos wieder freilegen ließ, wird in diesem Sommer der Kiliansbäck mit Bäckerei und Café einziehen.
Bis alle 31 Wohnungen bezugsfertig sind, wird es mindestens Ende 2023 werden. Noch ist – außer den künftigen Zuschnitten – nicht viel von den künftigen Appartements zu erkennen. Sie sind zwischen 55 und 110 Quadratmeter groß, und Rosentritt hat von Anfang an festgelegt, sie nicht zu verkaufen, sondern zu vermieten. Heute sieht er sich bestätigt. Durch die aktuelle Geld- und Zinspolitik seien Wohnungen als Kapitalanlage gerade tot, kaum mehr vermittelbar.
Überhaupt fragt er sich, wer bei solchen Kosten künftig noch in den Wohnungsbau investieren soll, wer sich die immer weiter steigenden Mieten vor allem in den Städten noch leisten kann und wo eigentlich die 400.000 Wohnungen im Jahr herkommen sollen, die sich die Ampelkoalition als ehrgeiziges Ziel auf ihre Agenda geschrieben hat.
Mit dem absehbaren Ende der Baustelle wird auch der Kran die längste Zeit vor dem Gebäude gestanden und die Durchfahrt blockiert haben. Ein Aufschrei ging durch die Nachbarschaft, als im Herbst 2021 bekannt wurde, dass die Straße quasi über Nacht dichtgemacht wird, und dies wohl für lange, lange Zeit. Lediglich ein schmaler Durchgang für Fußgänger blieb offen. Die umliegende Geschäftswelt schrie Zeter und Mordio, fürchtete um ihre Existenz, von drohendem Ruin war die Rede. Rosentritt bat um Verständnis: Ohne Kran gehe eine solche Baustelle nun mal nicht.
Spätestens im Sommer soll der Riesenausleger nun abgebaut werden. Die Straße wird dann wieder befahrbar sein, in beide Richtungen. Im Kitzinger Rathaus gab es zwar Erwägungen, den Bereich vor dem Storg zur Einbahnstraße zu machen. Damit aber wird es noch dauern, bis ein Verkehrs- oder Mobilitätskonzept für die Innenstadt vorliegt.
Viele alte Gemäuer sind zu verwinkelt, klein und entsprechen den modernen Ansprüchen schlicht nicht mehr.
Natürlich ist Denkmalschutz wichtig, aber wer mit Bedacht und Stil renovieren will, dem sollten keine Steine in den Weg gelegt werden.
Selbst durfte ich Herrn Rosentritt kennenlernen, damals noch in Würzburg. Wir hatten Probleme in einer Wohnung, welche von ihm gebaut wurde.
Ich fand es bemerkenswert wie professionell nach einer Lösung gesucht wurde.
Zu jeder Zeit konnte man mit ihm ein gutes Gespräch führen ohne den Sachverhalt aus den Augen zu verlieren.
Solche Unternehmer braucht das Land, die nicht nur schnell Geld verdienen möchten, sondern mit Qualität und Optik bauen.
Machen Sie weiter so, sie sind eine Bereicherung für die Stadt Kitzingen und der gesamten Branche.
Vielen Dank!
Aktuell, regional mit Ausblick,auf die Zukunft mit den entsprechenden Aussichten.
Gegenüber den Z-Promi Geschichtli der MP eine Wohltat.
Meinen Glückwunsch an den Investor, er hat seine Visionen umsetzen können. Man darf sich als Kitzinger sehr glücklich schätzen, dass er dieses Ungetüm in ansehnliche Werte umwandelt.
Desweiteren darf man froh sein, dass das Investitionsvolumen nicht mangels Masse scheitert.
Wer heute bauen will, braucht Reserven in Geld und Nerven. Beides darf ihm nicht versiegen.
Kitzingen wird profitieren, das ist sicher.
gewöhnt man sich schnell an eine sgn. "schöne Aussicht als
Dauerbewohner.
Mir fiel diese erst dann wieder auf, als über Nacht erstmals frisccherSchnee gefallen war und alles war weiss. Klar ist natürlich, ein guter Fernblick mit seinen Stimmungsbildern ist chon schön.
Wer ko ... der ko..... wer in der Kiste liegt.... sicht gar nix mehr!