Der Wettlauf um das Wasser hat auch Franken erreicht. Wie man die Verteilung und Nutzung organisieren kann, darüber sollten deutsch-israelische Konsultationen Aufschluss geben. Die Landtagsabgeordnete Barbara Becker hatte eine zehnköpfige Expertengruppe aus Israel eingeladen, um Kontakte zu wirtschaftlichen Themen zu vermitteln und Erfahrungen auszutauschen.
In Unterfranken gab es kürzlich von Medienrecherchen ausgelöste Diskussionen, wer wieviel Wasser entnimmt und entnehmen darf. Tomer Swisa, Geisteswissenschaftler und Unternehmer aus Israel, berichtete, dass es in Israel nur eine zentrale Stelle für Wasserrechte gebe. Unkontrollierte private Entnahmen seien nicht gestattet.
Deutschland muss beim Thema Wasser aktiv werden
Seine wichtigste Anregung: Die Deutschen müssten endlich aktiv werden beim Thema Wasser und nicht nur reden. In Israel gebe es wesentlich mehr Innovationen und Start-Ups rund um die Wasserverteilung und -nutzung, ebenso eine größere Bereitschaft, Änderungen rasch zu vollziehen. "Wir müssen die Herausforderungen nennen und offen damit umgehen", forderte er.
In Deutschland und der EU vermisst Swisa insbesondere eine verlässliche Datengrundlage über Preise von Arbeit, Herbiziden und Pestiziden und andere Faktoren in Landwirtschaft und Gartenbau, auf der Unternehmer Start-Ups aufbauen könnten. Israel sei gerne bereit, Unterstützung anzubieten, insbesondere da es von Deutschland in der Vergangenheit selbst viel Hilfe erfahren habe. So sei das Kibbuz Hatzerim bekannt für innovative Wasserprojekte. "Habt keine Angst vor Veränderung, geht sie aktiv an", riet er den deutschen Gastgebern.
Es müssen zukunftsfähige Konzepte entwickelt werden
Der Abgeordneten Barbara Becker ist es ein Anliegen, nationale und internationale Netzwerke zu schaffen und zu nutzen, um zukunftsfähige Konzepte rund um das Thema Wasser zu entwickeln. Ein Gedanke, der sie besonders fasziniert: In Bayern fließen jährlich 1,8 Milliarden Kubikmeter geklärte Abwässer in Flüsse und Meer. Nur zehn Millionen Kubikmeter davon würden ausreichen, um die Bewässerung in Notzeiten zu gewährleisten, sagte sie unter Berufung auf belegte statistische Zahlen.
Becker verwies auf das Konzept der Gemeinde Castell. Dort sollen vorgeklärte Abwässer von Betrieben zur Bewässerung genutzt werden. Sie kenne weitere zukunftsträchtige Projekte. Die Aufgabe der Politik sei es, administrative Hindernisse zu beseitigen, damit es auf breiter Ebene funktioniere.
Peter Schwappach von der Regierung von Unterfranken ergänzte, die zehn Millionen Kubikmeter Wasser für Notzeiten könnten auch in den Wintermonaten aus dem Main entnommen werden, was den Pegel lediglich um drei Zentimeter senken würde. In den Weinbergen bei der Vogelsburg erhielt die Delegation Informationen über den Weinbau. Auch die Bewässerung war Thema.
Und Wasserschutz scheint den Vertretern der bay Regierunsparteien auch nur in Wahlkampfzeiten wichtig zu sein. Hatten CSU und Freie Wähler im Landtag jüngst „Lockerungen beim Trinkwasserschutz im Landesentwicklungsplan ins Spiel gebracht, woraufhin es Kritik von Verbänden, Umweltschützern und Kommunen hagelte. Konkret forderten die Regierungsfraktionen, Grundwasser nicht mehr "bevorzugt" zur Trinkwasserversorgung, sondern auch für Lebensmittel- und Getränkeherstellung bereitzustellen. Außerdem war vorgesehen, den strengen Schutz von Tiefengrundwasser und Wasserschutzgebieten aufzuweichen.“